Wir schreiben das Jahr 1023. Auf einer Hügelkuppe in einem sumpfigen Gebiet zwischen Steigerwald und Main stehen seit etwa 200 Jahren vereinzelt Gehöfte. Gerne würden sich die Bewohnerinnen und Bewohner zuweilen einen saftigen Wildbraten auf den Sonntagstisch stellen, doch das Erlegen von Hochwild ist ihnen bei Höchststrafe verwehrt, die Jagdrechte obliegen dem Kaiser Heinrich II.
Dieses Recht auf die Jagd, auch Wildbann genannt, steht zum Verleih an. Und Kaiser Heinrich II. überträgt es an den Bischof zu Würzburg. Der Vorgang wird beurkundet: "mitten durch Wostgevildes bis zur öffentlichen Straße nach Horehusun, hierauf nach Marcburgehusa."
Bei Horehusun handelt es sich um Horhausen. Der Name kommt vom althochdeutschen "horo", was so viel wie "Schmutz" oder "Schlamm" bedeutet. Der Name lässt sich also mit "die Häuser am Sumpf" übersetzen. Das war die erste urkundliche Erwähnung des Ortes und damit auch der Grund, warum heute, 1000 Jahre später, das Jubiläum gefeiert wird. Doch Heimatforscher Mario Dorsch blickt weiter zurück.
7000 Jahre Siedlungsgeschichte Horhausen
7000 Jahre ist es her, dass die Menschen in der Jungsteinzeit begannen, sesshaft zu werden. Sie wertschätzten die Gegend, ein Gebiet, das die Annehmlichkeiten eines Flusses mit den Angeboten des Waldes kombinierte.
Nahrung gab es reichlich, ob Fisch, Beeren, Wild, Wurzeln oder Kräuter. Eine erste nachgewiesene Siedlung entstand damals auf der Horhäuser Flur "Toter Mann", mit moderner Technik kann deren Existenz anhand von Spuren im Boden heute nachgewiesen werden.
Blicken wir noch weitere 5000 Jahre zurück: In die Zeit vor 12.000 Jahren bot die Gegend um Horhausen bereits einen Lebensraum für Menschen. Sie siedelten nicht, aber durchstreiften die Region. Am Pfaffenberg haben sie ein Werkzeug hinterlassen, den "Stichel".
Dieser besteht aus dem sogenannten Feuerberg-Jaspis, stammt aus dem Fichtelgebirge und diente zur Bearbeitung von Hornmaterialien. Er ist das älteste Dokument eines menschlichen Aufenthalts in Horhausen.
Doch zurück in die Zeit, als Horhausen erstmals urkundlich erwähnt wurde: Es war eine Zeit des Umbruchs. 1045 wurde das Kloster Theres gegründet, ein reger wirtschaftlicher Handel nahm seinen Lauf. Die Gerichtsbarkeit jedoch blieb in Donnersdorf, ihren Zehnt, also zehn Prozent ihrer Ernte, mussten die Bauern von da an je zur Hälfte an Theres und Donnersdorf entrichten.
Zu einer extremen Naturkatastrophe kam es im 14. Jahrhundert: Eisige Winter, zu trockene oder zu regenreiche Sommer, Überschwemmungen, Erdbeben und Heuschreckenplagen mussten bewältigt werden, Seuchen und Hungerperioden rafften viele Menschen dahin. "Der schwarze Tod, die Pest kehrte ein", berichtet Dorsch.
Schwere Zeiten im Dreißigjährigen Krieg
Der Dreißigjährige Krieg (1618 – 1648) brachte wiederum Tod und Verderben. Am 18. November 1631 wurde den Ansässigen das Vieh weggetrieben, am 28. November fischten die Soldaten aus dem See bei Horhausen 67 Hechte und ferner vier Zentner schöner Karpfen, laut Klostersekretär Christoph Schmidt "alle verfressen und verschenkt". Am 4. Mai 1632 wurde Horhausen gleich dreimal geplündert: Morgens von Dragonern aus Haßfurt kommend, mittags von Soldaten von Dürrfeld herziehend und am Nachmittag nochmals von den Haßfurter Dragonern.
150 Jahre später entstand das Gebäude, welches bis heute den Mittelpunkt der Ortschaft bildet: Die zur Pfarrei Obertheres gehörende Filialkirche St. Borromäus. 1773 wurde der Grundstein gelegt und noch im selben Jahr Richtfest gefeiert. 1774 weihte sie der Würzburger Weihbischof ein.
Ein Wappen für Horhausen
Zum Jubiläumsjahr nun erhielt Horhausen ein Wappen, kreiert von dem Heraldiker und Kreisheimatpfleger Günter Lipp: "In Rot schräg gekreuzt ein goldener, nach innen gekehrter Abtsstab und ein goldener Richterstab, beide umschlungen von einer silbernen Schnur."
Der Abtsstab steht dafür, dass Horhausen seit 1043 kirchlich zum Benediktinerkloster Theres gehört, der Richterstab mit der Schwurhand für die uralte Zugehörigkeit Horhausens zur Cent Donnersdorf. "Beide Stäbe sind von einer silbernen Schnur, dem Attribut des Kirchenheiligen Karl Borromäus, verbunden", erklärt Lipp.
Mario Dorsch fasst zusammen: "Die Siedlungsgeschichte Horhausens umfasst alle Zeitepochen der vergangenen 7000 Jahre". Laut Alexander Tittmann, Historiker an der Uni Würzburg, ist Horhausen "der einzige Ort im alten Landkreis Haßfurt, an dem gesicherte vorchristliche Siedlungsrelikte, kontinuierlich von der Mittelsteinzeit über die Jungsteinzeit und Bronzezeit bis zur Eisenzeit gefunden wurden."
Horhausen hat derzeit 300 Einwohnerinnen und Einwohner. Das älteste bewohnte Haus, die Steinsmühle, ist knapp 300 Jahre alt. Der Ort hat eine reiche Tradition und hoffentlich auch, wie Mario Dorsch das Gespräch abschließt, "eine gesegnete Zukunft".