
Wolfgang Vogel war schon selbständiger Schreiner, bevor er vor 25 Jahren mit zwei Beschäftigten in Obertheres den Holzbaubetrieb mit dem Slogan "ökologisch bauen und wohnen" gründete. Von Beginn an war das Geschäftskonzept, schlüsselfertig zu bauen, doch den Markt für ökologische Holzhäuser musste sich "Holzvogel" erst schaffen, denn die Vorbehalte waren groß.
Im Jahr 2000 stieg Joachim Scheidlein zunächst als Zimmerermeister in den Betrieb, fünf Jahre später auch in die Geschäftsführung ein. Der Zimmerer und der Schreiner "sind zwar komplett unterschiedliche Persönlichkeiten, aber in unserer Philosophie passen wir perfekt zusammen", erklärt Scheidlein. Zum Jubiläum blicken Vogel, Scheidlein sowie ihre Kolleginnen und Kollegen auf die Geschichte des Unternehmens zurück.
Fast alle Gewerke im eigenen Haus
Um schlüsselfertig bauen zu können, waren zunächst zahlreiche Subunternehmer beziehungsweise Kooperationspartner an Bord. Das brachte jedoch immer wieder Reibungsverluste, etwa bei der Einhaltung von Terminen. Deshalb hat sich "Holzvogel" inzwischen alle Gewerke eines Hausbaus – außer der Haustechnik – ins eigene Haus geholt. So wuchs die Zahl der Mitarbeitenden bis heute auf rund 50.

"Wir wollen unseren Bauherren ein Komplettpaket anbieten, mit einem Endpreis, der reell ist und der auch sämtliche Anschlussarbeiten umfasst, die bei vielen anderen fehlen. Unsere Bauherren ziehen nicht ein, indem sie über zwei dicke Bretter zur Haustür balancieren", so Joachim Scheidlein. Volle Kostenkontrolle und Transparenz, das ist das Anliegen von Jonas Vogel, dem Sohn des Firmengründers, in der Kalkulation und Projektsteuerung.
Der gelernte Bauzeichner weiß, dass das schon in den ersten Beratungsgesprächen beginnt. Die meisten Bauwilligen haben ein festes Budget, aber manchmal zu hochtrabende Vorstellungen. "Da muss man dann auch ganz ehrlich aufzeigen, wie die Kosten eingehalten werden können – und wie auch nicht", so Jonas Vogel. Schwester Ronja hat BWL studiert und ebenfalls nicht nur die Firmen-Zahlen im Blick, sondern gerade auch die der Kundinnen und Kunden.
Holzvogel behandelt "Wunde" an der Peter-Wagner-Straße
Diese Art der Beratung und Hilfestellung vom Architekten bis zum Finanzberater half auch den acht angehenden Hausbesitzerinnen und -besitzern, die in Obertheres von der Insolvenz ihres Bauträgers betroffen waren. Lange rangen Scheidlein und Vogel mit sich, doch irgendwann konnten sie diese "Wunde" an der Peter-Wagner-Straße nicht mehr sehen. Jetzt steht dort ein mächtiger Kran, die ersten der Reihenhäuser sind bereits errichtet. Und das, "obwohl wir eigentlich nie Bauträger sein wollten", so Joachim Scheidlein.
Die Bauherren dort mussten komplett umdenken. Zum einen war ein höherer fünfstelliger Betrag – die erste Abschlagszahlung an den insolventen Bauträger – praktisch ohne Gegenleistung weg, zum anderen baut Holzvogel nicht in der ursprünglich geplanten Form, sondern Effizienzhäuser in Holzbauweise. Schließlich konnten acht von vormals zehn Bauherren ihren fast schon geplatzten Lebenstraum doch noch verwirklichen.

Die Siedlung in Obertheres, das evangelische Gemeindehaus und ein Gewerbeanwesen in Zeil, Kindergärten in Bad Soden und Darmstadt – derzeit ist Holzvogel mit Neubauten voll ausgelastet. "Aber hier gibt es einen deutlichen Einbruch", erklärt Jonas Vogel. Sorge, seine Beschäftigten könnten nächstes Jahr nichts mehr zu tun haben, hat er dennoch nicht, denn anstelle von Neubauten kommen viele Anfragen für Sanierungen, Um- oder Anbauten.
Flexibilität sei notwendig
"Das erfordert zwar höheren Beratungsaufwand und mehr Arbeit in der Planung als ein Neubau auf der grünen Wiese, aber wir sind dafür gut aufgestellt." Immer wieder in der Betriebsgeschichte stießen die Holzbauer auf behördliche Vorschriften, die mit der Entwicklung nicht Schritt hielten. So auch jetzt: Wer weniger Flächenversiegelung durch Neubausiedlungen will, müsse innerorts beispielsweise auch Abstandsflächen flexibler handhaben, so Scheidlein.
Auf ihr Team können die "Holzvögel" auf jeden Fall vertrauen. Durchgehend in den 25 Jahren wurde ausgebildet, die meisten dieser Azubis blieben dem Betrieb als Fachkräfte erhalten, erwarben teils auch zusätzliche Qualifikationen – auch wegen der verbindenden Philosophie des ökologischen Bauens. Das Team ist jung und die Firma bemüht sich auch um ihre Leute, etwa mit der neuen betrieblichen Altersvorsorge.

Montags starten alle mit Frühsport in die Woche, ein Trainer kommt eigens dafür in den Betrieb. "Das tut allen gut, denen, die körperlich arbeiten und denen am Schreibtisch auch", so Scheidlein. Nach dem Sport wird gemeinsam gefrühstückt und die anstehenden Arbeiten besprochen. Regelmäßig sitzt man gesellig beisammen: beim Sommerfest, der Weihnachtsfeier und alle paar Jahre gibt es einen Betriebsausflug.
Energiemesse am 16. und 17. September
Wie ökologischer Holzbau funktioniert, das zeigen Holzvogel, Zulieferer und Partner am Wochenende 16. und 17. September bei einer Energiemesse zum Jubiläum auf dem Firmengelände, bei der Hausbesitzer, künftige Bauherrinnen und Bauherren oder grundsätzlich Interessierte umfassende Informationen sammeln können.