
Sie heißen Forever young, LifeStyle, Alfa oder ICON und sie sind: Fertighäuser. Schon jedes fünfte Haus, das derzeit in Deutschland gebaut wird, ist ein Fertighaus. Genau gesagt waren es laut dem Bundesverband Deutscher Fertigbau bei Ein- und Zweifamilienhäuser im vergangenen Jahr sogar 23 Prozent. Die Branche wächst in den letzten Jahren stetig, manche sprechen von einem Boom.
Das bestätigt Holger Kühne, Prokurist von Dennert Massivhaus in Schlüsselfeld. "Die Nachfrage ist nach wie vor riesengroß", sagt er. Was seine Firma angeht, dauert es beim Einfamilienhaus derzeit 16 Monate vom Abschluss des Vertrags bis zur Lieferung, also bis das Haus beim Kunden aufgebaut ist. "Momentan sind wir bei Juni 2023", sagt der Prokurist und verweist damit auf volle Auftragsbücher. Was unterscheidet sie vom klassischen Steinhaus?
Das in dritter Generation geführte Familienunternehmen im Nachbarlandkreis Bamberg hat sich vom kleinen Baustoffhandel zum Mittelständler mit 700 Mitarbeitern an sechs Standorten entwickelt. Rund 450 davon produzieren am Hauptsitz in Schlüsselfeld in der dortigen "(T)Raumfabrik" die schlüsselfertigen vier Wände, 30 davon sind Auszubildende. Die Kunden für die Dennert-Häuser kommen zum größten Teil aus dem süddeutschen Raum und aus Thüringen.

Das Erfolgsmodell bei Dennert heißt ICON. Darunter versteht der Hersteller "Deutschlands erstes Fertighaus aus massiven Modulen". Dabei werden die Raummodule, also die Räume, komplett, mit Bad, Küche, Bodenbeläge und Haustechnik, im Werk vorgefertigt, später auf Lastwagen verladen und schließlich beim Bauherrn aufgestellt. Der kann das Ganze auf Wunsch um Garage, Schornstein oder Keller ergänzen. Diese Bauweise verknüpft laut Kühne die Vorteile des klassischen Fertighauses mit denen eines massiven Baus.
Nach diesem Modell entstehen derzeit in Schlüsselfeld drei bis vier Häuser pro Woche, das macht jährlich rund 200 Häuser dieses Typs, wie Prokurist Kühne erklärt. Die Häuser werden im Werk in einer Fertigungsstraße gebaut, fast wie am Fließband. Alle Gewerke befinden sich vor Ort, auch die Konstruktion für den Dachstuhl wird bereits im Werk vorproduziert.
Im Vorfeld kann der Bauherr aus verschiedenen Haustypen mit einer Wohnfläche von 110 bis 160 Quadratmetern wählen. Er hat auch die Möglichkeit, sich ein komplett individuelles Haus ganz nach eigenen Wünschen entwerfen zu lassen.

Machbar ist auf diese Art mittlerweile Vieles, selbst Reihenhäuser und noch größere Bauten sind im Angebot. Erst kürzlich lieferte Dennert ein Boardinghaus, ein modernes Hotel, mit 48 Einheiten in den Münchner Raum.
Befragt nach den Vorteilen der Fertigbauweise, nennt Kühne mehrere Aspekte: "Kontrollierte Bedingungen, eine schnelle Bauzeit und die Qualität." Die Kosten beziffert er aktuell mit etwa 2600 Euro pro Quadratmeter schlüsselfertig, ohne Grundstück. Herkömmliche Häuser lägen hier teilweise deutlich höher, 3000 Euro und mehr pro Quadratmeter sind inzwischen keine Seltenheit.

Der Fachmann hebt die Variabilität der Bauweise hervor. Entschließt sich ein Häuslebauer für das Fertighaus, werde schon im Vorfeld mit ihm geklärt, welche Ausstattung er möchte. Dabei wird auch berücksichtigt, ob und wieviel der Bauherr an Eigenleistung einbringen will. Bis hin zu den Fliesen und Bodenbelägen wird im Detail besprochen und ausgesucht, was ins Haus soll. Es beginnt bei der Raumaufteilung, die selbst die Lage der Steckdosen mit einbezieht.
Dennert garantiert den Kunden einen Festpreis für 20 Monate
Für das Fertighaus spricht laut Prokurist Kühne zudem die Kostensicherheit, die sein Unternehmen dem Kunden derzeit per Festpreis für 20 Monate garantiert. An dieser Praxis hätten auch Faktoren wie die Materialknappheit zuletzt nichts geändert. "Wir haben alles zum vereinbarten Zeitpunkt ausgeliefert."
Als weiteren Vorteil nennt Kühne, dass die Gewerke Hand in Hand gingen. Alles werde der Reihe nach im Werk vorgefertigt. Es beginnt mit dem Gießen der massiven Wände, die anschließend in den Trockenraum kommen. Dann werden der Reihe nach am Rohmodul Fenster und Türen installiert, die komplette Haustechnik verlegt, Bad und Gäste-WC eingebaut, Bodenbeläge verlegt und die Treppen eingebaut. "Das Haus ist komplett fertig, wenn es verladen wird. Am Ende der Fertigungsstraße wird noch die Küche eingebaut", erläutert Kühne.

Die Module werden mit einer Hülle geschützt. Ein Modul wiegt zwischen 21 und 24 Tonnen. "Das Verheben der Module ist mit das Schwierigste", berichtet der Prokurist aus Erfahrung. Zum Transport des Hauses sind mindestens sechs Lastwagen notwendig, und es gilt einige Fragen zu klären. Dazu schaut sich ein Mitarbeiter mit geschultem Blick nicht nur das Grundstück an, sondern zuvor auch die Strecke: Sind die Straßen breit genug? Lauern Hindernisse auf dem Weg zum Ziel, etwa die beliebten Bodenschwellen in manchen Wohngebieten?
Vor Ort hebt dann ein Kran die einzelnen Module an ihren Platz auf die vorbereiteten Streifenfundamente. Der Neubau wird, je nach Haustyp, innerhalb eines Tages darauf regendicht montiert. Je nach Hausgröße kann der Kunde nach drei bis vier Tagen sein Haus übernehmen.

Dennert-Prokurist Kühne ist davon überzeugt, dass in der Systembauweise die Zukunft liegen wird. Fachkräftemangel, Kostendruck und der Anspruch an immer effizientere Häuser aufgrund der gesetzlichen Regelungen und steigender Energiekosten – all das führe letztlich zu einem ganzheitlichen Konzept mit maximalem Vorfertigungsgrad und dadurch zu vielen Vorteilen für die Bauherren, so seine Ansicht. Der Boom des Fertighauses scheint noch lange nicht zu Ende.
Der Film löste seinerzeit zwei Sachen aus: die Baubranche schäumte und wollte eine Entschuldigung vom WDR, die dieser verweigerte. Und der Marktanteil von Fertighäusern ging schlagartig nach oben.
Der Nachteil von Fertighäusern ist: nach 60-90 Jahren sind sie abgewohnt, sie halten also deutlich weniger als ein normales Haus. Aber lange genug, dass man zu seinen Lebzeiten das Ende des Neubaus ohnehin nicht mehr miterleben wird.