„Diese Ungewissheit macht die Leute kirre.“ – Das sagt Klaus Friedrich, der Betriebsratsvorsitzende der Lohrer Bosch Rexroth AG über die aktuelle Stimmung beim des größten Arbeitgeber im Landkreis. Für Montag hatten er und sein Stellvertreter Thomas Nischalke zu einem Pressetermin der etwas skurrileren Art eingeladen. Den im Kern hatten die beiden Arbeitnehmervertreter lediglich zu sagen, dass sie nichts zu sagen haben.
Schreckensszenarien machen die Runde
Doch genau das sei das Problem. Seit Wochen herrsche in der Belegschaft des allein in Lohr rund 5600 Menschen beschäftigenden Industrieunternehmens große Verunsicherung. Gerüchte über einen umfangreichen Stellenabbau machten die Runde. Die kolportierten Schreckenszenarien seien derart üppig, „dass wir noch 5000 Mitarbeiter einstellen müssten, um all die Leute entlassen zu können, die angeblich entlassen werden sollen“, flüchtete sich Nischalke kurzzeitig in Galgenhumor.
Anzeichen für weiteren Abbau
Doch im Grunde sei bei Rexroth momentan niemandem zum Lachen zumute, so die Betriebsräte. Sie fürchten, dass die Geschäftsführung einer neuerlichen Stellenabbau plant. Darauf deuten laut Friedrich jüngste Äußerungen des Vorstandsvorsitzenden Rolf Najork hin. Dieser habe mit Blick auf die Branche von „gewaltigen Überkapazitäten“ und einer auf Jahre hinaus kritischen Marktsituation gesprochen.
Unternehmen hat für Donnerstag die Spessarttorhalle angemietet
Das Unternehmen hat für Donnerstag die Spessarttorhalle angemietet – vermutlich, um die Belegschaft über die Zukunftspläne zu informieren. Friedrich macht dazu schon jetzt deutlich, dass er für einen weiteren Stellenabbau kein Verständnis hätte. Schon in den vergangenen Jahren habe es gravierende Einschnitte gegeben.
Dem Abbauprogramme „Jupiter 1“ seien 580 Stellen in der Industriehydraulik zum Opfer gefallen, die meisten davon in Lohr. Mit „Jupiter 2“ seien 1150 Stellen in der Mobilhydraulik gekappt worden, die meisten davon an den Standorten Elchingen, Horb und Homburg, aber auch 145 in der Lohrer Gießerei.
Was haben Einschnitte gebracht?
Die Chefetage habe vor diesen „schmerzhaften Einschnitte“ erklärt, dass diese ausreichten, um das schlingernde Rexroth-Schiff wieder auf Kurs zu bringen, so Friedrich. Nur deshalb habe sie der Betriebsrat ohne größere Proteste mitgetragen.
Friedrich für alle deutschen Standorte Erhalt und Perspektive
Sollte das Management nun eine neue Abbauwelle planen, stelle sich die Frage, „was die bisherige Umstrukturierung überhaupt gebracht hat“, so Friedrich.
Er fordere auf jeden Fall, dass alle 22 deutschen Rexroth-Standorte erhalten bleiben müssten. Insbesondere gehe es darum, eine Perspektive aufzuzeigen. Dazu brauche es Innovationen und Investitionen. Für Kurzarbeit sieht Friedrich keinen Anlass: „Es steht bei uns niemand rum, der nichts zu tun hat.“
An diesem Dienstag will der Betriebsrat an allen deutschen Standorten Flugblätter an die Mitarbeiter verteilen. Darin fordert er unter anderem den Abbau von überbetrieblichen Führungsstrukturen.