Im Kreisbauausschuss am Dienstag zeichnete sich ab, dass für die Stadt Zeil ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung geht: Die Kommune und der Landkreis tauschen Straßen. So sind die Zeiler künftig selbst für ihre Ortsdurchfahrt verantwortlich, dafür geben sie die "Zuckerstraße" an den Staat ab - sofern der Kreistag diesem Vorhaben zustimmt.
Einmal im Jahr steht für die Mitglieder des Ausschusses für Bau und Verkehr im Landkreis Haßberge eine Bustour an. Dabei werden Stellen angefahren, an denen Straßenbauprojekte entweder dringend nötig sind oder bereits laufen, so dass sich die zuständigen Politiker selbst ein Bild von der Lage machen können. Zum Abschluss gibt es eine Sitzung, in der die entsprechenden Beschlüsse über anstehende Baumaßnahmen fallen.
Konstruktive Gespräche
Doch in diesem Jahr war das Vorgehen ein bisschen anders. Um zu verhindern, dass sich die Kreisräte in Corona-Zeiten gemeinsam in einen Bus quetschen müssen, gab es diesmal eine "virtuelle Straßenbereisung". Dazu hatte Alfons Schanz von der Tiefbauverwaltung des Landkreises eine Präsentation mit vielen Bildern vorbereitet, so dass sich die Ausschussmitglieder alle Stellen, die sie sonst auf ihrer Tour besucht hätten, zumindest in dieser Form anschauen konnten.
"Es ist vernünftig gelaufen", sagte der Zeiler Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD), selbst Kreisrat und Mitglied des Bauausschusses, als es in der Sitzung um die Umstufung der Straßen ging. Ein Punkt, der im Vorfeld hatte geklärt werden müssen, war, in welchem Zustand die Straßen übergeben werden. Schließlich hatte keine Seite ein Interesse daran, kaputte Straßen und baufällige Brücken zu bekommen. Stadelmann bedankte sich beim Straßenbauamt und den Kreisbehörden für gute und konstruktive Gespräche – ein Kompliment, das Landrat Wilhelm Schneider (CSU) zurückgab.
Kreistag muss noch zustimmen
Noch ist der Straßentausch nicht in trockenen Tüchern, da der Kreistag noch zustimmen muss. Dass es in der Vorbehandlung durch den Bauausschuss keine Gegenstimmen gab, dürfte aber ein deutlicher Vorbote dafür sein, dass auch der Kreistag in seiner Gesamtheit zustimmen wird.
Durch die Umstufung mehrerer Straßen, die zum Jahreswechsel stattfinden soll, werden die Zuständigkeiten mehr an die tatsächlichen Gegebenheiten angepasst. Einst gab es für Autofahrer, die auf der Landstraße zwischen Haßfurt und Ebelsbach am Main entlang fahren wollten, nur einen Weg, und der führte mitten durch das Stadtzentrum von Zeil sowie durch den Ortsteil Ziegelanger – zwei Ortschaften mit vielen Engstellen. Dann wurde eine Entlastungsstraße gebaut, die südlich an den beiden Orten vorbeiführt. Landkreisbürgern ist diese als "Zuckerstraße" bekannt, da sie am Gelände der ehemaligen Zeiler Zuckerfabrik vorbeiführt.
Doch obwohl diese Entlastungsstraße mittlerweile faktisch die Hauptverkehrsader für Fahrer ist, die zwischen Haßfurt und Ebelsbach unterwegs sind, blieb offiziell die Strecke durch die beiden Ortschaften die Bundesstraße (B 26), während die "Zuckerstraße" in der Verantwortung der Stadt Zeil lag. Als die Bundesstraße dann 2016 zur Staatsstraße (St 2447) herabgestuft wurde, vergrößerten sich die Chancen der Zeiler auf den Tausch. Den wünschen sich Bürgermeister und Stadtrat aus zwei Gründen: Einerseits hätten sie dann mehr Entscheidungsspielraum bei der Gestaltung der eigenen Ortsdurchfahrten in Zeil und Ziegelanger, beispielsweise was Parkzonen angeht. Andererseits wollen sie nicht mehr für die Unterhaltskosten der Entlastungsstraße zuständig sein, die vor allem durch die Brücke bei Ziegelanger recht hoch sind.
Eine dritte Partei ist beteiligt
Doch es gibt nicht nur einen Tausch zwischen der Stadt und dem Staatlichen Bauamt. Mit der Tiefbauverwaltung des Landkreises Haßberge gibt es eine dritte Partei, weshalb deren Chef Alfons Schanz das Thema in der Ausschusssitzung präsentierte. Denn: Nach der Definition des Bayerischen Straßen- und Wegegesetzes muss eine Kreisstraße eine Anbindung an den überörtlichen Verkehr besitzen. Das bedeutet: Die beiden bisherigen Kreisstraßen, die von der Zeiler Ortsdurchfahrt nach Norden abzweigen und in die Ortsteile Schmachtenberg und Bischofsheim führen, dürften nach dem Gesetz keine Kreisstraßen mehr sein.
Im Ortsteil Schmachtenberg, der ohnehin direkt an der bisherigen Staatsstraße beginnt, die nun zur Ortsstraße herabgestuft wird, wird daher auch die Ortsdurchfahrt herabgestuft: von einer Kreisstraße zur Ortsstraße. Das entspricht nach den Ausführungen von Alfons Schanz auch eher der Wertigkeit der schmalen Straße mit Wohnhäusern an beiden Seiten. "Das ist keine Kreisstraße", sagte er mit Blick auf Fotos dieser Straße.
Die Strecke nach Bischofsheim - ohne diese wäre eine ganze Ortschaft vom Verkehr abgeschnitten - soll dagegen nach dem Wunsch aller Beteiligten eine Kreisstraße bleiben. Um das zu erreichen, wird ein kleines Teilstück der Zeiler Ortsdurchfahrt nicht zur Ortsstraße, sondern zur Kreisstraße. Dieses Teilstück verbindet die Kreisstraße von Zeil nach Sand mit der Straße von Zeil nach Bischofsheim, die damit ebenfalls den Status einer Kreisstraße behalten kann.