Seit 1. Januar ist die Bundesstraße 26 zwischen Schweinfurt und der Anschlussstelle Eltmann an der A 70 nur noch Staatsstraße 2447. Für die Stadt Zeil ist es damit deutlich einfacher, sich einen lang gehegten Wunsch zu erfüllen: Sie würde gerne die als Zeiler und Ziegelangerer Ortsdurchfahrt verlaufende Staatsstraße in gemeindliche Obhut nehmen und dafür die als „Zuckerstraße“ bekannte Umgehungs- bzw. Entlastungsstraße eintauschen. „Doch vor 2020 wird das nichts“, schätzte Bürgermeister Thomas Stadelmann am Montag auf Anfrage unserer Zeitung.
Und es ist auch keinesfalls sicher, dass es zum Straßentausch kommt, mit dem das Staatliche Bauamt Schweinfurt grundsätzlich einverstanden wäre, wie Behördenleiter Holger Bothe unserer Zeitung am Montag bestätigte. Denn die Stadt Zeil muss viel Geld in die Hand nehmen, um ihr Tauschobjekt lukrativ zu machen: „Das ist schon eine Millionensache, sagte Bürgermeister Stadelmann“ – und ohne entsprechende Förderung staatlicherseits könne Zeil diesen Akt nicht stemmen. Zu deutsch: Zeil baute die Entlastungsstraße, also die 1996 fertiggestellte südliche Umgehung von Zeil und Ziegelanger, in eigener Regie (wenngleich mit staatlichen Zuschüssen) und ist bis heute für den Unterhalt zuständig. Diese Straße wäre Zeil gerne los. Dafür würde sie die ehemalige B 26 und jetzige Staatsstraße 2447 übernehmen, die durch die Ortschaften läuft. Dann würde die Entlastungsstraße zur Staatsstraße 2447 und die Ortsdurchfahrten wären „einfache Gemeindestraßen“.
Ein Tausch wäre auch zu „Bundesstraßen-Zeiten“ im Prinzip möglich, aber für Zeil viel teurer gewesen, weil die Anforderungen an eine Bundesstraße weit höher sind als diejenigen an eine Staatsstraße. Aber auch nach der Degradierung der B 26 wird es für Zeil nicht billig: Sie müssten dem Staatlichen Bauamt die Umgehung als in allen Anforderungen funktionierende Staatsstraße übergeben. Dazu wäre die genannte Millioneninvestition von Nöten. Denn die alte Zuckerstraße müsste insgesamt verbreitert, an manchen Stellen begradigt und hochwasserfrei gelegt werden; auch verlangt die Straße nach einem neuen Bankett, wusste Stadelmann zu berichten, und ortskundige Autofahrer wissen allzugut, wie wellig und uneben die Fahrbahn in manchen Bereichen ist.
Manfred Rott, beim Staatlichen Bauamt Schweinfurt für den Landkreis Haßberge zuständig, wollte am Montag keine baulichen Maßnahmen oder Kriterien nennen, die die Stadt Zeil erfüllen muss, damit die Behörde den Straßentausch annehmen könnte; dazu sei es definitiv zu früh, sagte Rott. Aber auch ohne Experten kann man abschätzen, dass die Heraufstufung zur Staatsstraße teuer wird.
Warum sich Zeil den Tausch überhaupt wünscht, erklärte das Stadtoberhaupt wie folgt: Zum einen hätte man im Rathaus dann künftig deutlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten für den innerörtlichen Verkehr. Zeil könnte dann zum Beispiel nach eigenen Vorstellungen Parkzonen entlang der Ortsdurchfahrt ausweisen oder Korrekturen bei der Verkehrsführung durchführen, die unter dem Status Bundesstraße oder jetzt Staatsstraße nicht möglich waren bzw. sind.
Und zum anderen wäre dann endlich der Staat für die Umgehungsstraße, die dann ja Staatsstraße wäre, zuständig – sprich für den Unterhalt und bauliche Maßnahmen in fernerer Zukunft. Auch Brücken halten ja nicht ewig, weiß Thomas Stadelmann, und an seiner Entlastungsstraße führt bei Ziegelanger ein großes Brückenbauwerk über die Bahnstrecke Bamberg-Schweinfurt. Noch trägt Zeil dafür die Verantwortung.
Und schließlich geht es noch darum, den überörtlichen Verkehr bewusster als bisher um Zeil herumzuführen – was möglich wäre, wenn die Umgehung Staatsstraße würde. Weder die zweite Tunnelröhre noch der anschließende Bau der zweiten Mainbrücke an der Maintalautobahn bei Limbach (Fertigstellung 2006) haben der Stadt die erhoffte Entlastung gebracht: Bis zum Bau der Umgehungsstraße fuhren täglich 11 000 Fahrzeuge durch Zeil, nach ihrem Bau waren es nur noch 8000 – doch trotz Lückenschlusses an der A 70 sind es inzwischen rund 14 000 Autos, die Tag für Tag mitten durch Zeil fahren.
„Natürlich wollen wir auch weiterhin, dass Touristen auf uns aufmerksam werden“, will Stadelmann denn überörtlichen Verkehr nicht gänzlich aus Zeil und Ziegelanger verbannen. Aber vor allem der Last- und Schwerlastverkehr sollte nach Möglichkeit einen Bogen um die Wein- und Fachwerkstatt ziehen. „Wir würden den Tausch also gerne vornehmen“, unterstrich der Bürgermeister am Montag noch einmal seine Absicht – mit seiner Verwaltung und mit dem Stadtrat will er in Kürze die Fördermöglichkeiten ausloten.
Die Abstufung der B 26 übrigens jetzt auf einer Teillänge und in absehbarer Zeit auf der ganzen Trasse ist im Zusammenhang mit einer bundesweiten, 20 000 Kilometer umfassenden Verschlankung des Bundesstraßennetzes zu sehen. Wo immer eine Bundesstraße parallel zu einer Autobahn verläuft, verliert sie ihre Qualität als Fernstraße und muss künftig in Dasein als Staats- oder Kreisstraße fristen.