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Würzburg/Karlstadt
Warum der Brennholz-Markt in Unterfranken so angespannt ist
Wegen der Horror-Preise bei Gas und Öl ist auch Brennholz ins Rampenlicht gerückt. Der Markt in Mainfranken ist unruhig. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Wer ein Herz für Brennholz hat, hat zurzeit wenig zu lachen. Denn die Preise sind gestiegen, der Markt unruhig.
Foto: Herbert Ehehalt | Wer ein Herz für Brennholz hat, hat zurzeit wenig zu lachen. Denn die Preise sind gestiegen, der Markt unruhig.
Vanessa Michaeli
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:03 Uhr

Zu wenig Frost und steigende Energiepreise: Neben Gas und Sprit ist auch Brennholz teurer geworden. Die Lage auf dem mainfränkischen Brennholzmarkt ist unruhig. Welche Faktoren sind beeinflussend? Und was können Verbraucher tun? Fachleute aus der Region geben Antworten auf diese und andere Fragen.

Wie ist die Lage auf dem regionalen Brennholzmarkt?

Die Lage in Mainfranken ist derzeit leicht angespannt. Die Nachfrage ist mancherorts höher als normal, doch viele Händlerinnen und Händler haben Lieferprobleme. Letzteres liegt vor allem daran, dass die Förster und Försterinnen in den vergangenen Wochen wegen der Witterung kein Holz aus den Wäldern holen konnten.

"Es ist nichts Neues, dass wir das Holz mal nicht rausholen können", sagt Michael Grimm, Abteilungsleiter im Bereich Forsten des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kitzingen-Würzburg. Doch die gestiegenen Energiepreise überlagerten den Markt. Das erzeuge bei manchen Menschen Panik. "Das heizt den Markt natürlich an", erklärt Grimm. "Das heißt aber nicht, dass es kein Brennholz mehr gibt."

Dass die Nachfrage nach Brennholz zu dieser Jahreszeit hoch sei, sei zum Teil normal, erklärt Wolfgang Grimm, Leiter des Bereichs Forsten am AELF Karlstadt. "Die Menschen setzen das Holz jetzt für den übernächsten Winter auf", sagt er. Es geht also weniger ums akute Heizen und mehr um einen normalen Vorsorgevorgang, da das frische Brennholz erst trocknen muss.

Wieso kann nur wenig Holz aus dem Wald geholt werden?

In diesem Winter hat es viel geregnet. Das ist für die Gesundheit des Waldes gut, vor allem nach den sehr trockenen Jahren der jüngsten Vergangenheit. Doch da es zu wenig Frost gab, ist der Boden vielerorts zu nass – und demnach nicht befahrbar, ohne dass er geschädigt wird.

Damit der Waldboden so zufriert, dass er die schweren Forstmaschinen trägt, braucht es laut Michael Grimm mindestens zwei Wochen lang nachts Temperaturen von bis zu minus zehn Grad. Doch die hat es im Februar nicht gegeben. Und entsprechend konnten die Waldarbeiter das eingeschlagene Holz noch nicht aus dem Wald rücken. "Vor 20 Jahren hatten wir immer längere Frostperioden", erinnert sich Grimm. "Doch durch den Klimawandel haben wir sie nicht mehr."

An manchen Orten in Mainfranken rücken Waldarbeiter bereits wieder Holz, im Steigerwald zum Beispiel. "Die Frühlingsluft ist warm und trocken. Das trocknet den Oberboden aus und verbessert die Befahrbarkeit", erklärt Johannes Neubauer, Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Schweinfurt. Durch die Frostnächte der letzten Tage könne man zumindest in den ersten Morgenstunden ungehindert im Wald fahren.

Wie entwickelt sich die Lage rund ums Brennholz?

Durch den fehlenden Frost verzögert sich alles. Um wie viel, ist regional unterschiedlich und schwer abzuschätzen. Die Witterung und die Art des Bodens bestimmen, wann die Waldarbeiter wieder rücken können. Steinige Böden trocknen schneller, Tonböden langsamer. Auch die Hanglage und Sonneneinstrahlung spielen hinein. Hinzu kommt, dass die Bäume anfangen, das Wasser aus dem Boden zu ziehen, sobald es wärmer wird.

Wohin steuern die Brennholz-Preise in der Region?

Die Brennholz-Preise werden laut den Experten weiterhin steigen. Je nach Baumart und Region um fünf bis zehn Prozent. Grund hierfür seien die allgemein steigenden Energiepreise, vor allem beim Diesel. Für die Waldbesitzer sind die Holzpreise laut Michael Grimm nun wieder auf einem guten Niveau. Denn wegen des vielen Schadholzes der vergangenen Jahre seien diese zu niedrig für einen wirtschaftlich nachhaltigen Betrieb gewesen.

Welche Möglichkeiten haben Verbraucher beim Kauf von Brennholz?

Laut Christoph Riegert, Leiter des Forstbetriebs Arnstein (Lkr. Main-Spessart), gibt es verschiedene Möglichkeiten, um an Brennholz zu kommen. Zunehmend beliebt bei Privatpersonen sei das Holz, das als Stamm fertig am Forstweg liegt. Das kaufen auch die Händler ein und verarbeiten es zu Scheiten.

In den Staatsforsten, die Riegert betreut, kann man sich das Brennholz jedoch auch selbst im Wald aufarbeiten und zum Weg bringen. "Beim sogenannten Flächenlos beobachten wir vielerorts eine rückläufige Nachfrage", sagt Riegert. "Viele sind nicht mehr bereit, sich die Mühe zu machen, das Holz in den Waldflächen aufzuarbeiten."

Ebenso kann man selbst Bäume fällen. Das ist in Bereichen möglich, die gezielt von den Försterinnen und Förstern ausgewählt und markiert wurden. Aus Gründen der Arbeitssicherheit und des Waldbaus gibt es davon zwar nur wenige. Doch laut Riegert sind auch immer weniger Menschen gewillt, diese Bäume zu fällen.

Wissenswertes rund um Brennholz

Holzarten: Brennholz gibt es sowohl von Laub- als auch von Nadelbäumen. Das Hartholz von Laubbäumen wie Buche, Eiche oder Esche ist beliebter und teurer, da es einen besseren Brennwert als beispielsweise Fichte hat. Der Brennwert von Buche liegt bei etwa 2100 Kilowattstunden pro Raummeter, Fichte kommt lediglich auf 1500.
Maßeinheiten: Brennholz wird im Handel meistens als Schüttraummeter verkauft. Ein Schüttraummeter (SRM) bezeichnet lose geschüttete - also nicht ordentlich gestapelte - Scheite (33 Zentimeter lang) in einem Behälter mit jeweils einem Meter Kantenlänge. Ein SRM entspricht der Menge von 0,7 bis 0,8 Ster. Ster (auch Raummeter genannt) wiederum ist ein Kubikmeter gestapeltes Holz (Meter-Scheite). Mitunter auch im Handel verwendete Maßeinheiten sind Festmeter und Schichtraummeter.
Trocken oder nass: Brennholz kann man getrocknet – und somit verbrauchsfertig – oder nass kaufen. Nasses Holz ist zwar billiger, man muss es aber selbst noch etwa zwei Jahre lang lagern (lufttrocknen). Denn Brennholz sollte zum Heizen einen Wassergehalt von unter 20 Prozent haben. Das lässt sich mit Spezialgeräten messen.
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