Sie war lange eine prägende Figur der Liberalen in der Region, nun hat Katrin Hiernickel die Führung des FDP-Kreisverbands Haßberge abgegeben. Die 52-jährige Lokalpolitikerin trat bei der jüngsten Hauptversammlung nicht mehr zur Wahl an, wie die Partei in einer Pressemitteilung schreibt.
Die Nachfolge ist demnach bereits geregelt: Mit Michael Keupp übernimmt künftig der Stellvertreter den Kreisvorsitz, aber dazu später mehr.
Kein Bruch mit der Politik der Liberalen
Katrin Hiernickel gibt nicht nur den Vorsitz ab, sie verlässt zudem den Kreisverband der FDP. Grund für den Abgang sei kein Bruch mit der Politik der Liberalen, betont die 52-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion. "Mit den Ideen meiner Partei bin ich nach wie vor einverstanden." Vielmehr verlasse sie die Region wegen beruflicher Veränderungen.
Hiernickel war jahrelang als Lehrkraft am Regiomontanus-Gymnasium Haßfurt tätig. Künftig liegt ihr Arbeitsplatz rund 160 Kilometer Luftlinie südlich der Kreisstadt: in Dillingen an der Donau, wo sich die "Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung" befindet. Dorthin hatte Hiernickel bereits in den vergangenen Jahren von Haßfurt aus immer wieder pendeln müssen. "Mit einem politischen Amt war das nicht mehr zu vereinbaren", sagt sie. Mit dem nun vollzogenen Umzug ins bayerische Schwaben noch weniger. Doch Hiernickel bleibt ambitioniert: "Mein Ziel ist es, dort wieder in der Lokalpolitik tätig zu sein."
Gründung des FDP-Ortsverbands Haßfurt 2008
Mit ihrem Ehrgeiz hatte die 52-Jährige die von Männern dominierte Lokalpolitik der Liberalen im Landkreis in verschiedener Weise geprägt. 2008 etwa, als sie entscheidend an der Gründung des FDP-Ortsverbands Haßfurt beteiligt war und auch den Vorsitz übernahm. Nur wenige Monate später trat Hiernickel für ihre Partei im Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld als Direktkandidatin an. Sie holte 6,4 Prozent der Gesamtstimmen. Kein FDP-Direktkandidat war seither ähnlich erfolgreich.
2015 übernahm Hiernickel schließlich als erste Frau den Vorsitz des FDP-Kreisverbands. Sie hoffe, neue Akzente setzen zu können, erklärte sie damals. Beim Thema Bildung sei ihr das mit ihren guten Kontakten gelungen, so Hiernickels Fazit heute im Gespräch mit dieser Redaktion. Weniger erfolgreich sei sie bei ihrem Anliegen gewesen, weitere Frauen für die aktive Lokalpolitik der Liberalen zu gewinnen. Das zeigt auch ein Blick auf den neuen Kreisvorstand der FDP. Der wird künftig ausschließlich von Männern besetzt sein (siehe Infobox).
Nachfolger seit 2017 Mitglied der FDP
Nicht weniger ambitioniert sein dürfte Hiernickels Nachfolger: Michael Keupp, Jahrgang 1996, trat 2017 in die FDP ein. Seither hatte er beim Aufbau der Jugendorganisation der Liberalen im Landkreis Haßberge, den "JuLis", entscheidend mitgewirkt und 2019 deren Vorsitz übernommen. Bei der Landtagswahl 2023 trat Keupp als Direktkandidat an. Der Schritt an die Spitze der Mutterpartei schien da irgendwann die logische Folge.
Doch Keupp gibt sich im Gespräch mit dieser Redaktion auch demütig: "Die Fußstapfen, die Katrin hinterlässt, sind nicht leicht zu füllen – es geht eine starke Frau", so der 28-Jährige. Sie habe den Kreisverband "familiär und freundlich" geführt.
Nun aber will Keupp nach vorne blicken. "Unser Ziel ist es, auch in Zukunft einen stabilen Kreisvorstand zu haben", sagt er. Offenbar soll der Verband jünger werden, moderner. Dafür stehe kurzfristig die Überarbeitung der Website und des Instagram-Auftritts auf dem Zettel, der bislang nur sporadisch bespielt wird. Auch die Wahlen in den kommenden Monaten und Jahren habe der Kreisverband im Blick.
Doch wie schwer es die Lokalpolitikerinnen und -politiker der Liberalen mit Blick auf die Ampelregierung in Berlin aktuell haben, hat Keupp im vergangenen Jahr am eigenen Leib zu spüren bekommen. Bei der Landtagswahl holte er als Direktkandidat gerade einmal 2,1 Prozent der Gesamtstimmen.