Kaum eine andere Partei ist – zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung – so eng mit einem Leitsatz verknüpft wie die FDP: "Der Markt regelt das!" Michael Keupp ist da etwas anderer Meinung: Er spricht sich zwar gegen eine Überregulierung aus, aber auf dem Land könne man eben doch nicht alles dem freien Markt überlassen. Wer nun glaubt, diese Aussage müsse von einem politischen Gegner der FDP stammen, der irrt: Der 27-jährige, der im Rathaus der Gemeinde Gundelsheim (Lkr. Bamberg) als Geschäftsstellenleiter und Geschäftsführer zweier Kommunalunternehmen arbeitet, ist selbst Mitglied der FDP – und ihr Direktkandidat für den Landtag im Stimmkreis 604 (Haßberge/Rhön-Grabfeld).
Ein Außenseiter bei Parteiveranstaltungen
Man müsse auch die Regionen stärken, die keine Standortvorteile haben, begründet er, warum der Markt seiner Ansicht nach eben doch nicht alles regelt – zumindest nicht in seiner ländlichen Heimat, sagt der junge Mann, der im Wonfurter Ortsteil Dampfach wohnt. Da liegt die Frage nahe: Hat er mit dieser Ansicht nicht manchmal das Gefühl, in der falschen Partei zu sein? Doch diese beantwortet Keupp mit einem klaren Nein. Schließlich könne man als Mitglied auch versuchen, in einer Partei Änderungen zu schaffen.
Wobei er einräumt: "Bei Parteiveranstaltungen bin ich schon mal der Außenseiter." Abgesehen davon, dass er Wirtschaftswissenschaften studiert hat, hat Keupp kaum etwas mit dem FDP-Klischee vom Rolex-tragenden Porschefahrer zu tun. Der Landtagskandidat lebt auf einem alten Bauernhof, auch wenn er diesen nicht selber bewirtschaftet. "Die Flächen sind verpachtet. Ich habe ein landwirtschaftliches Anwesen, würde mich aber nicht als Landwirt bezeichnen."
Themen, die vor allem den ländlichen Raum betreffen
Zwar würde er auch selbst gerne mehr auf dem Hof aktiv werden, sagt er, doch dafür fehle ihm die Zeit. Dass ihm diese erst recht fehlen wird, wenn er es in den Landtag schaffen sollte, ist ihm klar, doch wenigstens könne er sich dann politisch für die Belange seiner Heimat einsetzen. So liege auch sein politischer Schwerpunkt auf Themen, die den ländlichen Raum betreffen, von der Landwirtschaft bis zur Mobilität.
Dazu sagt er deutlich: "Freiheit auf dem Land geht nur mit dem Auto." Daher müsse es auch Lösungen für Menschen geben, die in einem Dorf leben, aber kein eigenes Fahrzeug haben. Als Beispiel nennt er kommunales Car-Sharing – also Autos, die der Gemeinde gehören und von Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden können. Wichtig sei dabei aber, dass die Akzeptanz solcher Konzepte steigt: Es dürfe den Menschen nicht peinlich sein, das kommunale Auto zu benutzen.
Keupp will Ärzte in der Region halten
So etwas sollte vom Freistaat Bayern gefördert werden, findet Michael Keupp – ein Thema also, für das er sich als Landespolitiker einsetzen könnte. Ein weiterer Punkt, den er anspricht, ist die Ärzteversorgung auf dem Land. "Wir müssen die Ärzte in der Region halten", sagt der Landtagskandidat. Und eben hier zeigt sich, warum er nicht alles dem freien Markt überlassen will: Bei der Ärzteversorgung ginge der ländliche Raum sonst wohl leer aus.
"Die Lebensqualität im ländlichen Raum muss bestehen bleiben. Die Natur muss erhalten bleiben", fasst er einige Aspekte zusammen, in denen er sich gerade für die Bedürfnisse der Menschen in seiner Heimat und ähnlich ländlich geprägten Teilen Bayerns einsetzen will. Apropos Natur: Wie stehen Michael Keupp und seine Partei eigentlich zum Streit um einen möglichen Nationalpark im Steigerwald?
Naturpark oder Nationalpark? FDP will die Bürgerinnen und Bürger befragen
In dieser Frage seien sich die Liberalen nicht einig. Während die unterfränkische FDP den Nationalpark ablehne, seien Keupps oberfränkische Parteifreunde dafür. Deswegen wolle die Partei auf eine Anwohnerbefragung setzen, um herauszufinden, wie die Menschen im Steigerwald dazu stehen.
Keupp selbst spricht sich gegen den Nationalpark aus. "Das würde die Region endgültig verabschieden", sagt er, unter anderem weil der Status als Nationalpark den Straßenbau deutlich erschwere. Ein Naturpark sei seines Erachtens ausreichend. Dazu komme, dass es auch eine wichtige Rolle spiele, welche Baumarten in einer bestimmten Region wachsen. Im Bereich Ebern sei der Baumbestand gut an Trockenheit und Stürme angepasst, in anderen Teilen des Landkreises Haßberge aber nicht. "Im Steigerwald wäre es gut, noch nachzujustieren."
Interessante Gespräche beim Haustür-Wahlkampf
Dass er seine Schwerpunkte vor allem bei Themen setzt, die die Menschen auf dem Land betreffen, dürfte dem jungen und noch relativ unbekannten Kandidaten bei seiner bevorzugten Methode, um die Gunst der Wählerinnen und Wähler zu werben, zugutekommen. Denn: "Ich habe Gefallen gefunden am Haustür-Wahlkampf", sagt er. "Mir macht es Spaß, ins Gespräch zu kommen."