
Stephan Schneider, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Haßfurt und stellvertretender Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion, war nach eigenen Angaben Anfang der Woche fassungslos, als er als Zuhörer im Bau- und Umweltausschuss der Kreisstadt aus dem Munde von Bürgermeister Günther Werner (Wählergemeinschaft Haßfurt, WG) Worte wie "Rufmord" und "Hetze" hören musste: Diese Begriffe waren gefallen, als es am Montagabend um die "Schwarzbau-Affäre" im Westen der Stadt ging und sich das Stadtoberhaupt darüber beschwerte, dass man sich hier auf ein einzelnes verdientes Mitglied des Stadtrates einschieße.
"Ich bin schockiert über das Demokratieverständnis unseres Bürgermeisters", sagte Schneider da am Abend im Gespräch mit der Redaktion. Rufmord sei eine Straftat – und er könne sich beim besten Willen nicht vorstellen, wer sich hier schuldig gemacht haben sollte.
Fest steht: Mit dem verdienten Stadtratsmitglied hatte Werner den Dritten Bürgermeister Berthold Albert (WG) gemeint. Der ist Miteigentümer eines jener Anwesen am westlichen Stadtrand, deren Besitzerinnen und Besitzer Teile der an ihr Grundstück grenzenden städtischen Ausgleichsflächen in Beschlag genommen haben – nach Beschluss des Bauauschusses vom Montag nun aber alle Eingriffe rückgängig machen müssen.
Unklar ist jedoch: Wen hat das Stadtoberhaupt mit "man" gemeint, gegen wen hat er also die Vorwürfe des Rufmords und der Hetze erhoben? Diesbezüglich verlangt der offene Brief der SPD-Stadtratsfraktion nun Aufklärung.
Unterzeichnet ist das Schreiben vom Fraktionsvorsitzenden Manfred Stühler, von Stephan Schneider, den Stadträten Jürgen Baum und Reiner Greich sowie Manfred Finster, dem Ortssprecher von Uchenhofen. Die fünf Herren haben kurz und knapp vier Fragen formuliert, deren erste beide an Bürgermeister Günther Werner gehen: "Wem genau werfen Sie Rufmord und Hetze vor?" und "Welche Aussagen meinen Sie genau bei Ihrem Vorwurf?"
Zudem wollen Manfred Stühler und seine Mitstreiter wissen, wie die WG-Fraktion das Verhalten ihrer beiden Mitglieder Erster und Dritter Bürgermeister bewertet, weswegen auch WG-Fraktionsvorsitzender Michael Spies Adressat des Papiers ist.
Und die vierte Frage lautet schließlich: "Wie sieht der Dritte Bürgermeister sein Verhalten in dieser Angelegenheit?" Die SPD-Fraktion fordert also Berthold Albert zu einer Stellungnahme über seine Rolle in der "Schwarzbau-Affäre" auf, wegen der ihm die Haßfurter Sozialdemokraten allerdings schon vor einem Monat den Rücktritt nahe gelegt haben.
SDP will Antworten im öffentlichen Teil der nächsten Haßfurter Stadtratssitzung
Die Absender des Papiers haben auch schon sehr konkrete Vorstellungen, wann sie die Antworten auf die genannten vier Fragen erhalten wollen: Im öffentlichen Teil der nächsten Stadtratssitzung, die für Montag, 25. Juli angesetzt ist. Damit über so gravierende Vorwürfe wie Rufmord nicht hinter verschlossenen Türen gesprochen wird, sondern sich Bürgermeister Werner vor den Augen und Ohren der Öffentlichkeit zu seinen Worten bekennen muss, wie es in SPD-Kreisen heißt.