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Haßfurt
Schnelles Internet in Sailershausen und Uchenhofen: Runder Tisch im Haßfurter Rathaus bringt Licht ins Dunkel
Kundinnen und Kunden hatten sich über zu hohe Preise bei "Schnell im Netz" beschwert. Nun kam es zur Aussprache mit Firmenchef Stephan Hager.
Warum ist in den Stadtteilen Sailershausen und Uchenhofen das Internet so viel teurer als in der Kernstadt Haßfurt? Antworten darauf gab es bei einem Runden Tisch im Rathaus.
Foto: Lukas Reinhardt | Warum ist in den Stadtteilen Sailershausen und Uchenhofen das Internet so viel teurer als in der Kernstadt Haßfurt? Antworten darauf gab es bei einem Runden Tisch im Rathaus.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:37 Uhr

Ist es gerechtfertigt, dass Bürgerinnen und Bürger für die Versorgung mit schnellem Internet an verschiedenen Orten unterschiedlich viel Geld bezahlen müssen? Juristisch lässt sich diese Frage mit einem klaren Ja beantworten. Dennoch kam es in der Bevölkerung der Haßfurter Ortsteile Sailershausen und Uchenhofen nicht gut an, dass der Internetanbieter "Schnell im Netz" (SiN) seine Preise in diesen beiden Dörfern deutlich erhöht hatte, während die Nachbarn in der Kernstadt weiterhin deutlich günstiger surfen konnten.

Zwei Orte, in denen "Schnell im Netz" keine Konkurrenz hat

Das führte zu Beschwerde-E-Mails von Adrian Ort (Junge Liste) und Volker Ortloff (CSU), den beiden Sailershäusern im Haßfurter Stadtrat, an SiN-Chef Stephan Hager. Vor allem ein Verdacht war aus der Bevölkerung von Sailershausen zu hören: Während Kundinnen und Kunden in Haßfurt selbst die Auswahl zwischen verschiedenen Internetanbietern haben, bieten andere Firmen wie beispielsweise die Telekom in den beiden nordwestlichen Ortsteilen nichts an. Nutzt "Schnell im Netz" also diese Monopolstellung aus und verlangt in den Orten, in denen niemand zur Konkurrenz abwandern kann, mehr als anderswo?

Um Antworten auf diese Fragen zu bekommen und die Wogen zu glätten, hatte Bürgermeister Günther Werner (WG) Anfang der Woche zu einem Runden Tisch im Haßfurter Rathaus geladen. Zu diesem kamen SiN-Chef Hager, die beiden Sailershäuser Stadträte Ort und Ortloff, der Uchenhofer Ortssprecher Manfred Finster (SPD), Rathaus-Geschäftsleiter Stephan Schneider sowie Stadtwerksleiter Norbert Zösch.

Ein sachlicher Austausch mit viel gegenseitigem Verständnis

Immerhin: Der Versuch eines sachlichen Austausches scheint erfolgreich gewesen zu sein: "Es war ein ganz vernünftiges Gespräch", sagt Bürgermeister Werner im Nachgang des Treffens. Und auch Volker Ortloff schlägt versöhnliche Töne an: "Man hat miteinander gesprochen, ohne sich wehzutun", sagt er. "Wir haben uns nicht zerfleischt."

Das Ergebnis des Gesprächs ist allerdings nicht, dass die Bürgerinnen und Bürger von Sailershausen nun weniger für ihr Internet bezahlen müssen. "Wir werden durch Herrn Hager nicht entlastet", sagt Ortloff. "Aber es wäre auch utopisch gewesen, mit der Erwartung reinzugehen." Immerhin habe das Treffen aber viel zum gegenseitigen Verständnis beigetragen.

"Wir werden durch Herrn Hager nicht entlastet. Aber es wäre auch utopisch gewesen, mit der Erwartung reinzugehen."
Volker Ortloff (CSU), Stadtrat

"Er versteht unseren Ärger", sagt Volker Ortloff über Stephan Hager. Umgekehrt hätte Ortloff selbst aber in dem Gespräch auch einiges gelernt, vor allem darüber, unter welchen Zwängen Hager mit seinem Unternehmen steht. Zumal die Internet-Preise vor den jüngsten Erhöhungen lange stabil gewesen seien und in der Vergangenheit in Sailershausen und Uchenhofen sogar schon niedriger lagen als das, was ein vergleichbares Angebot in Haßfurt kostet.

Corona-Lockdown führte zum Kippen in die Unwirtschaftlichkeit

Stadtrat Ortloff und Bürgermeister Werner geben sogar ein Argument von Stephan Hager wieder: So habe die Corona-Pandemie zu massiven Mehrausgaben bei dem Internetanbieter geführt, von denen die Bevölkerung kaum etwas mitbekommen habe. Denn während "Schnell im Netz" den Endkundinnen und -kunden eine Flatrate verkauft, müsse die Firma selbst ihre Zulieferer für jede Minute bezahlen, die ihre Nutzerinnen und Nutzer verbrauchen. Sprich: Verbringen die Menschen mehr Zeit im Internet, steigen Hagers Ausgaben, ohne dass auch seine Einnahmen steigen.

Am Runden Tisch nahmen unter anderem Schnell-im-Netz-Chef Stephan Hager (links) und Bürgermeister Günther Werner (Archivbild, 2020) teil.
Foto: Wolfgang Sandler | Am Runden Tisch nahmen unter anderem Schnell-im-Netz-Chef Stephan Hager (links) und Bürgermeister Günther Werner (Archivbild, 2020) teil.

Corona, Lockdowns und ein Mangel an anderen möglichen Aktivitäten hätten dazu geführt, dass die Menschen deutlich mehr Zeit im Internet verbrachten. "Bei einer Überprüfung nach Beginn der Pandemie wurde das Kippen in die Unwirtschaftlichkeit festgestellt", teilt Hager auf Anfrage dieser Redaktion schriftlich mit. In seinem Schreiben nennt er keine konkreten Zahlen, Werner und Ortloff berichten aber, dass Hager diese im Gespräch am Runden Tisch genannt habe. Demnach sei die Internetnutzung während der Pandemie auf mehr als das Dreifache des vorherigen Wertes gestiegen.

Wenn der Internetzugang unrechtmäßig geteilt wird

"Dennoch wurden die Preise während der Pandemie nicht erhöht, da man aufgrund der verhängten Ausgangssperre auf das Internet angewiesen war", schreibt Hager. Allerdings sei im Rahmen dieser Prüfung auch festgestellt worden, "dass nur drei Viertel der möglichen Nutzer einen Vertrag über den Internetzugang abgeschlossen haben". Oft werde dagegen ein Zugang unrechtmäßig mit Nachbarn geteilt, "ohne dass der Provider für die erweiterte Nutzung ein Entgelt erhält" – ein weiterer Faktor, der Hagers Firma Kosten verursache, ohne ihr Einnahmen zu bringen.

Ein Hauptproblem sehen viele bei der Telekom

Doch warum ist das Internet in Sailershausen und Uchenhofen so viel teurer als in Haßfurt? Stephan Hager beantwortet diese Frage in seinem Schreiben an die Redaktion nicht. Wer aber eine plausible Lösung liefert, ist Stadtwerksleiter Norbert Zösch, der ebenfalls mit am Tisch saß. Der begründet die höheren Preise vor allem mit der geringeren Anschlussdichte. Sprich: Es gibt bestimmte Kosten, die der Anbieter in jedem Fall zu tragen hat, um ein bestimmtes Dorf mit Internet zu versorgen - egal, ob er diese dann auf viele Kundinnen und Kunden umlegen kann, oder nur auf wenige.

"Wir müssen eigentlich froh sein, dass er den Betrieb aufrecht erhält."
Norbert Zösch, Leiter des Stadtwerks Haßfurt

"Für 500 Kunden ist das einfacher zu betreiben als für 30", sagt Zösch. Er betont sogar, dass Schnell im Netz in den beiden nordwestlichen Stadtteilen nicht einmal Gewinn mache, sondern nur so viel verlange, wie nötig sei, um seine Kosten zu decken. "Wir müssen eigentlich froh sein, dass er den Betrieb aufrecht erhält", sagt Zösch. Dass Hager den Betrieb in Sailershausen und Uchenhofen nicht komplett abschalten wolle, liegt laut Zösch auch in der Geschichte von "Schnell im Netz" begründet. Immerhin liegen in Haßfurt die Anfänge der Geschichte des Unternehmens.

Es sei auf jeden Fall gut gewesen, dass das Gespräch im Rathaus zustande gekommen sei, und dass es dadurch einen Austausch der verschiedenen Positionen gegeben habe, sagt Zösch. "Das Hauptproblem ist eigentlich, dass die Telekom sich immer zurückhält mit nicht lukrativen Netzen", betont er. Das beklagen auch Günther Werner und Volker Ortloff. "Wir müssen auch die Telekom fragen, warum sie grundsätzlich nicht auf andere Netze geht", so Ortloff im Gespräch mit der Redaktion.

Preise haben sich wieder angenähert

Weiter berichten die Beteiligten des Runden Tisches auch, dass sie erfahren haben, wie schnell sich auch für SiN die Angebote der Zulieferer ändern können – und damit auch die Vertragsbedingungen für Kundinnen und Kunden. So waren auch die Zahlen, die Adrian Ort in seiner Beschwerde-E-Mail an Stephan Hager nannte, nicht mehr aktuell. Zu diesem Zeitpunkt hatte jemand, der einen neuen Vertrag abschloss, in Haßfurt für 50 Mbit 33 Euro zu bezahlen, in Sailershausen und Uchenhofen dagegen 60 Euro. Mittlerweile haben sich die Preise etwas angenähert und liegen nun bei 40 Euro in Haßfurt und 55 Euro in den nordwestlichen Ortsteilen.

 
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Solidarisch wäre es wenn man die Haßfurter, Uchenhofener und Sailershäuser Kosten in einen Topf wirf und dann so kalkuliert, dass jede Ortschaft ähnlich zahlt. Quasi eine Querfinanzierung.

    Es ist nicht besonders klug die Einwohner einer Gemeinde unterschiedlich zu behandeln seitens eines Anbieters. Eine Querfinanzierung würde bedeuten, dass zahlreichen Haßfurter Anschlüsse z.B. jeweils einen Euro mehr zahlen während die wenigen Uchenhofener und Sailershäuser Anschlüsse sich jeweils ca. 10 Euro sparen.

    Anderenorts wird das auch so gehandhabt. Das würde weniger Wirbel verursachen.

    Mann stelle ich z.B. vor die Haßfurter müssten weniger für ihr Abwasser zahlen als die Einwohner Uchenhofens weil dort z.B. die Kosten höher oder niedriger sind.
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