Wer in der Stadt Haßfurt einen Internetanschluss haben will, hat die Wahl zwischen verschiedenen Anbietern. In so manchem Ortsteil sieht es dagegen anders aus: In Sailershausen und Uchenhofen hat das Unternehmen "Schnell im Netz" mit Sitz in Schweinfurt praktisch eine Monopolstellung, da sich andere Anbieter wie beispielsweise die Telekom weigern, sich auf den Fremdleitungen einzumieten. Und eben darüber ärgern sich nun viele Bürgerinnen und Bürger. Denn "Schnell im Netz" hat in Sailershausen und Uchenhofen die Preise für das Internet deutlich erhöht.
Dass in Zeiten, in denen vieles teurer wird, auch ein Internetanbieter seine Preise erhöht, ist verständlich. Doch warum bleiben in der Kernstadt und anderswo die Preise unverändert, während sie in den beiden Ortsteilen im Nordwesten der Kreisstadt massiv erhöht werden?
Die Verbraucherschutzzentrale ist bereits informiert
Stephan Hager, Geschäftsführer von "Schnell im Netz", begründet die unterschiedlichen Preise damit, dass seinem Unternehmen durch die Versorgung dieser Stadtteile auch deutlich höhere Kosten entstünden. In der Bevölkerung ist dagegen ein ganz anderer Verdacht aufgekommen: Nutzt "Schnell im Netz" seine Monopolstellung aus und erhöht die Preise dort, wo Kundinnen und Kunden nicht zur Konkurrenz wechseln können?
Volker Ortloff (CSU) und Adrian Ort (Junge Liste) sind die beiden Kommunalpolitiker, die Sailershausen im Haßfurter Stadtrat vertreten. "Die Dorfbewohner kommen auf uns zu", berichtet Ortloff. Dabei seien auch Leute "hochgegangen wie ein HB-Männchen". Ortloff und Ort haben ihre Kritik an der Preisgestaltung bei "Schnell im Netz" auch an Bürgermeister Günther Werner (WG) herangetragen, ebenso wie an die Verbraucherschutzzentrale und die Bundesnetzagentur.
Doch die Antworten sind ernüchternd: "Die Bundesnetzagentur sagt, sie mischt sich in die Entgelt-Kundenbelange nicht ein", berichtet Ortloff. Die Verbraucherschutzzentrale habe zwar mitgeteilt, sie sehe eine Ungleichbehandlung, kündige aber auch keine direkten Aktionen an. "Und der Bürgermeister kann mit Herrn Hager telefonieren, aber letztlich kann er auch nichts ausrichten." Denn in die freie Preisgestaltung darf die Politik einem Wirtschaftsunternehmen nicht hineinreden.
Im Jahr 2022 ausgelaufene Verträge wurden nicht verlängert
E-Mails, die Ortloff und Ort in diesem sowie im letzten Jahr an Stephan Hager geschrieben haben, liegen dieser Redaktion vor. Daraus geht auch der Verlauf der Preiserhöhungen hervor. So waren die Verträge mit dem Internetanbieter, die im Jahr 2022 ausliefen, nicht verlängert worden. Stattdessen erhielten die betreffenden Kundinnen und Kunden E-Mails von "Schnell im Netz", in denen das Unternehmen mitteilt: "Leider sehen wir uns gezwungen, aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Situation eine grundlegende Anpassung unserer Tarifgestaltung vorzunehmen."
Es folgen die neuen, teureren Konditionen, unter denen man den Vertrag fortführen kann, sowie das Angebot: "Schließen Sie innerhalb der nächsten 14 Tage einen neuen Vertrag mit uns ab,
schenken wir Ihnen die Bereitstellungsgebühr."
60 Euro statt 33 Euro für 50 Mbit
Die Preisanpassung ist deutlich: Wer beispielsweise 50 Mbit haben möchte, musste vorher 33 Euro für den Tarif bezahlen, 2022 wurde der Preis auf 50 Euro angehoben. Und das war nur der Anfang: "Ein Bürger hat mir von der Preisanpassung im Internet berichtet, 50 Mbit kosten demnach nun schon 60 Euro", schrieb Adrian Ort Ende Januar 2023 in einer E-Mail an Stephan Hager.
Doch offenbar nur in Sailershausen und Uchenhofen: "Wie wir recherchieren konnten, betrifft die Erhöhung nur diese Stadtteile, in Haßfurt, Augsfeld und anderen Orten bleibt der Preis laut Internet bei 33 Euro für 50 Mbit", schreibt Ort.
Im Gespräch mit dieser Redaktion spricht auch Adrian Ort die Vermutung vieler Bürgerinnen und Bürger an, "Schnell im Netz" nutze in den nordwestlichen Stadtteilen die Tatsache aus, dass die Firma dort keine Konkurrenz hat. "Wir sind ja auf das Internet von Herrn Hager angewiesen", sagt Ort. "Scheinbar nutzt er das aus, und wir können nichts dagegen machen."
Und auch in einem anderen Punkt findet Ort deutliche Worte – in der E-Mail, die er an Stephan Hager geschrieben hatte. Dort ist von "unglücklichen und teilweise auch dreisten Vertragskündigungen" die Rede. Der Hintergrund: 2022 hatten nicht nur Kundinnen und Kunden, deren Verträge ausliefen, Kündigungen sowie ein neues, teureres Angebot erhalten. Adrian Ort sind mindestens zwei Fälle bekannt, in denen "Schnell im Netz" das neue Angebot auch an Personen geschickt hatte, deren alter, günstigerer Vertrag noch lange nicht ausgelaufen war.
Die Bevölkerung hat einen konkreten Verdacht
Auch in einem solchen Fall liegt der Redaktion der Schriftverkehr zwischen Hagers Firma und einem Kunden vor. Auf dessen Beschwerde hin räumt "Schnell im Netz" ein, in diesem Fall einen Fehler gemacht zu haben und sichert zu, dass der alte Vertrag bis zum Ende seiner vollen Laufzeit bestehen bleibe. In der Bevölkerung ist dennoch der Verdacht aufgekommen, die Firma habe es eben "einfach mal probiert", ob vielleicht jemand einen teureren Vertrag abschließt, obwohl er das noch gar nicht müsste.
Und was sagt Stephan Hager zu den Vorwürfen, seine Firma würde Kundinnen und Kunden ungleich behandeln? "Preisanpassungen sind immer notwendig, wenn die Vorleistungsprodukte teurer werden", antwortet er schriftlich auf die Anfrage dieser Redaktion. Dabei handle es sich um "alle Bezugspreise, die notwendig zu Erstellung eines Produktes sind", führt er weiter aus, als Beispiele dafür nennt er Mieten, Energie und Lohnkosten.
Auf die Nachfrage, warum dann nur in einzelnen Ortsteilen die Preise steigen, während sie in anderen gleich bleiben, wenn doch Energie- und Lohnkosten überall steigen dürften, kommt ein Antwortschreiben, in dem es unter anderem heißt: "Viele dieser Dienstleister haben Standards für Zugriff auf Netze, je komplexer oder auch kleiner, desto teurer."
Zusammengefasst erklärt Hager in seiner E-Mail, dass die Preisgestaltung komplex sei und sich aus vielen verschiedenen Komponenten zusammensetze, die außerhalb des Unternehmens kaum jemand überblicken könne. Eine schlüssige Erklärung, warum die Preissteigerungen nur zwei Stadtteile betreffen, wenn er doch zuvor mit den überall steigenden Energiekosten argumentiert hat, liefert Hager dabei allerdings nicht.
Runder Tisch soll Wogen glätten
Um die Wogen zu glätten, hat Bürgermeister Günther Werner nun zu einem Runden Tisch geladen: Am Montag, 6. Februar, will er sich mit den beiden Sailershäuser Stadträten Ortloff und Ort, dem Uchenhofer Ortssprecher Manfred Finster (SPD), Rathaus-Geschäftsleiter Stephan Schneider, Stadtwerksleiter Norbert Zösch und Schnell-im-Netz-Chef Stephan Hager zusammensetzen. Alle hätten mittlerweile die Teilnahme an diesem Treffen zugesagt, bestätigt Werner auf Nachfrage dieser Redaktion. Weiter möchte er sich nicht zu der Sache äußern, bevor das Treffen stattgefunden hat.
Die Leitung, über die Sailershausen und Uchenhofen mit Internet versorgt werden, gehört übrigens nicht "Schnell im Netz". Die Firma hat sich dafür auf den Glasfaserkabeln eingemietet, die einst gebaut wurden, um den Windpark im Sailershäuser Wald anzubinden. Dabei betonen die beiden Stadträte aus Sailershausen, über die Qualität der Internetverbindung könne man nicht klagen. "Herr Hager hätte ein ruhiges Leben, wenn er die Preise vernünftig machen würde", sagt Adrian Ort.
Das bei einer Bilanzsumme von EUR 1.225.630,04
Auch 2017 gab es einen geringeren Verlust und nach 2018 wurde noch keine Bilanz veröffentlicht.
Ich glaube, dass Schnell im Netz wirklich in Finanznot ist und gar nicht anders kann als die Preise zu erhöhen. Klar, Insolvenz anmelden ginge auch.
Es gibt sicherlich noch Hunderte von Sailershausen in Bayern - aber unsere Staatsregierung träumt lieber von "Söder'chens Mondfahrt" als von flächendeckender Internet- geschweige denn Mobilfunkversorgung.
Telefon 35,00 Euro, auch eine Kabelbox für die privaten Sender in HD ist incl.
Gut, ich wohne in einem Vorort von Stuttgart, hier ist alles a bisserl teurer aber wie gesagt,50 Euro ist heftig. Mein Anbieter ist Vodafon, vormals Unitymedia.
Hoffe dass sich die Gemeinden auf einen vernünftigen Preis einigen/können)