Prappach hat einen neuen Verein. Am vergangenen Donnerstagabend gründeten neun Einwohner im Haßfurter Stadtteil den Verein „Wir-in-Prappach e.V.“. Ziel ist es, die Belange und Interessen der Dorfgemeinschaft zu vertreten.
Im Sommer bildete sich im Dorf Widerstand, nachdem bekannt wurde, dass die Einwohner in Zukunft schnelles Internet per Richtfunk erhalten sollen. Mit dieser Technik wollen sich die Prappacher aber nicht so recht anfreunden. In Anlehnung an die bekannte Comic-Reihe könnte man fast sagen: Ganz Deutschland wird an Glasfaser angeschlossen. Ganz Deutschland? Nicht ganz. Für ein paar wenige „Hinterwäldler“ tut's auch eine andere Technik, so zumindest ist die Sichtweise von Mirco Burger, Jochen Hübschmann und Elisabeth Hutzel, der Gründungs-Vorstandschaft des neuen Vereins.
In den Asterix-Bänden ist die Ausgangslage zwar eine etwas andere, aber sowohl im gallischen Dorf wie auch im Haßfurter Stadtteil regt sich Widerstand. Auch wenn dies in den letzten Wochen in der Öffentlichkeit wohl nicht so wahrgenommen wurde: In Sachen Richtfunk ist das letzte Kapitel noch nicht zu geschrieben, machen die Protagonisten deutlich. Zurzeit läuft vieles eher hinter den Kulissen. Die Prappacher „Gallier“ basteln zum Beispiel daran, eventuell eine eigene Lösung zu schaffen, um auch den weißen Fleck Prappach mit Glasfaser zu verbinden. Damit dies realisiert werden kann, kam man nun zusammen und beratschlagte über weitere Schritte.
Eine Möglichkeit, die dabei erörterte wurde, war eben die Gründung eines Vereines. Bei den Beratungen wurde den Anwesenden schnell klar, dass ein Verein für die Sache zwar sinnvoll sei, aber wahrscheinlich nicht lange bestehen würde. Auf der anderen Seite hätten aber die Aktionen und die gewonnenen Erfahrungen deutlich gemacht, dass es für die Dorfgemeinschaft wertvoll ist, wenn ihre Interessen und Anliegen deutlicher vorgebracht werden. So war es naheliegend, einen Verein zu gründen, der sich nicht allein um die Verhinderung des Richtfunks kümmert, sondern auch um weitere Sorgen und Anliegen, die die Prappacher bewegen.
Als Beispiele fielen in der Versammlung unter anderem der weitere Ausbau des aktuell begrenzten Radweges oder Tempo-30-Zonen im Ortsgebiet. Nicht immer empfinden sich die Prappacher Bewohner in ihren Interessen nämlich richtig im Rathaus vertreten, auch wenn sich einige Stadträte um das Wohlwollen sichtlich bemühen, wie die Vorstandschaft des neuen Vereins darlegt. Die bisherigen Erfahrungen der letzten Wochen vermittelten ihnen, so der Vorstand den Eindruck, dass die Prappacher nicht von allen ausreichend unterstützt werden. Sich aber nun aufs Jammern und Wehklagen beschränken oder am Stammtisch über die Oberen lästern, bewirke wenig. Deshalb wollen die Prappacher mit dem neuen Verein selber aktiv werden, Mängel ansprechen und wenn nötig, mit Nachdruck angehen.
In Sachen Richtfunk sei jedenfalls der Ausgang für die Prappacher noch nicht endgültig entschieden, auch wenn die Firma schnell-im-netz (SiN) sich im Vorteil wähne. Mut machten dabei die ausnahmslos positiven Reaktionen, die man erhalten hatte. Viele bestätigten, so der Vorstand, dass durch den Widerstand gegen den Richtfunk viel erreicht wurde.
Und es geht weiter. Nachdem im September der Betreiber des geplanten Richtfunks die betroffenen Bürger informiert hatte, bereiten nun die Prappacher eine Infoveranstaltung vor, bei der auch Vertreter der Deutschen Telekom über Alternativen informieren. Diese Infoveranstaltung wird am 12. November in Prappach stattfinden. Bei dieser Veranstaltung wird sich auch der neue Verein der Bevölkerung vorstellen und seine Ziele erklären.