
Ein "sieben Jahre dauernder Kampf", so Mirco Burger aus Prappach, fand am Freitagnachmittag im Haßfurter Rathaus doch noch ein Happy End. Bürgermeister Günther Werner, Alexander Vogler (Leiter Technik Niederlassung Ost der Telekom) und Stephan Hager (Geschäftsführer schnell-im-netz) gaben eine Einigung bekannt, auf die zahlreiche Bürger aus den Haßfurter Stadtteilen Prappach, Augsfeld und Wülflingen schon lange gewartet haben dürften. "Die schnell-im-netz.de und die Deutsche Telekom haben gemeinsam mit Bürgermeister Günther Werner einen Weg gefunden, zusammen auch die Ortsteile Klein-Augsfeld, Prappach und Wülflingen mit schnellem Internet zu versorgen", heißt es in der gemeinsam verlautbarten Mitteilung.
1,2 Kilometer Glasfaserkabel müssen verlegt werden
Die Telekom übernimmt in diesen Stadtteilen die von der schnell-im-netz.de erstellte Technik und wird diese mit einer eigenen Glasfaserleitung anbinden. Klein-Augsfeld und Prappach erhalten eine komplett neue Glasfaseranbindung, die die bisherige Richtfunkanbindung der schnell-im-netz.de ersetzt. Dabei wird die Anbindung von Prappach über die bereits existierende Leitung nach Altershausen erfolgen, die über die Prappacher Höhe führt. Das bedeutet, so Vogler auf Nachfrage dieser Redaktion, hier müssten noch rund 1,2 Kilometer Glasfaserkabel verlegt werden. Die bisherige Glasfaseranbindung der schnell-im-netz.de in Wülflingen wird durch eine Anbindung der Telekom ersetzt.
Die mit der Übernahme der Technik verbundene Umstellung werde nahezu unterbrechungsfrei
erfolgen, versprechen sowohl Stephan Hager als auch Alexander Vogler. Dies geschieht voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte, als Zielvorgabe nennt Vogler das erste Quartal 2021. Aber "wenn's schneller geht, geht's schneller", zeigte sich der Telekom-Mann mit einem Schmunzeln durchaus optimistisch.
Bürgermeister Werner verlieh seiner Freude Ausdruck, dass er beiden Parteien dankbar für die erzielte Einigung sei, die schließlich ohne juristische Auseinandersetzung möglich geworden sei. Alexander Vogler betonte, man sei mit dem Mitbewerber stets im Gespräch gewesen. Vogler machte aber auch deutlich, dass es das stete Intervenieren von Bürgermeister Werner gewesen sei, das die Sache immer wieder in Erinnerung gebracht und somit beschleunigt habe.
Stephan Hager verwies darauf, dass die Kunden "nun von den positiven Eigenschaften aus zwei Welten profitieren: Auf der einen Seite die Telekom als weltweit aufgestellter Konzern mit einer technischen Infrastruktur immer auf dem aktuellsten Stand, auf der anderen Seite die schnell-im-netz.de als mittelständisches lokales Unternehmen" vor Ort. Man werde nun auch in den genannten Stadtteilen Download-Geschwindigkeiten bis zu 250 Mbit/s realisieren können. Damit, so Vogler, verfüge man über eine hohe Bandbreite.

Positiv nahm die Entwicklung auch der Verein "Wir-in-Prappach" auf. Vorsitzender Jochen Hübschmann fühlte sich an ein Zitat von Alexander Vogler von der Telekom erinnert, der seine Mails immer mit der Formulierung "alles wird gut" beendet habe. "Wir sind froh, dass die Sache endlich ein gutes Ende genommen hat." Froh sei er auch, dass "Bürgermeister Werner sich so für die Geschichte eingesetzt" habe. Jochen Hübschmann sinnierte, das Beispiel Prappach zeige, wie leicht in der Politik etwas schiefgehen könne. "Die Regularien sind so, dass so etwas möglich ist." Wichtig sei, dass der Anschluss von Prappach nun ordentlich erfolge.

Deutlicher wurde Mirco Burger, der im Jahre 2013 mit einer Plakataktion gegen den geplanten Breitbandausbau über Richtfunk durch die Firma schnell-im-netz.de den Protest in dem Haßfurter Stadtteil angestoßen hatte: "Für mich gehen sieben Jahre Arbeit zu Ende. Ich bin stolz darauf, dass ich damals das mit dem Plakat gemacht habe." Burger machte im Gespräch mit dieser Redaktion aber auch deutlich, dass der Erfolg "eine Gemeinschaftsarbeit war, denn niemand hätte das allein geschafft. Selbst unsere Mitglieder, die sonst gar nicht in Erscheinung getreten sind, haben Wurfzettel verteilt, Unterschriften gesammelt". Er hoffe, die Stadt habe nun gelernt, dass "man mit den Prappachern auch arbeiten kann, dass diese Lösungen bringen können". Er gestand der Firma schnell-im-netz.de zu, dass sie durchaus Gebiete versorge, die von der Telekom vernachlässigt würde. "Aber für uns war es natürlich ein unglücklicher Schachzug, dass Hager hier reingegrätscht ist", als die Telekom einmal zu langsam gewesen sei.
Aber was war eigentlich vorgefallen seit dem für die Prappacher Internetversorgung so folgenschweren Jahr 2013? Wir erinnern uns. Die Telekom war damals bei der Vergabe des Versorgungsauftrags etwas phlegmatisch und schon hatte sich die Firma schnell-im-netz den Ausbau der genannten Stadtteile von Haßfurt bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) geschnappt.
Keine Wahl
Allerdings wollte die Schweinfurter Firma den Ausbau nur per Richtfunk vornehmen. Das gefiel den betroffenen Internetnutzern jedoch nicht. Denn andere, große Provider wollten in diese Technik nicht mit einsteigen und deshalb fungierte schnell-im-netz.de als alleiniger Anbieter in Prappach und Co. Eine freie Wahl des Internetanbieters war somit unmöglich. Schließlich entstand aus dem Widerstand gegen den Breitband-Ausbau per Richtfunk sogar der Verein "Wir in Prappach" zur besseren Vertretung der gemeinsamen Interessen.
Versprechungen nicht eingehalten
Morgenluft schnupperte diese Initiative, als sich herausstellte, dass schnell-im-netz.de ihren durch die BNetzA auferlegten Verpflichtungen nicht nachkommen konnte. Die Firma hätte innerhalb von zwölf Monaten ihr Netz ausgebaut und die Fertigstellung gemeldet oder aber eine berechtigte Verzögerungsmeldung abgegeben haben müssen. Die Fertigstellung wurde durch die Firma zwar gemeldet, doch dies entsprach nach Ansicht der BNetzA nicht den Tatsachen, weshalb die Agentur der Firma quasi die „Rote Karte“ zeigte und sie eine Zeitlang für das sogenannte Vectoringverfahren sperrte.
Vor dem Verwaltungsgericht
Der magentafarbene Riese aus Bonn hatte auf diese Gelegenheit nur gewartet und stand Glasfaserkabel bei Fuß bzw. bei der Prappacher Höhe. Das Unternehmen schnell-im-netz.de wollte jedoch das Gebiet nicht kampflos räumen und zog mit einer Klage gegen die Bundesnetzagentur und deren gegen sie verhängte Strafe vor das Verwaltungsgericht. Und da lag die Angelegenheit nun, denn ohne Gerichtsbeschluss wollte die Telekom nicht in Vorleistung gehen.
Bis nun vor wenigen Tagen schnell-im-netz.de seine Kunden in den betroffenen Haushalten per Mail über die neuen Situation informierte und Bürgermeister Günther Werner zusammen mit den hochrangigen Vertretern der beiden Unternehmen ins Rathaus lud zur öffentlichen Verkündung der Lösung des Internetproblems für Prappach, Klein-Augsfeld und Teile Wülflingens.