Der Beruf ist ihre Berufung: Dr. med. Antonia Tietz sieht ihren Beruf als Hausärztin als eine glückliche Fügung und eine große Erfüllung. Anfang Oktober übernahm die 32-Jährige die Hausarztpraxis von Dr. med. Heike Mohler-Riegel am Tränkberg 12 in Haßfurt. In der Kreisstadt erlangte die junge Ärztin vor 13 Jahren am Regiomontanus-Gymnasium ihre Hochschulreife. Jetzt schließt sich der Kreis und die Medizinerin kehrt zurück zu ihren Wurzeln.
In Donnersdorf im Landkreis Schweinfurt aufgewachsen, stellte sich für Antonia Eirich, wie die Ärztin mit Mädchennamen hieß, die Frage: Gymnasiumbesuch in Schweinfurt oder Haßfurt? Antonia Eirich wurde in eine Lehrerfamilie hinein geboren. Die Mutter ist Lehrerin und jetzt Schulleiterin am Regiomontanus Gymnasium Haßfurt und der Vater Schulleiter an der Walther-Rathenau-Schule in Schweinfurt. Die Entscheidung fiel auf Haßfurt, auch wenn es mit der Verkehrsanbindung in die Kreisstadt gar nicht so leicht gewesen sei.
Noch bis kurz vor dem Abitur war der Berufswunsch - wie sollte es anders sein: Lehrerin. Doch dann bemerkte die junge Frau, dass sie nicht auf der "anderen" Seite stehen möchte. So entwickelte sich spät der Wunsch, Humanmedizin zu studieren. Auslöser war nach eigenen Aussagen eine Biologiestunde, in der sich der Lehrstoff zum Thema Gehirn als äußerst spannend entpuppte.
Praktikum im Leopoldina macht Lust auf mehr
Spontan absolvierte die angehende Abiturientin ein Praktikum in der Kinderklinik am Leopoldina Krankenhaus in Schweinfurt. Dann ging alles ganz schnell: Mit dem erfolgreich abgelegten Abitur in der Tasche bewarb sich Antonia Eirich an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg für einen Studienplatz. "Während eines Familienurlaubs erhielt ich die Nachricht, dass ich genommen werde", erinnert sich die junge Ärztin. Es folgten sieben Jahre Studium bis zum Staatsexamen. Dazwischen absolvierte die angehende Medizinerin während eines Auslandssemesters Praktika in mehreren Arztpraxen in den Vereinigten Staaten.
Weiterbildung am Klinikum Kassel
Mit ihrem Freund, den sie aus Kindheitstagen kennt und mit dem sie eine Fernbeziehung führte, fasste die Ärztin in Kassel Fuß. In Hessen absolvierte die Unterfränkin in der Inneren Medizin am Klinikum Kassel ihre Weiterbildung zur Assistenzärztin. Die Approbation zur Ausübung des Berufs als Ärztin war 2015, das Promotionsverfahren zur Verleihung des akademischen Grades einer Doktorin endete 2019. Die hausärztliche Fachausbildung erstreckte sich zwei Jahre lang in einer Gemeinschaftspraxis in Gudensberg. Seit Ende März ist Antonia Tietz Fachärztin für Allgemeinmedizin. Während der Fachausbildung kristallisierte sich heraus: "Für mich ist Hausarzt der schönste Beruf."
Seit Oktober in Haßfurt
Anfang Oktober ließ sie sich in Haßfurt nieder. Wieso in die ländliche Gegend und nicht in die Großstadt? "Ich bin als Familienmensch sehr heimatverbunden", antwortete die Hausärztin, die im vergangenen Jahr geheiratet hat. Ihrem Mann spricht Tietz einen besonderen Dank aus, dass sie zur Ausübung ihres Berufes wieder heimkommen konnte. Gemeinsam sei es gelungen, beide Berufe unter einen Hut zu bringen. "Ich fühle mich auf dem Land sehr wohl", sagt die Ärztin. Der Praxisalltag sei schon anders als in der Stadt: "Auf dem Land ist man als Hausarzt die erste Anlaufstelle."
Medizinisch auf einer Wellenlänge
Der Kontakt zu Heike Mohler-Riegel kam über die Mutter von Antonia Tietz zustande. Harald Riegel, der Mann von Mohler-Riegel, ist Lehrerkollege. Für die 61-jährige Ärztin, die ihre Praxis lange Jahre alleine betrieben hatte, war es ein Glücksgriff, dass sich die junge Ärztin auf dem Land niederließ und die Praxis nun weiterführt. Mohler-Riegel arbeitet im Angestelltenverhältnis weiter in der Praxis, reduziert aber ihre Arbeitszeit. Es bedurfte eines Jahres von der ersten Kontaktaufnahme bis zur Übernahme der Hausarztpraxis. Medizinisch auf einer Wellenlänge fanden laut Tietz harmonische Gespräche statt, um einen gemeinsamen Nenner zu finden.
Seit April war Dr. Tietz in Vorbereitung auf die eigentliche Übergabe Anfang Oktober in der Praxis tätig. In dieser Zeit musste noch großer bürokratischer Aufwand bewältigt werden. Sie renovierte mit Unterstützung der eigenen Familie die Praxisräume grundlegend. Frischen Wind bringt die junge Ärztin, die sich sehr herzlich vom Praxisteam aufgenommen fühlt, auch im digitalen Bereich. Aufgeschlossen für die neueste Technik können unter anderem Termine online gebucht werden. Dafür wurde die Homepage mit entsprechenden Informationen neu gestaltet. "Es ist eine Vereinfachung für die Patienten, aber auch für das eingespielte Praxisteam", sagt die Ärztin.
Große Dankbarkeit im Berufsalltag
Im Berufsalltag stellen momentan die Coronapandemie, die Erkältungswelle und die Covid-Impfauffrischungen eine große Herausforderung dar. Die Medizinerin, die viel Ruhe ausstrahlt, erfährt große Dankbarkeit: "Ich gehe mit einem guten Gefühl zur Arbeit und wieder nach Hause." Das befindet sich momentan noch im Landkreis Schweinfurt. Ziel der Ärztin sei es aber, langfristig im Kreis Haßberge sesshaft zu werden.
