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Landkreis Haßberge
Polizeireport 2022: Deutlicher Anstieg der Kriminalität im Landkreis Haßberge
Die Zahlen des Sicherheitsberichts zeigen, in welchen Gemeinden die Menschen am sichersten leben. Beim Blickt auf die Drogendelikte gibt es eine Überraschung.
Die Polizeiinspektionen Haßfurt und Ebern haben ihre Sicherheitsberichte für das Jahr 2022 vorgelegt. (Symbolbild)
Foto: David Inderlied, dpa | Die Polizeiinspektionen Haßfurt und Ebern haben ihre Sicherheitsberichte für das Jahr 2022 vorgelegt. (Symbolbild)
Lukas Reinhardt
 |  aktualisiert: 10.02.2024 07:10 Uhr

In den Dienstbereichen der Polizeiinspektionen (PI) Haßfurt und Ebern leben knapp 85.000 Menschen in 26 Ortschaften. Der alljährliche Kriminalreport zeigt, wie sich die Zahl der Straftaten in den Städten und Gemeinden entwickelt hat. Ein Überblick über die wichtigsten Fakten zum Thema Sicherheit.

Wie hat sich die Kriminalität grundsätzlich entwickelt?

Die zwei Polizeiinspektionen im Landkreis Haßberge haben im vergangenen Jahr einen deutlichen Anstieg der Kriminalität verzeichnen müssen. Im Bereich der Dienststelle Haßfurt erfassten die Beamtinnen und Beamten 1960 Straftaten. Eine Zunahme um 12,6 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Damit ist die Zahl der begangenen Straftaten hier so hoch wie seit mindestens 2018 nicht mehr. Gleichzeitig sank die Aufklärungsquote der PI Haßfurt auf ein Fünfjahrestief. Sie lag 2022 bei 71,7 Prozent, 2020 hatten die Polizistinnen und Polizisten noch in 77,9 Prozent der Fälle einen Tatverdächtigen oder eine Tatverdächtige ermitteln können. 

Noch drastischer fiel der Kriminalitätsanstieg im Bereich der Ebener Dienststelle aus. Im Jahr 2022 registrierten die Polizistinnen und Polizisten dort 541 Straftaten, eine Zunahme um 47 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zuletzt lag die Kriminalität hier nur 2018 auf einem höheren Niveau. Damals wurden 600 Straftaten erfasst. Die Aufklärungsquote stieg von 70,1 Prozent im Jahr 2021 auf nun 71,7 Prozent. Damit lag sie zuletzt im Einzugsgebiet beider Polizeiinspektionen deutlich über dem bayernweiten Schnitt von 67,7 Prozent.

Welche Straftaten legten im Landkreis besonders stark zu?

Bei fast jeder fünften Straftat in den Dienstbereichen der Polizeiinspektionen Haßfurt (21,9 Prozent) und Ebern (19,6 Prozent) handelte es sich 2022 um Diebstahl. Hier verzeichnete die Polizei im gesamten Landkreis einen drastischen Anstieg: im Raum Ebern im Vergleich zum Vorjahr um 26 Prozent, im Raum Haßfurt gar um 47 Prozent. Tatverdächtige konnten die Haßfurter Polizistinnen und Polizisten besonders bei den erfassten Ladendiebstählen kaum ermitteln. Die Aufklärungsquote lag hier bei gerade einmal 0,9 Prozent.

Deutlich schlechter standen die Chancen für mutmaßliche Gewaltverbrecher. Hier konnten die Beamtinnen und Beamten der PI Haßfurt in 91,7 Prozent der Fälle einen Tatverdächtigen oder eine Tatverdächtige ermitteln. Grundsätzlich legten die Straftaten in diesem Bereich aber deutlich zu. So verdoppelte sich die Anzahl der registrierten Gewaltverbrechen von 31 im Jahr 2021 auf 72 in 2022. Einen besonders großen Anteil daran – rund 94 Prozent – hatten Fälle von schwerer und gefährlicher Körperverletzung. Laut Gesetzgeber stehen darauf bis zu zehn Jahre Haft. Sogenannte "Rohheitsdelikte", wie sie in der Polizeistatistik erfasst werden, legten auch im Dienstbereich der PI Ebern dramatisch zu. Dort stieg die Zahl der vorsätzlichen Körperverletzungen sprunghaft von 55 im Jahr 2021 auf 99 in 2022.

Wie setzt sich die Zahl der Tatverdächtigen zusammen?

Insgesamt ermittelten die Polizistinnen und Polizisten der PI Haßfurt 942 Tatverdächtige, davon laut Polizeistatistik 184 sogenannte "Nichtdeutsche". Auffällig ist, dass vorwiegend ein Geschlecht straffällig wird: Denn besonders häufig – statistisch gesehen in drei von vier Fällen – handelte es sich um Männer (74,3 Prozent). 77,1 Prozent der Tatverdächtigen waren zudem älter als 21 Jahre. Ein ähnliches Bild zeichnete sich im Bereich der Dienststelle Ebern. Dort zählten die Beamtinnen und Beamten im vergangenen Jahr 322 Tatverdächtige, von denen lediglich 21,1 Prozent Frauen waren. Jeder Dritte war zudem jünger als 21. Im Raum Ebern legte auch die Kinder- und Jugendkriminalität deutlich zu, deren Anteil lag im Jahr 2022 bei 12 Prozent. 

In welchen Orten ist die Kriminalität statistisch am höchsten?

Beim Blick in die Kommunen im Landkreis Haßberge zeigt sich: In den Städten ist die Kriminalitätsrate besonders hoch. Haßfurt etwa steht hier kreisweit an der Spitze. Die Stadt kommt auf 48 Straftaten je 1000 Einwohner, gefolgt von Zeil (42) und Ebern (39). In diesen drei Orten stieg die Kriminalität im Vergleich zum Jahr 2021 mitunter deutlich. Für die ehemalige Kreisstadt Ebern etwa verzeichnete die Polizei eine Zunahme der Straftaten um rund 55 Prozent. In Zeil um zehn Prozent, in Haßfurt um fünf Prozent. 

Polizeireport 2022: Deutlicher Anstieg der Kriminalität im Landkreis Haßberge

Den höchsten Anstieg der Kriminalität stellten die beiden Polizeiinspektionen im Osten des Landkreises fest. In Kirchlauter etwa verdreifachte sich die Zahl der erfassten Straftaten, von zehn auf 34. In Breitbrunn verdoppelte sie sich. Ebelsbach verzeichnete eine Zunahme um 61 Prozent. Dort kommen auf 1000 Einwohnerinnen und Einwohner inzwischen 38 Straftaten. Im Jahr 2021 lag diese Zahl noch bei 22. In Stettfeld am östlichen Rand registrierte die Polizei einen Anstieg der Kriminalität um 43 Prozent. Um welche Straftaten es sich in den einzelnen Städten und Gemeinden vorwiegend gehandelt hat, darüber machen die Polizeiinspektionen in ihrem Report keine Angaben.

In welchen Gemeinden leben die Menschen am sichersten?

Während die Kriminalität in den Städten im Bezug zur Einwohnerzahl am höchsten ist, sieht es im ländlichen Raum weitgehend anders aus. Die Gemeinde Ermershausen im Norden etwa kommt gerade mal auf sieben Straftaten je 1000 Einwohner, der landkreisweite Bestwert. Statistisch gesehen lebt es sich hier also am sichersten. Gefolgt von Gädheim im Westen und Rauhenebrach im Süden. In beiden Ortschaften kommen auf 1000 Einwohnerinnen und Einwohner acht Straftaten. In der Steigerwaldgemeinde Rauhenebrach sank die Kriminalität zudem um knapp 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die Stadt mit der geringsten Kriminalitätsbelastung im Haßbergkreis ist Königsberg mit einem Wert von 20. Gleichzeitig aber gelang es der Polizei hier gerade einmal, einen von drei Fällen aufzuklären (34,4 Prozent). Damit liegt Königsberg in dieser Kategorie deutlich unter dem landkreisweiten Schnitt. 

Welche Rolle hat die Rauschgiftkriminalität 2022 gespielt?

Der Landkreis Haßberge galt lange Zeit als Drogenhochburg. Nun scheint sich das zu ändern, zumindest beim Blick auf die Zahlen. Während die Dienststelle Ebern in ihrem Bericht keine Angaben zur Rauschgiftkriminalität macht, konnte die Polizei Haßfurt hier offenbar große Erfolge verzeichnen. Laut Sicherheitsreport sank die Zahl der erfassten Drogendelikte von 213 im Jahr 2021 auf nun 146. Ein Rückgang um 31 Prozent. Damit sank die Rauschgiftkriminalität im Haßbergkreis auf den niedrigsten Stand seit 2017. Ein Trend, der sich unterfrankenweit mit einem Rückgang um 16,8 Prozentpunkte bestätigt.

Die detaillierte Aufschlüsselung zeigt zudem: Der Handel und Schmuggel mit Drogen ging um 23 Prozent zurück, Straftaten mit Bezug zu Methamphetamin um knapp die Hälfte (46 Prozent), mit Cannabis um 38 Prozent. Insgesamt konnten die Polizistinnen und Polizisten in 96,6 Prozent aller Fälle einen Tatverdächtigen oder eine Tatverdächtige ermitteln. 

Hintergrund zur Polizeistatistik

Die Polizeistatistik betrachtetet die Kriminalitätsbelastung grundsätzlich mit der sogenannten Häufigkeitsziffer, also der Anzahl der erfassten Straftaten je 100.000 Einwohner. Die Redaktion hat sich entschieden, beim Blick in die einzelnen Gemeinden (vgl. Grafik) die begangenen Straftaten je 1000 Einwohner zu betrachten, um ein realistischeres Bild zu zeichnen und trotzdem die gewünschte Vergleichbarkeit zu erzielen. Als Grundlage dienen die Einwohnerzahlen, die der Freistaat Bayern bereitstellt.
Die Zahlen der Polizei sind grundsätzlich mit Vorsicht zu betrachten, denn das Dunkelfeld fehlt. Die Statistik erfasst nur Fälle, die von Polizeibeamtinnen und -beamten  bearbeitet und an die Staatsanwaltschaft weitergegeben werden. Nicht alle registrierten Straftaten stellen sich am Ende auch als solche heraus. 
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  • Michael Fischer
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  • Floranus
    Hallo, mal auf die Karte geguckt? – "In Stettfeld am östlichen Rand", da ist Untermerzbach, aber nicht Stettfeld!
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