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Kreis Haßberge
Pflücken oder nicht pflücken? So ist die Obsternte erlaubt
Die voll behangenen Obstbäume im Landkreis Haßberge verleiten zum Ableeren – was allerdings nicht überall legal ist. Wer Früchte ernten möchte, muss einiges beachten.
Darf ich oder darf ich nicht? Wer Obst pflücken möchte, muss je nach Standort einiges beachten. 
Foto: Johanna Heim | Darf ich oder darf ich nicht? Wer Obst pflücken möchte, muss je nach Standort einiges beachten. 
Johanna Heim
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:40 Uhr

Der Herbst hält Einzug im Landkreis Haßberge. Und mit der goldenen Jahreszeit einher gehen leckere Gerichte, die momentan in vielen Küchen der Region vermehrt auf den Tischen stehen dürften. Ob vollmundige Kürbissuppe, süßes Quittengelee und Birnenkompott oder saftige Apfelkuchen mit einer Prise Zimt– der Übergang in die kalte Jahreszeit lädt Jahr für Jahr zum Schlemmen ein. Einige der Lebensmittel, die für diese Gerichte benötigt werden, gibt es nicht nur im Supermarkt sondern oft auch für einen schmalen Taler an vielen Stellen in der Region – meist sogar ganz umsonst.

Auf Streuobstwiesen, in Obstbaumalleen, oft auch vereinzelt am Straßenrand – an vielen Stellen im Landkreis stehen Obstbäume, voll behangen mit schmackhaften Früchten. Aber nicht von allen Bäumen dürfen Äpfel und Co. gelesen werden. Der Grund: Je nachdem, an welchem Ort der Baum steht, ist es erlaubt, seine Früchte zu pflücken – oder eben nicht. Steht er auf einem privaten Grundstück, beispielsweise im Vorgarten des Nachbarn, ist für die Obsternte freilich dessen Erlaubnis notwendig. Etwas anders sieht es bei der Ernte von Obstbäumen auf öffentlichem Grund aus. Was gemeinläufig ehemals als "Mundraub" bekannt war, ist laut Strafgesetzbuch mittlerweile als Diebstahl klassifiziert. Dabei ist es in den 26 Gemeinden des Landkreises ganz einfach, nicht unerlaubt zum Langfinger zu werden.

Massive Menge an Obst

In der Region gibt es genug Obst für Jedermann, ist sich Johannes Bayer, Kreisfachberater für Gartenbau und Landespflege, sicher. "An den Kreisstraßen stehen so viele Bäume, die sind ungezählt. Da können wir nicht mal sagen, wie viele das sind. Dieses Obst kann nicht vom Landkreis alleine verwertet werden." Der Grund: Die schlichtweg massive Menge an Obst. Um zu erfahren, ob die Früchte von einem bestimmten Baum gepflückt werden dürfen, reicht ein kurzer Anruf beim Landratsamt aus. Die Straßenbauverwaltung in Haßfurt als auch die Straßenmeisterei in Zeil besitzen ein Verzeichnis, welches Auskunft gibt, ob der Baum dem Landkreis oder dem Bund gehört und abgeerntet werden darf.

Oft bieten Streuobstwiesen, wie hier bei Obertheres, reichlich Auswahl an verschiedenen Obstsorten.
Foto: Johanna Heim | Oft bieten Streuobstwiesen, wie hier bei Obertheres, reichlich Auswahl an verschiedenen Obstsorten.

"Wir sind froh, wenn die Bürger das Obst auch ernten. Uns ist nur wichtig, dass wir vorher Bescheid bekommen", erläutert Bayer. Diebstahl im großen Sinne ist dem Kreisfachberater noch nicht zu Ohren gekommen. „Wenn aber jemand beim Spazierengehen einen Apfel vom Apfelbaum nimmt, hat wahrscheinlich niemand was dagegen“, fügt er schmunzelnd hinzu.

Mit Schild gekennzeichnet

Harald Amon, Vorsitzender des Bundes Naturschutz Ebern, berichtet von einem anderen Problem: Leute wissen oft nicht, ob sie das Obst an Weg- oder Straßenrändern pflücken dürfen. "Die trauen sich dann gar nicht, die Bäume zu leeren." Damit die Lebensmittel aber genutzt werden, anstatt zu verkommen, schafft der Bund Naturschutz Abhilfe. Bäume, die abgeleert werden dürfen, sind mit einem Schild gekennzeichnet. So können Erntefreunde auf Nummer sicher gehen, garantiert keine Straftat zu begehen, wenn sie den Inhalt der heimischen Obstschale auffüllen. "Uns ist wichtig, dass das Obst genutzt wird", so Amon. "Im Prinzip können die Leute einfach kommen und ernten." Deswegen sind insgesamt 21 Obstbäume in den Eberner Gemeindeteilen Fierst und Eichelberg mit Hinweisschildern gekennzeichnet.

Ernten oder nicht ernten? Obstfreunde rund um Ebern müssen sich diese Frage nicht mehr stellen. Bäume, an denen der Hinweis hängt, dürfen abgeerntet werden.
Foto: Harald Amon | Ernten oder nicht ernten? Obstfreunde rund um Ebern müssen sich diese Frage nicht mehr stellen. Bäume, an denen der Hinweis hängt, dürfen abgeerntet werden.

Zusätzlich bietet der Bund Naturschutz in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt eine Streuobstbörse an. Wie genau diese funktioniert, erklärt Bayer: "Leute, die ihr Obst nicht ernten wollen oder die zu viel Ertrag haben, können sich dort melden – und diejenigen, die Obst suchen, auch. Wir versuchen dann, den Anbieter und den Suchenden zusammenzuführen." Um den Ertrag der Bäume vor dem Verfall zu retten, bemühen sich auch andere Gemeinden des Landkreises um eine Lösung, beispielsweise die Stadt Königsberg. Bayer erläutert, dass dort sogenannte "Baumpatenschaften" vergeben werden. Dabei können Bürger die Fürsorge für einen Obstbaum übernehmen. "Dadurch verpflichten sie sich, den Baum instandzuhalten, den Baumschnitt zu machen – und eben auch das Obst abzuernten." Auch einige Kindergärten der Region helfen bei der Ernte mit. Aus den gesammelten Äpfeln  wird Saft gepresst - den die fleißigen Erntehelfer erhalten.

Größere Auswahl als im Supermarkt

Wer seinen Fruchtkorb auf diese Weise füllt, spart sich einiges an Geld. Aber nicht nur finanziell rentiert sich das Ganze, sondern auch kulinarisch. Denn durch die Lese der heimischen Obstbäume wandern unter anderem auch historische Fruchtsorten in die Körbe. Im Vergleich zum Angebot der Supermärkte und Discounter des Landkreises, das meist überall aus der gleichen Handvoll Apfel- und Birnensorten besteht, gibt es auf den süddeutschen Streuobstwiesen noch rund 600 andere Sorten. Kreisfachberater Bayer schätzt die Anzahl an verschiedenen Apfelsorten im Landkreis Haßberge ebenfalls "auf ein paar Hundert".

Sie hätten zum Apfelkuchen werden können! Stattdessen bieten die ungelesenen, verfaulenden Äpfel einen traurigen Anblick.
Foto: Johanna Heim | Sie hätten zum Apfelkuchen werden können! Stattdessen bieten die ungelesenen, verfaulenden Äpfel einen traurigen Anblick.

Geben Nachbar, Landkreis oder Straßenmeisterei ihr OK, steht einer ertragreichen Ernte meist nichts mehr im Wege – und bei kühler, dunkler Lagerung halten manche Apfelsorten sogar noch mehrere Monate. Wer generell noch mehr über die Fruchtvielfalt der Region erfahren möchte, kann an einer Streuobst-Exkursion teilnehmen. Dabei wird ein Rundweg festgelegt, auf dessen Strecke sich verschiedene Obstbäume befinden. Dank eines Pomologen, eines Fachmanns für Obstsorten, erfahren Interessenten auf der Exkursion mehr über die heimischen Früchte.

Wenn Sie wissen möchten, ob das Ableeren eines Baumes an einer Kreisstraße des Landkreises erlaubt ist, erreichen Sie die zuständigen Stelle des Landratsamtes unter folgender Rufnummer: 09521/942621. Auskunft über Obstbäume an Staats- und Bundesstraßen erhalten Sie bei der Straßenmeisterei Zeil unter der Telefonnummer: 09524/83310.

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