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Obertheres: Wie eine Schule die Kinder aufs Digital-Zeitalter vorbereitet
Computer spielen im Berufsleben eine immer größere Rolle. Auch Schulen müssen da mit der Zeit gehen. Die Grund- und Mittelschule Theres zeigt, wie das funktionieren kann.
Digitalisierung an der Grund- und Mittelschule Theres: Im Klassenzimmer von Lehrer Tobias Lamm arbeiten die Schüler mit iPads. Dadurch werden auch ihre Antworten auf seine Fragen in seiner Präsentation angezeigt.
Foto: Peter Schmieder | Digitalisierung an der Grund- und Mittelschule Theres: Im Klassenzimmer von Lehrer Tobias Lamm arbeiten die Schüler mit iPads. Dadurch werden auch ihre Antworten auf seine Fragen in seiner Präsentation angezeigt.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:16 Uhr

Die vierte Klasse von Grundschullehrerin Bettina Pfeuffer befindet sich derzeit im Wechselunterricht. Immer wieder hört die Lehrerin aus dem iPad, das sie mit sich herumträgt, eine Stimme, die "Fertig!" ruft – immer dann, wenn eine Schülergruppe eine Aufgabe bearbeitet hat. Praktisch ist, dass die Lehrerin und ihre Klasse mit einem Programm arbeiten, in dem die Kinder mit einem Stift auf den Bildschirm schreiben können. Die Lehrerin kann das Dokument sofort sehen und korrigieren.

Doch nicht nur die Kinder, die an diesem Tag nicht vor Ort sind, arbeiten mit digitalen Endgeräten. Auch der Rest der Klasse zeigt, wie die Digitalisierung im Schulhaus in Obertheres Einzug gehalten hat. Im Klassenzimmer sitzt unter anderem Schülerin Enya Marpoder, die gerade ein Diktat schreibt. Die Stimme, die den Text vorliest, wird von einem iPad abgespielt. "Man kann die Sätze mehrmals anhören", erklärt Pfeuffer, "Jedes Kind arbeitet in seinem eigenen Tempo".

Noch spektakulärer sieht das aus, was Eli Mahr und Lana Diessner am Whiteboard machen. Wo früher in Klassenzimmern eine Tafel hing, hängt nun ein großer Bildschirm. Den können die Lehrkräfte als Tafel verwenden, er bietet aber noch andere Möglichkeiten. Beispielsweise können die Viertklässler darauf Wissensspiele machen. Gerade sind sie damit beschäftigt, zuzuordnen, welche Teile des menschlichen Auges welche Funktion haben.

Auch der Bürgermeister kann mitmachen

Doch nicht nur im Klassenzimmer ist etwas los. Auch auf dem Gang sind Kinder unterwegs. Emily Scheck ist mit einem iPad unterwegs und verfolgt eine Lesespur: Überall an der Wand verteilt hängen Bildchen mit Nummern und QR-Codes, die sie mit dem iPad scannen kann. Dann kann sie den nächsten Teil einer Geschichte lesen und erfährt, wo es weitergeht. Und nicht nur die Kinder haben Spaß an der Lesespur: Beim Pressetermin, der zeigen soll, wie moderne Technik in der Schule genutzt wird, ist auch der Thereser Bürgermeister Matthias Schneider dabei. Als er einen der QR-Codes mit seinem Handy scannt, stellt er begeistert fest: "Ich kann auch mitmachen!"

Lesespur: An der Wand im Gang des Schulhauses hängen QR-Codes, die es Emily Scheck erlauben, eine Geschichte zu lesen. Das findet auch Bürgermeister Matthias Schneider sehr interessant.
Foto: Peter Schmieder | Lesespur: An der Wand im Gang des Schulhauses hängen QR-Codes, die es Emily Scheck erlauben, eine Geschichte zu lesen. Das findet auch Bürgermeister Matthias Schneider sehr interessant.

Und dann sind da noch die Schüler Ben Rödel und Lennox Schubert. Sie erstellen gerade einen Trickfilm, der später im Verkehrserziehungsunterricht mit der Klasse eingesetzt werden soll. Dafür stellen sie mit Spielzeugautos auf einem Straßenteppich Verkehrssituationen nach. Immer wieder fotografiert Ben den Teppich, dazwischen verschiebt Lennox die Fahrzeuge immer ein kleines Stück, so dass ein Stop-Motion-Film entsteht, den sie auch noch mit Musik oder gesprochenen Texten hinterlegen können. In den kurzen Filmchen, die so entstehen, geht es um die Frage, welcher Verkehrsteilnehmer Vorfahrt hat.

Corona hat gezeigt, wie wichtig die Digitalisierung ist

Schon seit Jahren ist die Digitalisierung in Schulen ein Streitthema. Manche Eltern und Lehrer stören sich an dem Gedanken, dass Kinder an Technik herangeführt werden, die in vielen Köpfen noch immer als "Spielzeug" wahrgenommen wird. Andere beklagen, es gehe nicht schnell genug, denn wenn Computer die Berufswelt verändern, müssten auch Schulen mit der Zeit gehen, um die Kinder darauf vorzubereiten. Nun hat die Corona-Pandemie gezeigt, wie wichtig die Digitalisierung an Schulen ist: Ohne sie wäre Unterricht in Zeiten der Kontaktvermeidung praktisch unmöglich.

Ben Röder (links) und Lennox Schubert drehen einen Stop-Motion-Film für den Verkehrserziehungsunterricht.
Foto: Peter Schmieder | Ben Röder (links) und Lennox Schubert drehen einen Stop-Motion-Film für den Verkehrserziehungsunterricht.

Ulrike Binder-Vondran, Schulleiterin der Johann-Peter-Wagner-Schule in Obertheres, ist froh darüber, dass ihre Schule in Sachen Digitalisierung besser aufgestellt ist als so manche andere. Das sei auch den Kommunalpolitikern in der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Theres zu verdanken. Denn die hätten die Grund- und Mittelschule auf dem Weg ins digitale Zeitalter gut unterstützt. "Der Bürgermeister war der Motor des Ganzen", sagt die Schulleiterin mit Blick auf Matthias Schneider.

Schon vor den Förderprogrammen angefangen

Der wiederum betont, dass ohne die Zustimmung der Gemeinderäte nichts gelaufen wäre. Auch die Verantwortlichen in den beiden anderen VG-Gemeinden, in denen es Außenstellen der Schule gibt, hätten gut mitgezogen, als von Förderprogrammen des Bundes oder des Freistaates Bayern noch nichts zu sehen war. "Wir waren da schon sehr schnell", meint Bürgermeister Schneider.

Los ging es 2015 mit der Anschaffung von 16 iPads, die die Klassen abwechselnd ausleihen und im Unterricht einsetzen können. Dazu wurden die technischen Voraussetzungen geschaffen, dass diese über WLAN im gesamten Schulhaus in Obertheres zum Einsatz kommen können. Dazu kam im gleichen Jahr das erste interaktive Whiteboard.

Von verschiedenen Orten aus gemeinsam in ein Dokument schreiben: Grundschullehrerin Bettina Pfeuffer zeigt, was im Distanzunterricht möglich ist.
Foto: Peter Schmieder | Von verschiedenen Orten aus gemeinsam in ein Dokument schreiben: Grundschullehrerin Bettina Pfeuffer zeigt, was im Distanzunterricht möglich ist.

In den folgenden Jahren kamen Förderprogramme dazu, die es der Schule erlaubten, weiter "aufzurüsten". Es kamen weitere E-Screens (die Nachfolger des Whiteboards) sowie weitere iPads dazu – auch für die Schulstandorte in Gädheim und Dampfach. "Corona war da noch lange nicht absehbar", meint Bürgermeister Schneider. Doch jetzt komme es der Schule zugute, dass er und seine Amtskollegen Peter Kraus und Holger Baunacher nicht auf die Förderprogramme gewartet haben – und damit auch erst einmal einiges an Geld ausgegeben haben.

Schüler frühzeitig heranführen

Sicher habe es am Anfang auch Eltern und Lehrer gegeben, die dem Einzug der Digitalisierung in den Schulen skeptisch gegenüberstanden, berichtet Schulleiterin Binder-Vondran. Dennoch sehen sie und Matthias Schneider deutlich, wie wichtig es sei, Schüler schon frühzeitig an die Arbeit mit Computern heranzuführen.

So erinnert sich der Bürgermeister an seine eigene Schulzeit, an Overhead-Projektoren und alte Filme auf Rollen. Könnte er sich vorstellen, in der heutigen Zeit mit der Bildung von damals einen Beruf zu erlernen, in dem viel mit Computern gearbeitet wird? "Es wäre gegangen, aber mit einem gewissen Aufwand", meint Schneider. "Wenn das erst in der Ausbildung gekommen wäre, dann hätte die anders strukturiert sein müssen."

Die Viertklässler Lana Diessner und Eli Mahr machen Spiele am Whiteboard: Die Digitalisierung bietet an der Grund- und Mittelschule in Theres viele Möglichkeiten.
Foto: Peter Schmieder | Die Viertklässler Lana Diessner und Eli Mahr machen Spiele am Whiteboard: Die Digitalisierung bietet an der Grund- und Mittelschule in Theres viele Möglichkeiten.

Die Schulleiterin betont: "Wenn du das in jungen Jahren lernst, gehst du viel unbefangener damit um." Sie sehe auch, dass sich durch Corona bei vielen Menschen die Einstellung zur Digitalisierung geändert habe. "Wir hatten einfach das Glück, dass wir 2015 schon angefangen haben."

Lehrkräfte müssen genau aufpassen

Das kommt auch der neunten Klasse der Mittelschule zugute, die sich mit ihrem Lehrer Tobias Lamm auf den Abschluss vorbereitet. In dieser Unterrichtsstunde hat jeder Jugendliche ein Tablet vor sich, auch der Lehrer hat eines in der Hand. Anstelle einer Tafel ist im Klassenzimmer eine Präsentation zu sehen, in die der Lehrer auch etwas hineinschreiben kann. Auch die iPads der Schüler sind mit dem System verbunden. So kann Tobias Lamm die Schüler über die richtige Antwort auf eine Frage abstimmen lassen, das Ergebnis erscheint sofort auf dem großen Bildschirm.

Wie oft solche Möglichkeiten im Unterricht eingesetzt werden, hänge vom Thema ab. Zum oft geäußerten Vorwurf, Schüler seien im Unterricht mit Computern unaufmerksamer, meint Lamm, man müsse schon genau aufpassen, "wer was mitbekommt". Das gelte besonders im Homeschooling, wo der direkte Kontakt fehlt. Allerdings müssen die Schüler ja auch Aufgaben abgeben. Die Lehrkräfte sehen also auch an den Ergebnissen, wie viel Stoff bei den Jugendlichen hängenbleibt.

 
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