Dass die Nikolaus-Fey-Straße in Haßfurt einen neuen Namen bekommen soll, darin waren sich in der Sitzung am Montag alle Stadträte einig. So beschloss das Gremium einstimmig, die Bauverwaltung zu beauftragen, ein Umbenennungsverfahren durchzuführen. Allerdings wird sich der Stadtrat bald ein weiteres Mal mit dem Thema beschäftigen müssen. Denn bisher besteht bei den Räten lediglich Einigkeit darüber, dass Nikolaus Fey nicht mehr als Namensgeber infrage kommt, nachdem in jüngster Vergangenheit seine Beteiligung an Nazi-Kriegsverbrechen ans Licht gekommen war. Völlig unklar ist dagegen, wie die Straße künftig heißen soll.
Namensfindung im Rahmen des Verfahrens
"Wir unterhalten uns heute nicht darüber, welchen Namen die Straße haben soll", betonte Bürgermeister Günther Werner in der Sitzung. Im ersten Schritt geht es nur um die Gründe, warum der bisherige Name geändert werden muss. "Der zukünftige Name der Straße ist im Rahmen des Verfahrens festzulegen", heißt es im Stadtratsbeschluss.
Dennoch gibt es bereits einige Namensvorschläge, denn sowohl Anwohner der Nikolaus-Fey-Straße als auch verschiedene Stadtratsfraktionen hatten sich bereits im Vorfeld der Sitzung zu dem Thema geäußert. So finden sich einige Ideen in den Sitzungsunterlagen, eine weitere geht aus einem Schreiben der SPD-Stadtratsfraktion hervor, das der Redaktion vorliegt.
Albert Meyer oder Cordula Kappner?
Den Antrag auf eine Umbenennung der Straße hatte am 18. Dezember 2020 die Fraktion der Wählergemeinschaft gestellt. Der Antrag beinhaltete bereits den ersten dieser Namensvorschläge. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass Nikolaus Fey nicht mehr als Namensgeber infrage komme, sei es legitim, "die Straßenbezeichnung zu ändern und nach einem Bürger zu benennen, der die hohen Anforderungen dieser Würde umfassend erfüllt". Die Wählergemeinschaft regt deshalb an, die Straße nach Albert Meyer zu benennen.
Der CSU-Politiker Meyer, der am 26. November 2020, also weniger als einen Monat vor dem Antrag, im Alter von 94 Jahren gestorben war, ist Ehrenbürger der Kreisstadt. Von 1966 bis 1998 war er Landtagsabgeordneter, von 1974 bis 1993 Staatssekretär im Finanzministerium. "Bei seiner Amtsausübung war ihm das Wohl seines Wahlkreises und der Region immer ein wichtiges Anliegen", heißt es im Antrag der Wählergemeinschaft.
Auch die Haßfurter SPD hat vorgeschlagen, die Straße nach einer Person aus der Kreisstadt zu benennen, nämlich nach der 2017 verstorbenen Cordula Kappner. Die Bibliothekarin hatte das Bibliotheks- und Informationszentrum (BIZ) in Haßfurt mit aufgebaut und lange geleitet, daneben beschäftigte sie sich ausführlich mit der Forschung zu jüdischen Familien im Haßbergkreis. Diese Forschungsarbeit brachte ihr einige bedeutende Auszeichnungen ein, beispielsweise ein Bundesverdienstkreuz und den German Jewish History Award für Verdienste um deutsch-jüdisches Zusammenleben.
Auch wenn es im Schreiben der SPD nicht explizit erwähnt wird, entspricht dieser Namensvorschlag auch einer Idee, die oft im Zusammenhang mit Straßenumbenennungen genannt wird: Gerade wo einem Nationalsozialisten die Ehre weggenommen wird, Namensgeber zu sein, sei es doch angebracht, als neuen Namensgeber jemanden mit einer positiven Verbindung zum Judentum zu wählen.
Nur eine kleine Sackgasse
Aber muss die Straße überhaupt nach einer Person benannt werden? Die Mehrheit der Anwohner der derzeitigen Nikolaus-Fey-Straße würde sich etwas anderes wünschen. "Für den Fall einer Umbenennung schlagen die Anlieger der Nikolaus-Fey-Straße folgenden neuen Straßennamen vor: Am Spielplatz", heißt es in einem Brief an die Stadt Haßfurt, den fast alle Anwohner unterschrieben haben. Dass sie damit dem Antrag der Wählergemeinschaft widersprechen, die Straße nach Albert Meyer zu benennen, habe aber nichts mit einer Geringschätzung gegenüber dem CSU-Politiker zu tun – eher im Gegenteil. "Die jetzige Nikolaus-Fey-Straße ist lediglich eine kurze Sackgasse mit fünf Anliegern und daher ungeeignet", heißt es in dem Schreiben. Diese werde Meyers großen Verdiensten nicht gerecht.
Wer trägt die Kosten für die Ummeldung?
Die Anwohner, die den Brief unterzeichnet haben, erkennen an, dass in Anbetracht der Rolle, die Nikolaus Fey in der Nazizeit gespielt hatte, "eine Diskussion zur Umbenennung unserer Straße zu führen ist". Allerdings fordern sie die Stadt auf, im Fall einer Umbenennung die Anwohner von behördlichen Kosten freizustellen, die ihnen durch die Ummeldung bei Ämtern und Behörden entstehen.
Eine Anwohnerin, deren Unterschrift sich nicht unter diesem Brief findet, hat sich mit einem eigenen Schreiben an den Bürgermeister gewandt. "Für mich war Nikolaus Fey ein fränkischer Heimatdichter, von einer Nazi-Vergangenheit war mir nichts bekannt", schreibt sie. Sie wolle sich kein Urteil über Nikolaus Fey erlauben, "denn er tat auch Positives für Franken".
So spricht sie sich dafür aus, den Straßennamen beizubehalten - und führt als Argument an, dass auch andere Personen, nach denen Straßen benannt sind, keine lupenreinen Helden gewesen seien. Als Beispiel nennt sie den Widerstandskämpfer Graf von Stauffenberg, dessen Namen eine Straße im Haßfurter Neubaugebiet trägt. Diesem wirft sie vor, er habe sich erst spät von Hitler abgewendet und den Aufstieg des Diktators am Anfang noch gefeiert. Sollte eine Umbenennung der Straße unvermeidlich sein, so würde sie sich eine Namen wie "Franken-Straße" oder "Haßberg-Straße" wünschen, was sie mit ihrer Verbundenheit mit ihrer Heimat begründet.
Bürgermeister glaubt an ein faires Verfahren
Von Seiten der Verwaltung kam der Hinweis, dass es bei der Umbenennung einer Straße für die Anwohner keinen Anspruch auf die Übernahme von Kosten gebe. An der Suche nach einem neuen Namen könne auch Stadtarchivar Thomas Schindler beteiligt werden. Bürgermeister Werner betonte, man wolle auf jeden Fall die Anwohner an der Namenssuche beteiligen. "Ich denke, es wird ein faires Verfahren."
Ins Rollen gekommen war die Diskussion um den Straßennamen durch eine Aktion der Stadt Würzburg. Diese hatte die Namensgeber einiger ihrer Straßen auf den Prüfstand gestellt und dabei herausgefunden, dass die Nazi-Verstrickungen des Heimatdichters Nikolaus Fey schlimmer waren, als bis dahin angenommen. Demnach war der 1956 verstorbene Fey kein kleiner Mitläufer, sondern ein überzeugter Nationalsozialist und Mitglied der brutalen Regierung im besetzten Polen.
Gibt es weitere belastete Straßennamen?
Da in vielen fränkischen Orten Straßen nach Fey benannt sind, löste die Würzburger Aktion vielerorts Umbenennungsverfahren aus. In Haßfurt regten die Stadträte Volker Ortloff (CSU) und Stephan Schneider (SPD) zudem an, es nicht bei der zufällig von Würzburg aus angeregten Umbenennung der Nikolaus-Fey-Straße zu belassen, sondern auch andere Straßennamen auf den Prüfstand zu stellen.
Fikolaus-Ney-Straße
Das wäre kein großer Aufwand und alle wären glücklich.
Bennenungen nach Personen sind immer mit Schwierigkeiten verbunden - auch über die im Artikel genannten Personen gibt es nicht nur Positives zu berichten (Name verkneife ich mir).
Es gibt zahlreiche Gemeiden die sich weigern Straßen nach Persönlichkeiten zu benennen - das halte ich für die klügste Lösung.
Keine Heldin sondern einfach nur Opfer des Naziterrors.
https://www.mainpost.de/regional/hassberge/von-nazis-ermordet-aber-unvergessen-klara-krapf-aus-wonfurt-art-10573949