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Haßfurt
Haßfurt: Albert Meyer im Alter von 94 Jahren verstorben
Der CSU-Politiker saß 32 Jahre lang im Landtag, 19 davon als Staatssekretär. Sowohl Parteifreunde als auch politische Gegner würdigen ihn und seine Leistungen für den Landkreis.
Wann immer es ging, besuchte Albert Meyer auch im hohen Alter wie hier 2018 die Veranstaltungen seiner Partei, der CSU. Nun ist der hochrangige Politiker im Alter von 94 Jahren gestorben.
Foto: Christian LIcha | Wann immer es ging, besuchte Albert Meyer auch im hohen Alter wie hier 2018 die Veranstaltungen seiner Partei, der CSU. Nun ist der hochrangige Politiker im Alter von 94 Jahren gestorben.
Martin Sage
 und  Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:06 Uhr

"Mit großer Trauer müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass unser Dr. Albert Meyer heute Nacht seine letzte Reise angetreten hat". Das hat am frühen Donnerstagmorgen MdL Steffen Vogel auf Facebook gemeldet. Mit dem gebürtigen Schweinfurter ist einer der ganz großen Schwergewichte der CSU in Unterfranken verstorben: Albert Meyer war von 1966 bis 1998, also 32 Jahren lang, Mitglied des Landtags; 19 Jahre lang, von 1974 bis 1993,  wirkte er als Staatssekretär im Staatsministerium der Finanzen, und diente dabei gleich unter vier Ministerpräsidenten.

Freund, Mentor, Wegbegleiter

Von 1967 bis 1971 stand der Jurist dem CSU-Kreisverband Haßfurt vor, anschließend war er bis 1993 Vorsitzender des CSU-Bezirksverbandes Unterfranken. Steffen Vogel, der heutige CSU-Kreisvorsitzende im Haßbergkreis und als Landtagsabgeordneter einer der Nachfolger von Meyer, allerdings heute im erweiterten Stimmkreis Haßberge/Rhön Grabfeld (direkter Nachfolger Meyers als Landratsabgeordneter war von 1998 bis 2008 Sebastian von Rotenhan), beschreibt Meyer aber "vor allem als Freund, Wegbegleiter, Mentor", dessen Verdienste für die Heimat nicht zu beschreiben seien. In einer Pressemitteilung, die Vogel im Namen des CSU-Kreisverbandes verfasst hat, bezeichnet er den Verstorbenen als "Aushängeschild der CSU in unserer Heimat".

Meyer wurde 1926 in Schweinfurt als Sohn eines Arztes geboren, wo er auch die Volksschule und das Gymnasium besuchte. Im Zweiten Weltkrieg wurde er zum Kriegsdienst eingezogen, kam aber nicht mehr zum Einsatz. Vor einigen Jahren sprach er mit dieser Redaktion über seine Erlebnisse in dieser Zeit. Demnach habe er die Nazis abgelehnt, wobei sich Meyer im Gespräch nicht damit brüstete, ein früher Gegner der Nazis gewesen zu sein. "Im Schlepptau meines Vaters habe ich das Regime gehasst", sagte er damals. Er selbst sei zu jung gewesen, um sich eine eigene Meinung zu bilden und habe deshalb die kritische Haltung seines Vaters übernommen.

Angenehme Zusammenarbeit

Nach dem Krieg studierte Albert Meyer in Erlangen Volkswirtschaft und Rechtswissenschaften, nach dem Abschluss mit dem zweiten juristischen Staatsexamen trat er Mitte der 50-er Jahre als Finanzassessor in die bayerische Finanzverwaltung ein. Von 1963 bis 1970 leitete er das Zeiler Finanzamt. Seine politische Karriere begann 1956 mit dem Eintritt in die CSU.

Ein Archivbild aus seiner aktiven Zeit als Landtagsabgeordneter zeigt Albert Meyer (links) zusammen mit dem ehemaligen Landrat Walter Keller.
Foto: HT-Archiv/Erhard Trommler | Ein Archivbild aus seiner aktiven Zeit als Landtagsabgeordneter zeigt Albert Meyer (links) zusammen mit dem ehemaligen Landrat Walter Keller.

Dabei sei Meyer in seiner Laufbahn nie ein "Parteisoldat" gewesen, sagt der FDP-Politiker Kurt Sieber, der gleichzeitig mit ihm im Landtag saß. "Wir haben uns gut vertragen, trotz unterschiedlicher Parteien. Und wir waren immer gemeinsam für den Landkreis da." So habe Meyer als Staatssekretär viel für den Landkreis Haßberge getan. "Es war angenehm, mit ihm zusammenzuarbeiten." Sieber beschreibt einen Mann, der andere respektierte und auch dankbar gewesen sei für andere Meinungen. Wenn beide für Landtagssitzungen in München waren, sei es auch öfter vorgekommen, dass sie abends gemeinsam Essen gingen.

"Immer fair und von gegenseitiger Wertschätzung geprägt"

Auch andere Politiker, die Meyer rein von der Parteizugehörigkeit her eigentlich als Gegner betrachten müssten, beschreiben ihn als aufrichtigen Menschen, der ihnen mit Respekt begegnete. "Er war ein aufrechter CSU-ler, wir waren nicht immer einer Meinung", sagt die frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Susanne Kastner. Dennoch habe sie ihn menschlich sehr geschätzt. Ähnlich äußert sich auch SPD-Mann Erich Heß: "Als ehemaliger Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion musste ich mich zwangsläufig auch mit Äußerungen des damaligen CSU-Staatssekretärs Albert Meyer auseinandersetzten. Bei aller unterschiedlicher Beurteilung war die Diskussion immer fair und auch von gegenseitiger Wertschätzung geprägt." So bedaure er den Tod von Meyer, den er persönlich sehr geschätzt habe.

Bis zuletzt aktiv

"Albert Meyer verkörperte mustergültig einen bayerischen Landtagsabgeordneten, der stets ein offenes Ohr für die Anliegen der Menschen, der Städte und Gemeinden und der Vereine im Landkreis hatte und sich mit Nachdruck für diese einsetzte", schreibt Steffen Vogel in der Pressemitteilung des CSU-Kreisverbandes. Auch nach seinem Ausscheiden habe Meyer rege am Geschehen innerhalb der CSU teilgenommen. Bis zuletzt aktiv, hatte der frühere Staatssekretär noch in diesem Jahr an mehreren Jubiläumsfeiern von Ortsverbänden teilgenommen; "Nicht selten war er selbst bei der Gründung schon mit dabei", schreibt Vogel.

Bis zuletzt aktiv: Noch Anfang des Jahres nahm Albert Meyer (Im Bild mit Bundesinnenminister Horst Seehofer) an Veranstaltungen der CSU teil.
Foto: Christian Licha | Bis zuletzt aktiv: Noch Anfang des Jahres nahm Albert Meyer (Im Bild mit Bundesinnenminister Horst Seehofer) an Veranstaltungen der CSU teil.

Auch andere von Meyers Parteifreunden äußern sich betroffen. "Wir verlieren mit Albert Meyer einen guten Freund und großartigen Politiker. Wir sind sehr traurig über seinen Tod", schreibt Landrat Wilhelm Schneider. "Albert Meyer hat mich über viele Jahre begleitet, er war mein Mentor und – trotz des Generationenunterschiedes – ein sehr enger Freund unserer Familie."

Noch im hohen Alter Gedanken an die ferne Zukunft

Schneider habe Meyer als Gesprächspartner, Ratgeber und bürgernahen Politiker geschätzt, "der sich vorbildhaft für unseren Landkreis Haßberge eingesetzt und immer mit großer Verantwortlichkeit gehandelt hat". Zeit seines Lebens habe er sich für die Politik interessiert und sich auch im hohen Alter noch Gedanken über die ferne Zukunft gemacht. "Albert Meyer war ein toller Mensch, der immer ein Lächeln auf den Lippen hatte und den wir gerade wegen seiner charmanten, optimistischen, unkomplizierten und warmherzigen Art und Weise ins Herz geschlossen hatten."

So berichtet Günther Geiling, ehemaliger Bürgermeister von Breitbrunn und langjähriger Kreisrat, Meyer habe ihm in letzter Zeit öfter gesagt: "Du warst der erste Bürger, den ich im Landkreis Haßberge kennengelernt habe und wir haben uns nie aus den Augen verloren." Darin habe Geiling Meyers besondere Wertschätzung gesehen. Meyer sei "über viele Jahrzehnte so etwas wie die Lichtgestalt des CSU-Kreisverbandes" gewesen.

"Wir haben schon viel Schlimmeres erlebt und auch überlebt"

"Die Nachricht vom Tod Albert Meyers trifft mich und meine Frau ganz besonders, weil wir mit Albert Meyer über ein halbes Jahrhundert in einer ganz besonderen Weise freundschaftlich verbunden waren", schreibt Geiling. Nun denke er an gemeinsame Erlebnisse mit Albert Meyer zurück, wie beispielsweise an ein Treffen mit dem damaligen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß oder an die Teilnahme an der Öffnung der DDR-Grenze.

Staatsministerin Dorothee Bär schreibt über den Tod des "Staatsmanns des Landkreises Haßberge" Albert Meyer: "Es geht damit ein sehr weiser Politiker, ein Berater aus unseren Reihen, aber vor allem ein ganz enger und persönlicher Freund von mir." Meyer habe sich sein offenes Ohr für junge Politikerinnen und Politiker bis zuletzt erhalten. "Wann immer jemand bei einem Problem oder einer neuen Situation sagte, dass dies nun das Schlimmste sei, was wir je erlebt haben, dann war seine Antwort stets ,Nein, Dorothee. Du kannst allen sagen: wir haben schon viel Schlimmeres erlebt und auch überlebt!'", schreibt Bär. Gerade von jemandem mit so großer Lebenserfahrung sei das für alle immer ein großer Trost gewesen und werde das auch in Zukunft sein.

 
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