Im Februar 2022 verfolgten Tierfreundinnen und -freunde deutschlandweit im Fernsehen das Schicksal von Mäuschen, einem Bernhardiner aus dem Tierheim Haßberge. Denn er war einer von mehreren Hunden, deren Geschichte in der RTL-Sendung "Die Unvermittelbaren" erzählt wurde. Nun gibt es eine zweite Staffel der Doku-Serie, in der Hundetrainer Martin Rütter und sein Team Tiere auf eine Vermittlung vorbereiten. Und wieder ist das Tierheim Haßberge vertreten, diesmal sogar mit drei Hunden. Die erste Folge der neuen Staffel soll am 8. Januar ausgestrahlt werden.
In Tierheimen gibt es so manchen Hund, der erst einmal "unvermittelbar" erscheint. Seien es verhaltensauffällige Tiere, die zuvor unter schlechten Bedingungen gehalten wurden und nie menschliche Zuneigung erlebt haben, seien es Tiere mit Krankheiten, die eine Haltung schwieriger machen oder seien es alte Tiere, die kaum eine Chance auf Vermittlung haben, weil die meisten Menschen sich ein junges Haustier wünschen. Um all diese Fälle geht es in der RTL-Sendung "Die Unvermittelbaren".
Nicht jede Geschichte hat ein Happy End
Ein Team aus Hundetrainerinnen und -trainern, angeführt von TV-Star Martin Rütter, bereitet darin Hunde aus verschiedenen Tierheimen in ganz Deutschland auf eine Vermittlung vor. Dabei zeigt sich, dass es in so manchem vermeintlich hoffnungslosen Fall doch noch eine Chance gibt. Ein Filmteam begleitet die Tiere und ihre Trainerinnen und Trainer über Monate, zeigt die Fortschritte im Training und schließlich auch, wie sich die Tiere nach der Vermittlung in einem neuen Zuhause einleben – in den meisten Fällen jedenfalls.
Denn die Doku zeigt sowohl erfolgreiche Vermittlungen als auch gescheiterte Versuche. So hatten in der ersten Staffel die meisten Geschichten ein Happy End, es gab aber auch Hunde zu sehen, die letztlich im Tierheim bleiben mussten.
Im Tierheim für den Landkreis Haßberge in Zell fanden die letzten Dreharbeiten zur neuen Staffel im Dezember statt. Bei den Szenen, die an diesem Tag gedreht werden, geht es um Siggi, einen Holländischen Schäferhund, den Regisseur Joachim Vollenschier als "gescheiterte Existenz" bezeichnet. Laut Pressemitteilung des Senders RTL ist Siggi "ein Bespiel für einen Hund, der durch Menschenhand zu einem ,Unvermittelbaren' gemacht wurde". Sein Vorbesitzer habe ihn mit Elektrohalsbändern abgerichtet und zuletzt nur noch in den Keller gesperrt, wo das Tier in seinem eigenen Kot und Urin lag. Das Veterinäramt beschlagnahmte den Hund dort und brachte ihn ins Tierheim Haßberge.
Kamera im Hundezimmer? Nur auf eigene Gefahr!
So stellt sich auch bei den Dreharbeiten immer wieder die Frage, was möglich ist und was zu gefährlich wird. Ein Mitglied des Filmteams fragt, ob es möglich wäre, eine kleine Kamera im Zimmer des aggressiven Hundes zu platzieren, während dieser im Freien ist. So könnte man das Tier aus der Nähe filmen, wenn es wieder ins Zimmer kommt. "Ich kann nicht garantieren, dass ihr die wiederkriegt", sagt Tierheim-Leiterin Britta Merkel über die Kamera. "Ich übernehme für alles, was drin ist, keine Verantwortung. Was putt ist, ist putt."
Immer wieder sprechen die Mitglieder des Teams mit Merkel darüber, was machbar ist. "Ich frage viel und du sagst, ob es geht oder nicht", sagt Kameramann Frank Reichert einmal zu der Tierheim-Chefin. Der Dreh mit dem aggressiven Hund ist schwierig, auch Britta Merkel betritt Siggis Gehege zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, nachdem er auch sie schon angegriffen hatte.
Hündin Yvi ist ab Folge 1 im Fernsehen dabei
Ob die Hunde aus dem Tierheim Haßberge ein neues Zuhause finden, soll an dieser Stelle noch nicht verraten werden. Klar ist aber schon jetzt: Zuschauerinnen und Zuschauer aus dem Landkreis werden diesmal im Gegensatz zur ersten Staffel nicht auf Folge 3 warten müssen, bis ein Hund aus dem heimischen Tierheim dabei ist. Laut Ankündigung des Fernsehsenders hat schon in Folge 1 die Hündin Yvi ihren ersten Auftritt.
Die siebenjährige Carne-Corso-Hündin stammt aus Bulgarien, wo sie an den Ohren und der Rute kupiert wurde. Sprich: Ihr wurden Teile der Ohren und des Schwanzes entfernt – eine Praxis, die in Deutschland als Tierquälerei gilt und verboten ist. "Damit entspricht sie nicht mehr dem Schönheitsideal und wird von vielen Tierheimbesuchern als ,hässlich' empfunden", heißt es in einer Pressemitteilung von RTL. Ein weiteres Problem beschrieb Britta Merkel bereits im März im Gespräch mit dieser Redaktion: Auch wenn Yvi lieb und zutraulich ist, gehört sie zu einer Rasse, die als gefährlich eingestuft wird und daher nur mit einem Wesenstest gehalten werden darf.
Gesundheitsprobleme, die ein Leben lang Tierarztrechnungen produzieren
In späteren Folgen der Doku-Serie soll dann mit Bruno ein weiterer Hund aus dem Tierheim Haßberge dabei sein. Der Old English Bulldog wurde sein komplettes Leben lang im Zwinger gehalten. "Das ist definitiv ein Hund, der sein Leben lang Geld kosten wird", hatte Britta Merkel im März über den Rüden gesagt. Denn die Rasse sei mittlerweile so stark überzüchtet, dass die Hunde Gesundheitsprobleme haben, die immer wieder hohe Tierarztrechnungen produzieren. "Er braucht Leute mit einem ganz dicken Geldbeutel", so Merkel im März.
Heute weiß sie im Gegensatz zu den Zuschauerinnen und Zuschauern der Sendung schon, ob für Yvi, Bruno und Siggi ein neues Zuhause gefunden wurde. Trotzdem freut sie sich darauf, sich bei der Ausstrahlung überraschen zu lassen: "Wir sind genauso gespannt, denn wir wissen ja auch nicht, wie es dann zusammengeschnitten wird", sagt die Tierheimleiterin und Vorsitzende der Tierschutzinitiative Haßberge. Mit der ersten Staffel war sie jedenfalls durchaus zufrieden.
Was Merkel und ihr Team besonders freut, sei, dass sie immer wieder von Kameraleuten und anderen Mitgliedern des Filmteams gesagt bekommen, was für ein schönes Tierheim sie haben – gerade durch die Dreharbeiten für "Die Unvermittelbaren" sehen die Mitarbeitenden der Produktionsfirma ja viele verschiedene Tierheime und was diese unterscheidet. "Wir sind mächtig stolz darauf", betont die Tierheim-Chefin.
Und es sei auch toll, dass das Tierheim Haßberge durch die Sendung deutschlandweit Aufmerksamkeit bekomme. Das habe sich auch bei der erste Staffel gezeigt, als positive Reaktionen kamen, bis hin zu einem Blumenstrauß, der den Haßberglern aus Berlin geschickt wurde. Und schließlich sei es auch ein besonderes Erlebnis, ein Filmteam im Haus zu haben. "Die Dreharbeiten haben viel Spaß gemacht", lautet Merkels Fazit.