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München
Dritter Nationalpark: Warum Naturschützer noch daran glauben
50 Jahre Nationalpark im Bayerischen Wald - zum Jubiläum gibt es viel Lob. Die Regierung Söder will trotzdem kein neues Schutzgebiet. Naturschützer aber hoffen weiter.
Zeigt sich gerne als Freund der Bäume, will aber keinen neuen Nationalpark in Bayern: Ministerpräsident Markus Söder (CSU).
Foto: Peter Kneffel, dpa | Zeigt sich gerne als Freund der Bäume, will aber keinen neuen Nationalpark in Bayern: Ministerpräsident Markus Söder (CSU).
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:34 Uhr

Geht es um den Nationalpark im Bayerischen Wald, will Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mit Lob nicht sparen: Dessen Gründung vor fünfzig Jahren habe die Vorreiter-Rolle Bayerns beim Umwelt- und Klimaschutz begründet, erklärt Söder zum Jubiläum im aktuellen Nationalpark-Magazin "Unser wilder Wald": "Was vor fünfzig Jahren als ein durchaus gewagtes Experiment begann, ist heute eine eindrucksvolle Erfolgsgeschichte für Mensch und Natur in der Region geworden." Deshalb werde der 24 250 Hektar große Nationalpark auch um 600 Hektar erweitert.

Erfolg im Bayerischen Wald wird in Franken nicht fortgeschrieben

Eine Erfolgsgeschichte also, die die aktuelle Staatsregierung allerdings in Steigerwald, Spessart oder Rhön nicht fortschreiben will: Nach erbitterten Debatten vor Ort hatte Söder das von seinem Amtsvorgänger Horst Seehofer (CSU) ausgegebene Ziel, nach dem Bayerischen Wald und Berchtesgaden einen dritten Nationalpark in Bayern zu gründen, 2018 einkassiert. Im Koalitionsvertrag zwischen CSU und Freien Wählern finden sich zum Schutz des Waldes nur acht dürre Zeilen. "Einen dritten Nationalpark werden wir nicht realisieren", heißt es darin knapp.

Naturschützer: Söders Klima-Bekenntnisse nicht glaubhaft

Doch wie passt Söders Lob für die Erfolgsgeschichte und Entwicklung im Bayerischen Wald mit der Ablehnung weiterer großer Schutzgebiete zusammen? Gar nicht, findet Richard Mergner vom Bund Naturschutz (BN): "Wenn Söder den Klimaschutz zu Recht zum größten Zukunftsthema auch in Bayern erklärt, dann kommt er an der Nationalpark-Debatte nicht vorbei", glaubt der Vorsitzende.  Auch die Hoffnung, das Thema mit den erst in diesem Mai von Forstministerin Michaela Kaniber  (CSU) ausgerufenen neuen, kleineren Naturwald-Gebieten auch in Unterfranken zu ersticken, sei zum Scheitern verurteilt: "Der Druck steigt, weil die Menschen mehr Waldschutz wollen."

Über einen dritten bayerischen Nationalpark etwa im Steigerwald wird bereits seit Jahren leidenschaftlich gestritten.
Foto: David Ebener | Über einen dritten bayerischen Nationalpark etwa im Steigerwald wird bereits seit Jahren leidenschaftlich gestritten.

Söder könne sich nicht glaubhaft einen grünen Mantel umhängen, wenn er es bei Lippenbekenntnissen zum Waldschutz belasse, glaubt auch Florian Tully vom Verein "Nationalpark Steigerwald". Wenn der Ministerpräsident demonstrativ Bäume umarme, während im Steigerwald weiter alte Buchen gefällt werden, dann passe das nicht zusammen, kritisiert Tully: "Wir glauben Söder sein Engagement für Wald und Klima jedenfalls erst, wenn wir auch Taten sehen."

CSU-Mann Eck: Klimaschutz nur ohne Nationalpark

Bayerns Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU) sieht dagegen keinen Widerspruch zwischen dem Klimaschutz-Kurs der Regierung und der Ablehnung weiterer Nationalparks: Wer den Klimawandel bekämpfen wolle, der brauche "eine nachhaltige, naturnahe Wald-Bewirtschaftung", sagt der Vorsitzende der Nationalpark-Gegner vom Verein "Unser Steigerwald". An der Nationalpark-Ablehnung der Staatsregierung gebe es deshalb "nix zu rütteln", findet Eck.

"Wir wollen überall in Bayern mehr Naturschutz", beteuert derweil Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler). Ein neuer Nationalpark sei aber nur möglich, "wenn die Menschen vor Ort mitmachen". Nach den letzten Nationalpark-Debatten sei aber im Steigerwald und auch im Spessart am Ende nur "viel verbrannte Erde" übrig geblieben, klagte Glauber kürzlich. Deshalb schließe die Koalition zumindest bis 2023 einen neuen Nationalpark aus.

Zudem seien bereits zehn Prozent des Staatswaldes "der natürlichen Entwicklung überlassen", bekräftigt die Forstministerin. Dies sei "ein Vielfaches der Fläche eines Nationalparks" – allerdings "in verträglichen Portionen und verteilt über das ganze Land". Dies nutze der Natur wie den Menschen ohne die Bevölkerung zu spalten, findet Kaniber.

Grüne: Nationalpark-Debatte wird Söder wieder einholen

Das letzte Wort in Sachen Nationalpark in Unterfranken sei damit aber längst noch nicht gesprochen, glaubt BN-Chef Mergner – zumal Söder nicht aus ideologischen Gründen, sondern derzeit nur aus politischem Kalkül gegen ein neues Großschutzgebiet sei.

"Söder hat hier doch die schwersten Kämpfe mit den bremsenden Köpfen in seinen eigenen Reihen – allen voran Gerhard Eck", findet auch Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann. Im Zuge der Klima-Debatte wachse der Rückhalt in der Bevölkerung für einen neuen Nationalpark etwa im Steigerwald beständig an, beobachtet Hartmann.

Das Thema werde Söder deshalb eher früher als später einholen, ist der Grüne überzeugt: "Entweder er setzt es selbst wieder auf die Agenda. Oder er wird von den Bürgern dazu getrieben."

 
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  • MartinNoll
    „Recht bleibt Recht“ auch noch in HUNDERT Jahren!

    „Wir Spessarter wissen wie sich ein Wald in hundert Jahren entwickelt“

    Die Wälder in den Naturschutzgebieten Rohrberg und Metzger (1928-1929) zeigen uns, dass wir keine großen Prozessschutzflächen benötigen!

    Das Trittsteinkonzept ist das Vorbild und keine „ Peter Wohleben Geschichten“ aus dem Lübecker Stadtwald!

    Schöne Grüße aus dem Hochspessart
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  • rebnik
    @Martin Noll: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.

    Ich glaube nicht, dass ein sogenannter "Spessarter" weiß wie sich ein Wald entwickelt. Ehrlich! Diese Leute, die seit Jahrhunderten in den Wald eingegriffen haben. Früher waren sie aus Not blind für das Wunder des Waldes, heute sind sie es aus Arroganz und Bequemlichkeit.

    Der böse Peter W. aus Waldaschaff hat mit frechem Grinsen haarsträubende Unwahrheiten über einen Nationalpark Spessart in die Kamera erzählt, der gute Peter W. aus Hümmel in der Eifel lehrt die eingebildeten Förster das Fürchten.

    Die heutigen Naturwaldreservate im Spessart sind nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft zu klein, um Artenschutz und Klimawirkung zu entfalten. Außerdem liegen sie winzig nicht im Fokus der Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit. Mit einem Nationalpark wäre das anders.

    Das Trittsteinkonzept ist kein Ersatz für ein Großschutzgebiet wie der Nationalpark.

    Bayern sollte den Spessart mit einem Nationalparktitel ehren!!!
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  • MartinNoll
    Guten Morgen, der Spessart wird auch nach 2023 kein Nationalpark: " Der Hochspesssart ist wie kein anderer Staatswald mit PRIVATEN RECHTEN belastet" . #GROSSE Prozessschutzflächen nicht mit uns!#

    Für Forschungszwecke stehen im Spessart die ältesten Naturschutzgebiete Bayern(1929) zur Verfügung.

    .....herbstliche Grüße von einem von über 10.000 Spessartrechtlern
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  • rebnik
    Diese Holzrechte sind aufzuheben. Sie stellen eine veraltete Form der Daseinsvorsorge dar und sind bei heutigen Wohlstandsverhältnissen durch nichts mehr gerechtfertigt.

    Staatswald ist für alle da!

    Langwierige Katastrophen wie Artentod und Klimaschock stellen eine Bedrohung für die ganze Menschheit dar. Es ist fatal, dass sie wegen ihrer langsamen Entwicklung unter der Wahrnehmungsschwelle der meisten Menschen liegen. Eine verantwortungsvolle Politik wäre hier sehr gefragt!

    Bedauerlich, dass der Spessart keinen Naturwald erhalten hat. Möglicherweise liegt dies am rabiaten Vorgehen Peter Winters und seines Vereins "Wir im Spessart".

    Bei 43.000 ha Staatswald im bayerischen Spessart ist ein Nationalpark von 10.000 ha angemessen. Es ist gerade heute nicht mehr zeitgemäß, dass nahezu 100% der Staatswälder Bayerns forstlich genutzt werden.

    Alle Bürger in Bayern sollten dies zur Kenntnis nehmen!

    "Nehmt den Förstern den Wald weg!" (Knut Sturm, früherer Stadtförster in Lübeck)
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  • DieWahrheit
    liegt im Satz von Herrn Richard Merger, dass er daran "Glaube" und Herr Ministerpräsident an einer Debatte nicht vorbei kommt.

    Dann bitte eine mit Fakten belegte Debatte!

    Aber warum wurde jetzt mehr als 12 Jahre von Seiten der Grünen und vom BUND nur ideologisch agiert und fadenscheinige Gründe vorgebracht?

    Kein einziges Argument wurde vorgebracht, was der Naturpark Steigerwald nicht auch erfüllen könnte, genau genommen jetzt schon bringt!

    Also einer sachbezogenen Debatte steht nichts im Weg und bitte lasst den esoteriker Wohlleben aus dem Spiel.

    Ich bin gespannt was für Argumente vorgelegt werden und ich bin mir sicher, dass nach dieser Debatte die Bevölkerung gegen die Auseisung eines dritten NP, wo auch immer er installiert werden sollte, ist!
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  • tagblatt_leser
    Das Credo Gerhard Ecks besteht darin, alles durchzusetzen, was wider der Umwelt ist:

    - kein Nationalpark Steigerwald,

    - zum Verschwinden der Steigerwaldbahn bizutragen.

    Dafür hat er ein prächtiges Denkmal in seiner Heimatgemeinde Donnersdorf stehen: das Lidl & Schwarz-Logistikzentrum.
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  • rebnik
    Gerhard Eck ist wahrlich einer der rückständigsten Politiker in der CSU. Wobei er im Gegensatz zu Scheuer, Dobrindt und Bär durchaus etwas zustande zu bringen vermag und ein guter Netzwerker ist. Aber halt leider immer für das Falsche... traurig
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