Altenstein erstrahlt im Glanz der Herbstsonne, während die umliegende Landschaft von dichten Nebelschwaden verhangen ist. Die Goßmannsdorfer St. Margaretha-Kirche ragt gen Himmel empor, umgeben von Bäumen, Häusern und grünen Feldern. In Mechenried sind diese größtenteils schon abgeerntet. Goldgelb-braune Felder umringen den Ort, der sich allen voran mit seinen zwei Türmen aus der hügeligen Landschaft erhebt.
Postkartenidylle aus den Haßbergen – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn diese Motive sind so festgehalten auf Postkarten, die die einzelnen Orte der Gemeinde-Allianz Hofheimer Land von ihrer Schokoladenseite zeigen. 19 von 53 Stück sind bereits fertig, wie Kerstin Brückner, Projektkoordinatorin "Wir & Hier" bei der Hofheimer Allianz, berichtet. "Ein paar sind halbfertig." Ziel sei es, in diesem Jahr einen Großteil der Postkarten fertigzustellen.
Postkarten aus den Orten der Hofheimer Allianz sind gefragt
Es hätten immer wieder Leute nach Postkarten gefragt, etwa in einem Hofheimer Schreibwarenladen, berichtet Brückner. "Ich bin selbst Postkarten-Schreiberin und mache gerne Beteiligungsprojekte in den Dorfgemeinschaften." So sei die Idee mit den Postkarten entstanden. "Die Bilder stammen von den Leuten selbst, aus den Orten", erklärt die Projektkoordinatorin. Eines ziert dabei die Vorderseite und vier Stück in kleinerem Zuschnitt die Rückseite.
"Die Postkarten kommen total gut an", freut sich Brückner. Früher habe es regelmäßig Postkarten aus den Orten gegeben. Diese Tradition habe man jetzt wieder aufleben lassen. Viele würden die Postkarten zum Beispiel an ehemalige Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Allianzgebiet schicken, berichtet Brückner. Aber nicht nur zum Versenden eignen sich die Karten. Auf der Rückseite sind unter dem Motto "Wer sucht, der findet" je vier Erkundungstipps für jeden Ort festgehalten.
Am Samstag machte sich jüngst eine ganze Gruppe Menschen auf eben diese Suche. Im Aidhäuser Ortsteil Friesenhausen hatten sich am frühen Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein und frühsommerlichen Temperaturen rund 35 Interessierte zu einer Erkundungstour eingefunden, die sich in ihrem Ablauf an der entsprechenden Postkarte orientierte. Gekommen waren Einheimische, aber auch Gäste von weiter her.
Mit Postkarte auf Erkundungstour in Friesenhausen
Los ging es am Historischen Kolonialwarenladen. Andrea Meub öffnete diesen für den Besuch der Gruppe. Sie berichtete, dass nach dem Tod der Besitzerin die Angehörigen diesen 1976 einfach zugeschlossen hätten. "Das Kaufladenzeug war alles noch da", erzählte Meub mit Blick auf den Erwerb des Hauses im Jahr 2013. Und so können sich Besucherinnen und Besucher in dem Kolonialwarenladen heutzutage auf eine kleine Zeitreise begeben.
Anschließend ging es für die Gruppe weiter in Richtung Schloss Friesenhausen, das die Vorderseite der Friesenhäuser Postkarte ziert. Ein beliebtes Motiv: 2022 war das Schloss zum Beispiel auch als Kulisse in der Netflix-Produktion "Die Kaiserin" zu sehen. Die Besucherinnen und Besucher auf Erkundungstour durften auch einen Blick ins Innere des Schlosses werfen, ehe es dann im Ort noch zu einem Abstecher in einen Kräutergarten ging, der nach Hildegard von Bingen angelegt ist.
Von dort führte Brückner die Gruppe an der historischen Viehwaage Friesenhausens vorbei weiter zum Café VeReNa. "Es zeigt, dass man mit Postkarten mehr machen kann, als sie zu schreiben", sagt Brückner mit Blick auf den Ortstermin. Dabei fördere die gemeinsame Dorf-Erkundung mit den unterschiedlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch die Vernetzung der Orte untereinander. Man könne anhand der Postkarten aber genauso auf eigene Faust "suchen und entdecken".
Postkarten-Erkundungstour kam bei den Teilnehmern an
Die Postkarten und die gemeinsame Erkundungstour fanden Anklang. Den Kolonialwarenladen habe sie zwar schon gekannt, erklärte zum Beispiel Ursula Schmitt aus Hofheim. "Aber man entdeckt dort immer wieder Neues." Martina und Michael Dros aus Ermershausen nahmen Postkarten für Sohn und Schwiegersohn mit. Friesenhausen würden die meisten nur durchfahren. Die Erkundungstour habe nun auch ein Licht auf die versteckten Dinge des Ortes geworfen, "der doch einiges hergibt".
Geschrieben wurden Postkarten am Samstag dann ebenfalls noch. In einer Ecke des Cafés hatte sich eine ganze Gruppe zusammengefunden, die ihrem Hobby des "Postcrossings" nachging und fleißig Postkarten schrieb und stempelte. Über eine Website wird dabei weltweit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Adressatin oder der Adressat der Postkarte zugeordnet, wie die Gruppe erklärte. Und so machten sich einige Postkarten aus der Hofheimer Allianz nun auf in die weite Welt.