Derzeit tut der SV Hofheim alles, um den Abstieg aus der Fußball-Kreisliga Schweinfurt 2 zu verhindern. Doch egal, wie dieses Unterfangen enden wird: Zur Saison 2024/25 wird die Mannschaft von Trainer Mario Heß nach über 100 Jahren Vereinsgeschichte nicht mehr als SV Hofheim an den Start gehen.
Wie die Vorstandsvorsitzenden der beiden beteiligten Vereine bestätigen, wird es – unabhängig davon, ob in der Kreisliga oder Kreisklasse – eine neue Spielgemeinschaft im Landkreis Haßberge geben. Der SV Hofheim wird künftig gemeinsame Sache mit dem TSV Goßmannsdorf machen. Die Herrenmannschaften werden damit einen Bund eingehen, den es im Jugendbereich als "JFG Hofheimer Land" bereits seit über einem Jahrzehnt gibt.
"Die Initiative kam von uns, wir sind im Januar auf den SV Hofheim zugegangen", erklärt Manuel Schmidt, Spieler und Vorsitzender beim Verein aus dem Hofheimer Gemeindeteil. Hauptgrund ist derselbe, der Vereine wohl bayern- und bundesweit plagt: Spielermangel. "Die sowieso schon enge personelle Lage hat sich durch einige schwere Verletzungen in dieser Saison noch drastisch verschlimmert", sagt Schmidt.
Mit nur vier Punkten aus 23 Spielen ist der TSV abgeschlagen Tabellen-Letzter in der Kreisklasse Schweinfurt 3. Laut Schmidt gehe es nun in den verbleibenden Partien lediglich darum, die "Saison sauber zu Ende zu bringen". Dazu braucht Goßmannsdorf – wie bereits die halbe Spielzeit lang – die Hilfe von Alt-Herren-Spielern oder gar reaktivierten Kickern.
"Wir haben uns in der Winterpause einfach die Frage gestellt, wie wir weitermachen wollen", berichtet Schmidt. Ziel sei es gewesen, einen langfristigen Partner zu finden, mit dem sowohl eine erste als auch eine zweite Mannschaft zu stemmen ist. Aufgrund der Zusammenarbeit im Jugendfußball sowie generell der geografischen Nähe sei der SV Hofheim die erste Wahl gewesen.
Bergmann will unbedingt die zweite Mannschaft halten
"Wir sind völlig ergebnisoffen in die Gespräche mit Goßmannsdorf gegangenen", schildert Alexander Bergmann die Hofheimer Sicht der Dinge. Nach Rücksprache mit den HSV-Spielern seien dann auch die Hofheimer zum Schluss gekommen, dass es für zwei Mannschaften schlicht nicht mehr reiche. Und die wollen sie unbedingt halten. "Wenn du keine zweite Mannschaft mehr hast, ist das meiner Meinung nach das Sterben der ersten Mannschaft auf Raten", so Bergmann.
Bergmann, nicht nur Vorstandsvorsitzender des HSV, sondern auch erster Bürgermeister der Stadt Hofheim, hatte sich für die zweite Mannschaft in der A-Klasse Schweinfurt 3 in dieser Runde selbst dreimal das Trikot übergestreift, kam zweimal von der Bank. "Das kann nicht der Sinn der Sache sein", kommentiert der Bürgermeister.
Also waren sich Goßmannsdorfer und Hofheimer schnell einig: Aus drei kränkelnden Teams sollen zwei gesunde werden. Wie kam diese Idee bei der Basis des Vereins an? "Klar gibt es Bedenken, und das ist auch in Ordnung", sagt Bergmann, der den Vorschlag mit zur nächsten Mitgliederversammlung nahm. "Du wirst nie alle zu hundert Prozent überzeugen können. Das ist okay, jeder soll seine Meinung haben. Aber wir müssen der Realität ins Auge schauen. Und wenn mir jemand eine andere Idee aufzeigen kann, bin ich bereit, über alles zu reden. Aber das hat bis heute niemand getan."
Generell habe die Idee einer geplanten Spielgemeinschaft jedoch viel Zustimmung seitens der HSV-Mitglieder erhalten. "Den ein oder anderen müssen wir noch überzeugen. So etwas braucht natürlich Zeit", so Bergmann. "Ich hoffe einfach, dass jeder der Sache eine Chance gibt. So etwas muss wachsen."
Mario Heß bleibt Trainer der neuen Spielgemeinschaft
Wie die Liasion aussehen soll, ist derweil schon abgesteckt. Der derzeitige Trainer des SV Hofheim, Mario Heß, wird auch bei der dann neu gegründeten Spielgemeinschaft das Sagen an der Seitenlinie haben. Michael Bock, aktuell Spielertrainer in Goßmannsdorf, wird der Spielgemeinschaft als Spieler zur Verfügung stehen. Der Spielort bei Heimspielen soll stetig zwischen Goßmannsdorf und Hofheim wechseln. Denn: "Ich bin kein Freund von Halbjahres- oder gar Jahreslösungen. Dann stirbt die Fußball-Kultur vor Ort einfach ein Stück weit", so Bergmann.
Bis die Spielgemeinschaft in der neuen Saison an den Start geht, sind jedoch noch ein paar Spiele zu spielen – nicht nur für die Goßmannsdorfer, auch für die Hofheimer. Und die wollen nicht auf einen möglichen Neustart in der Kreisklasse schielen, sondern die Restrückrunde mit sportlicher Ambition zu Ende bringen. "Wir wollen die Liga halten", erteilt Bergmann sämtlichen Gedankenspielen eine Absage. "Wir sind Sportler. Und Sportler wollen immer das Beste herausholen. Und das ist für uns der Klassenerhalt – auch, wenn wir wohl über die Relegation gehen müssen."