
Sophia Pfuhlmann ist 23 Jahre alt und feiert bereits ihre zweite Geschäftseröffnung. Die junge Friseurmeisterin hat in Eltmann den Traditionssalon Schömig nach dessen Schließung mit neuem Leben erfüllt. Warum entscheidet sich eine junge Frau für das Handwerk und wie sieht es im Landkreis Haßberge mit dem Friseurhandwerk aus?
Berufsorientierung? Hat Sophia Pfuhlmann eigentlich nicht gebraucht. Schon als Mädchen hat sie die Schwester und Freundinnen mit Flechtfrisuren verschönert. Das ist für sie der berufliche Antrieb: "Jeder Mensch hat eine Schönheit, man muss ihm nur individuell behandeln." Deshalb hat Sophia auch aus ihren Initialen das Motto Ihrer Selbständigkeit gemacht: "SP – Schönheit personalisieren".
Nach der Gesellenprüfung an die Meisterschule nach Weiden
Nachdem sie als Innungsbeste ihren Gesellenbrief in der Tasche hatte, nahm sie an einigen Berufswettbewerben teil, bei denen sie sich immer neue Inspiration holte. Der Schritt an die Meisterschule in Weiden in der Oberpfalz war für sie nur logisch, denn sie hatte die Selbständigkeit von Beginn an im Blick. Dass es dann so schnell ging, daran hatte die Pandemie "schuld", denn der Salon, in dem sie angestellt war, musste Kündigungen aussprechen. Und so entstand die kleine Friseurstube in ihrem Heimatort Weisbrunn, in dem Haus, in dem die Oma früher einen Gemischtwarenladen betrieb. Vor zwei Jahren war dort Eröffnung und Sophia Pfuhlmann hatte gleich viel zu tun. Der Salon wurde ein bisschen eng und so hielt sie Ausschau nach einem Laden, den sie übernehmen konnte.

Auswahl gibt es da reichlich, wie Heinz Göhr, Geschäftsführer der Friseurinnung Haßberge, im Gespräch erklärt. Derzeit erreichen viele Friseure das Rentenalter und schließen mangels Nachfolge. Manche Salons sollen auch gar nicht weitergeführt werden, weil sie sich im Privathaus befinden und da will man nicht an extern vermieten, erfuhr Sophia Pfuhlmann während ihrer Suche.
Mit dem Salon Schömig in der Nähe des Eltmanner Freibads hatte sie dann den richtigen Raum gefunden, die ganze Familie packte bei der Renovierung mit an, denn um Schönheit zu kreieren braucht es auch eine schöne Umgebung, ist Sophia Pfuhlmann überzeugt. Neue Installation, neuer Boden, ein stylischer Raumteiler – aber die "alten" Friseurstühle auf der "Männerseite" des Salons, die den derzeit angesagten Retro-Style eines Barbershops verbreiten.
Sophia Pfuhlmann ist breit aufgestellt. Sie hat einige Barber-Seminare besucht, das Rasieren mit dem Messer hat sie aber schon in der Ausbildung gelernt. Ebenso das klassische Frisuren-Legen für die älteren Damen. Vor allem für diese hält sie den kleinen Laden in Weisbrunn weiter offen, denn "viele ältere Frauen sind nicht mobil und die verlassen sich auf mich". So wickelt Sophia Pfuhlmann der älteren Dame die Haare, pflegt Bärte, verdichtet oder verlängert Frisuren durch Extensions, verschönert Wimpern und sticht Ohrlöcher.
Haarspenden für krebskranke Kinder
Ein besonderes Anliegen aber sind ihr die Haarspenden, aus denen Perücken für krebskranke Kinder angefertigt werden. Das macht sie schon seit Jahren ehrenamtlich, es gibt auch Kundinnen, die sich schon mehrfach die Haare extra für die Haarspende haben wachsen lassen. Inzwischen habe sich diese Möglichkeit, kranken Kindern etwas Gutes zu tun, auch herumgesprochen, so dass sie mindestens zweimal pro Monat in Sachen Haarspende im Einsatz ist, berichtet sie strahlend.

Um ihre Zeit optimal planen zu können – ganz nebenbei ist sie auch noch in der Weisbrunner Feuerwehr engagiert – ist sie dazu übergegangen, keine allgemeinen Öffnungszeiten mehr anzubieten, sondern ausschließlich auf Terminvereinbarung zu arbeiten (0160/7900578).
Zahl der Betriebe konstant, Zahl der Friseure stark zurückgegangen
Vorerst will sie "Einzelkämpferin" bleiben, erklärt sie, denn jetzt müsse man erstmal sehen, "wie der Laden läuft". Jemanden anzustellen ist eine hohe Verantwortung und außerdem mit allerhand zusätzlichem Verwaltungsaufwand verbunden. Ein-Mann- und Ein-Frau-Betriebe sind im Friseurhandwerk mittlerweile der Standard.
Das sieht Heinz Göhr in der Innung so, und das belegt die Handwerkskammer für Unterfranken. Dort sind heute 100 Betriebe für den Landkreis Haßberge eingetragen, so Pressesprecherin Daniela Hartmann, vor zehn Jahren waren es 99. Unter dem Strich sind aber heute viel weniger Friseure im Landkreis aktiv, weiß Heinz Göhr. Die Zeiten, in denen sogar auf dem Dorf im Friseursalon drei Frauen arbeiteten, sind lange vorbei.

Aus drei Landkreisen kommen heute – und auch schon zu Sophia Pfuhlmanns Lehrzeit - die Friseur-Azubis, um eine "vernünftige Berufsschulklasse bilden zu können". Bei den Freisprechungsfeiern an der Heinrich-Thein-Berufsschule sind es seit Jahren selten mehr als drei junge Friseure oder Friseurinnen, die neu ins Berufsleben starten.
Die Gründe? Angestellte Friseurinnen verdienen nach wie vor eher wenig. "Der Verdienst war für mich natürlich mit ein Grund für die Selbständigkeit", erklärt auch Sophia Pfuhlmann. Andere haben sich als aufsuchende Friseurin selbständig gemacht. Ein Angebot, das von vielen Menschen sehr geschätzt wird, anstelle eines Salons finanziert die Friseurin nur ihr Auto.

Und grundsätzlich sei der Beruf einfach schön, so Sophia Pfuhlmann. Schönheit sei keine reine Äußerlichkeit, sondern sie trage auch viel dazu bei, wie der Mensch sich fühlt, ja sogar, wie er durch eine Krise kommt. Friseure sind oft wichtige Zuhörer, spenden Trost und bauen auf. Viele Frauen leben das Prinzip: den Gynäkologen und den Friseur wechselt man nur, wenn es gar nicht anders geht.

Sophia Pfuhlmann und auch Heinz Göhr wünschen sich, dass bei den jungen Menschen die positiven Seiten ihres Handwerks wieder besser zum Tragen kommen und sich wieder mehr Auszubildende finden "so lange wir noch ausbildende Betriebe haben", so Göhr.