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Landkreis Haßberge
Zum Friseur im Haßbergkreis: Ohne Termin wird es schwer
Das liegt nicht nur daran, dass die Kunden wochenlang nicht zum Haarschneiden kommen konnten. Sondern auch an den weiterhin strengen Auflagen - etwa den Mindestabständen.
Innungsobermeister Oliver Merkl zeigt in seinem Haßfurter Salon die Mindestabstände mit Bodenmarkierungen auf. Der Aufwand für die 'Spielregeln' in Corona-Zeiten kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld. 
Foto: Christian Licha | Innungsobermeister Oliver Merkl zeigt in seinem Haßfurter Salon die Mindestabstände mit Bodenmarkierungen auf. Der Aufwand für die "Spielregeln" in Corona-Zeiten kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld. 
Christian Licha
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:34 Uhr

"Bis Ende Mai bin ich schon komplett ausgebucht", sagt Oliver Merkl, der Innungsobermeister der Frisöre im Landkreis Haßberge, nach der wochenlangen von der Corona-Pandemie auferlegten Zwangspause. Nachdem am Montag die Friseurgeschäfte wieder öffnen durften, wird auch bei seinen Kollegen bestimmt der große Ansturm eine Weile anhalten, ist sich Merkl sicher und ergänzt "Ohne eine vorherige Terminvereinbarung werden wahrscheinlich die Kunden keine Chance haben".

Umsatzeinbußen lassen sich kaum aufholen

Bereits seit der vergangenen Woche klingelt ständig das Telefon beim "Team Art of Hair" in der Haßfurter Bahnhofstraße. Oliver Merkl vergibt einen Termin nach dem anderen und freut sich gemeinsam mit seinen Stammkunden und Mitarbeitern, dass es nun endlich wieder aufwärts geht. "Ich glaube aber nicht, dass wir die Umsatzeinbußen der letzten Wochen wieder aufholen können", dämpft der seit 1994 selbständige Friseurmeister zu hohe Erwartungen.

Schon immer desinfiziert Heinz Göhr und alle anderen Frisöre die Scheren nach jedem Kunden.
Foto: Christian Licha | Schon immer desinfiziert Heinz Göhr und alle anderen Frisöre die Scheren nach jedem Kunden.

Auflagen, die eingehalten werden müssen, würden nämlich neben Zeit auch einiges an Geld kosten. So gibt es ab sofort Einmal-Umhänge und selbstverständlich ist auch das Tragen von Gesichtsmasken sowohl für die Kunden als auch für die acht Mitarbeiter Pflicht. Egal ob Frau, Mann oder Kind, das Haarewaschen im Salon vor dem Frisieren ist vorgeschrieben. Andere Dienstleistungen, wie zum Beispiel Bartschneiden und Rasieren, ist gänzlich untersagt. Die Stühle und Werkzeuge werden regelmäßig desinfiziert und auch die Bedienplätze müssen so reduziert werden, dass der Mindestabstand eingehalten werden kann. Im Fall von Oliver Merkl bedeutet das, dass von vorher zehn jetzt nur noch sechs Plätze zur Verfügung stehen. "Mit mehr Aufwand werden wir wohl weniger Umsatz machen, so dass meine Kollegen und ich wahrscheinlich die Preise moderat anpassen müssen", erklärt der Obermeister, der seit acht Jahren dieses Ehrenamt inne hat. Im Landkreis Haßberge gibt es rund 70 Friseure, von denen ein gutes Drittel Mitglied in der Innung ist. "Wir sind ständig in Kontakt miteinander", sagt Merkl, der auch Nichtmitgliedern schon wertvolle Tipps in der Schließungszeit geben konnte und auch einige neue Beitrittsgesuche bekommen hat.

Als besonderen Service lieferte Anne Schneider vom Salon "Varbenblind" während der Schließung die Haarfarben den Kundinnen nach Hause.
Foto: Christian Licha | Als besonderen Service lieferte Anne Schneider vom Salon "Varbenblind" während der Schließung die Haarfarben den Kundinnen nach Hause.

Längere Öffnungszeiten soll weniger Plätze im Salon egalisieren

Ähnlich ist die Situation bei Anne Schneider. Die 37-Jährige betreibt gleich drei Geschäfte unter dem Namen "Varbenblind" und zwar in Ebern, Gleusdorf und Hofheim. Auch sie ist froh, endlich wieder ihre Mitarbeiterinnen beschäftigen zu können. Neben zwei Azubis sind immerhin 15 Frisörinnen bei Schneider auf der Lohnliste. Die vorübergehende Nichtbeschäftigung wurde durch Überstundenabbau und dem Aufbrauchen von Resturlaub überbrückt. Teilweise musste auch Kurzarbeit gemacht werden. "Die staatliche Soforthilfe habe ich beantragt und auch relativ schnell ausgezahlt bekommen", erzählt Schneider, die froh über diese Art der Unterstützung ist. In ihrem Eberner Geschäft werden bis auf Weiteres mindestens drei Plätze dem Mindestabstand zum Opfer fallen, genauso wie in den anderen beiden Betrieben. Deshalb hat Anne Scheider zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen entschieden, zukünftig die Öffnungszeiten auf den Zeitraum von 8 bis 20 Uhr auszuweiten.

Die Auflagen werden wohl noch lange dauern

Etwas leichter angehen kann es Heinz Göhr aus Ebelsbach. Der 57-Jährige ist seit 35 Jahren selbständig und das Friseurhandwerk liegt in seiner Familie praktisch im Blut. Schon seine Mutter Renate Wolf betrieb seinerzeit einen Salon. Heinz Göhr hat keine Angestellten und arbeitet seit je her nur mit Terminvereinbarung. Bisher waren maximal zwei Kunden bei ihm gleichzeitig anwesend, was sich auch in Zukunft nicht ändern wird. In seinen großzügigen Räumlichkeiten gibt es genug Platz um immer Abstand halten zu können. Dass so schnell wieder Normalität einkehren wird, denkt Göhr nicht: "Die Auflagen und Einschränkungen bei uns Friseuren werden uns wahrscheinlich noch lange Zeit begleiten".

Desinfektion und Mundschutz sind bei den Frisören Pflicht.
Foto: Christian Licha | Desinfektion und Mundschutz sind bei den Frisören Pflicht.

Appell an die Kunden: Hygiene ernst nehmen

Einen gemeinsamen Appell richten Oliver Merkl, Anne Schneider und Heinz Göhr an ihre Kunden, wohl auch stellvertretend für alle anderen Geschäfte: "Bitte nehmt die Hygienemaßnahmen ernst und habt etwas Nachsehen mit uns, falls es zu kleinen Verzögerungen kommen sollte".

Während der Zwangspause waren alle Frisörsalons verwaist.
Foto: Christian Licha | Während der Zwangspause waren alle Frisörsalons verwaist.
Mit Humor lässt sich vieles besser meistern. Deshalb lädt das "Team Art of Hair" zum "Maskenball" ein.
Foto: Christian Licha | Mit Humor lässt sich vieles besser meistern. Deshalb lädt das "Team Art of Hair" zum "Maskenball" ein.
 
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