zurück
ELTMANN
36 Zentimeter für einen guten Zweck
Sabine Weinbeer
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:53 Uhr

Maria Förtsch hat eine neue Frisur. Das klingt erst einmal nicht ungewöhnlich, denn 15-Jährige machen das manchmal, die Frisur zu ändern. Aber die meisten weiblichen Teenager wollen derzeit lange Haare, so lang wie möglich. Die von Maria waren richtig lang, jetzt sind sie sage und schreibe 36 Zentimeter kürzer. Warum darüber die Zeitung schreibt? Weil die Eltmannerin ihre Haare gespendet hat und damit krebskranke Kinder unterstützt.

Europäische Haare sind selten

Elisabeth Müller-Förtsch ist die Mutter von Maria und im Winter sah sie im Bayerischen Fernsehen einen Beitrag über Würzburger Friseure, die gespendete Haare sammeln für den Bundesverband Zweithaar-Spezialisten. Dieser versteigert die Haare, die zu Echthaarperücken verarbeitet werden, und der Erlös fließt in Projekte, die krebskranke Menschen unterstützen. Im vergangenen Jahr war das Klinikclown-Projekt des Kabarettisten und Arztes Dr. Eckart von Hirschhausen Nutznießer der Aktion.

Von dem Projekt erzählte Elisabeth Müller-Förtsch ihrer Tochter Maria. Die ist mit tollen, kräftigen Haaren beschenkt, naturrot und gesund. Tönung hat sie noch nie gebraucht – eine Grundvoraussetzung für eine Haarspende ist nämlich, dass die Haare nicht chemisch behandelt sind. „Die Haare waren toll, aber das Waschen und anschließende Trocknen schon extrem aufwendig“, erzählt die Mutter im Rückblick.

Mit dem Hinweis auf die wohltätige Aktion setzte die Mutter bei Maria etwas in Gang. Sie ist in einer Familie aufgewachsen, in der man sich sozial engagiert, einen Blick für den Nächsten hat, und so reifte ihr Entschluss: „Wenn man anderen Menschen damit etwas Gutes tun kann, dann mache ich da mit.“ Voraussetzung war für sie, dass eine ordentliche Frisur übrig bleibt.

Deshalb kam für das Abschneiden nur der gewohnte Friseursalon in Frage. Dieter Schömig und seine Frau waren sofort dabei, erkundigten sich wie Elisabeth Müller-Förtsch nach der Organisation und deren Seriosität – und nach den Richtlinien, damit die Haare auch wirklich weiterverwendet werden können.

Dieter Schömig erinnerte sich an seine Ausbildungszeit, in der das Knüpfen von Haarteilen noch ganz selbstverständlich vermittelt wurde. Auch bestätigte der Friseur seiner Kundin Maria, dass die meisten Perücken aus asiatischem Haar geknüpft werden. Europäisches Haar ist selten und erzielt bei solchen Auktionen daher gute Preise.

Ein schönes Gefühl

Normalerweise spendet eine Frau einen Zopf. Marias dicke Haare mussten allerdings in zwei Zöpfen abgeschnitten werden, damit die Schere das auch schafft. Ihre Mutter hat die Haare mittlerweile eingeschickt und Maria besitzt noch immer über kinnlanges Haar. Die ersten Begegnungen mit dem Spiegel waren schon „gewöhnungsbedürftig“, gibt sie zu, aber insgesamt sei es ein schönes Gefühl, so eine besondere Spende gemacht zu haben.

Die Reaktionen in der Schule waren unterschiedlich – vor allem Jungs waren eher kritisch, „aber die Mädchen finden die kürzeren Haare auch schick“, erzählt sie. Allerdings hat Maria den tieferen Sinn hinter ihrem so einschneidenden Friseurbesuch bisher für sich behalten. „Das erfahren die alle erst durch die Schülerzeitung und durch diesen Artikel“, lächelt sie. Sie will auch ein bisschen Werbung machen für den guten Zweck. Vielleicht findet sich dann ja auch der eine oder andere Nachahmer.

Für sich selbst ist Maria Förtsch schon ein Stück weiter: „Das könnte man schon alle drei Jahre machen, wenn die Haare wieder nachgewachsen sind“, sagt die 15-Jährige.

Ab sind sie, die beiden Zöpfe. 36 Zentimeter ihrer langen roten Haare spendet Maria Förtsch. Daraus werden Echthaarperücken gemacht, der Erlös kommt krebskranken Kindern zugute.
Foto: Klaus Förtsch | Ab sind sie, die beiden Zöpfe. 36 Zentimeter ihrer langen roten Haare spendet Maria Förtsch. Daraus werden Echthaarperücken gemacht, der Erlös kommt krebskranken Kindern zugute.
Maria hat sich an ihre neue Frisur gewöhnt und hat ein gutes Gefühl bei dem Gedanken daran, dass sie damit zu einem guten Zweck beigetragen hat.
Foto: Sabine Weinbeer | Maria hat sich an ihre neue Frisur gewöhnt und hat ein gutes Gefühl bei dem Gedanken daran, dass sie damit zu einem guten Zweck beigetragen hat.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Eltmann
Sabine Weinbeer
Eckart von Hirschhausen
Frisuren
Karzinomkranke
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top