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Haßfurt
Millionenprojekt am Haßfurter Krankenhaus im Verzug: Warum der Bau des neuen OP-Trakts auch 2023 nicht beginnt
Das Landratsamt muss zurückrudern. Die Kosten dürften ebenfalls deutlich höher liegen als die geplanten 25 Millionen Euro. Auch der Förderantrag ist noch nicht bewilligt.
Millionenprojekt am Haßfurter Krankenhaus im Verzug: Warum der Bau des neuen OP-Trakts auch 2023 nicht beginnt
Foto: René Ruprecht
Lukas Reinhardt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 16:41 Uhr

Es ist ein Projekt, das die Zukunftsfähigkeit des Haßfurter Krankenhauses sichern soll – und damit nicht weniger als die Gesundheitsversorgung in der gesamten Region. Gemeint ist der neue OP-Trakt, den die Haßberg-Kliniken in der Kreisstadt errichten lassen wollen. 

"Wir rechnen 2023 fest mit dem Baubeginn", so hatte es das Landratsamt noch im vergangenen Jahr verkündet. Doch daraus wird nichts, wie eine Anfrage dieser Redaktion nun zeigt. Es ist nicht das erste Mal, dass das Projekt in Verzug gerät.

Eingeständnis: auch 2023 kein Baubeginn

Fünf Jahre ist es inzwischen her, dass der Verwaltungsrat der Haßberg-Kliniken einen Grundsatzbeschluss über den Neubau des OP-Trakts gefasst hat. Der Grund: Die Räumlichkeiten am Haßfurter Krankenhaus und die dazugehörige Infrastruktur sind in die Jahre gekommen. Sie stammen aus dem Jahr 1984. Eine Sanierung des Bestands sei keine Option, hieß es im November 2018.  

Doch der Zeitplan verzögert sich immer wieder. Noch im September 2020 ging Landrat Wilhelm Schneider (CSU), gleichzeitig Verwaltungsratsvorsitzender der Haßberg-Kliniken, von einem Baubeginn im darauffolgenden Jahr aus. Nachdem weder 2021 noch 2022 Bagger in der Hofheimer Straße in Haßfurt angerollt waren, folgte die erneut deutlich zu optimistische Ankündigung des Landratsamtes für das Jahr 2023. Nun das erneute Eingeständnis aus der Behörde: "Mit einem Baubeginn ist in diesem Jahr nicht mehr zu rechnen." Denn: Es fehle weiterhin an der Genehmigung für das Gesamtprojekt.

Nach Genehmigung erfolgt Ausschreibung

Grund dafür seien Nachforderungen, die sich bei der Prüfung des Bauantrags ergeben hätten. Hier waren offenbar planerische Probleme im hygienerechtlichen Bereich zutrage getreten, wie das Landratsamt auf Nachfrage schreibt. Es gehe "um die Größe und Lage verschiedener Räume, sowie deren geplante Zugänge". Außerdem um "organisatorische Abläufe und deren Umsetzung". Man rechne damit, dass diese Unstimmigkeiten "in Kürze ausgeräumt" seien. Die Genehmigung des Gesamtprojekts erwarten die zuständigen Stellen "spätestens Ende des Jahres". Erneut optimistische Töne also. 

Die Anforderungen an OP-Säle steigen (hier ein Symbolbild), deshalb soll am Haßfurter Krankenhaus ein neuer Trakt her. 
Foto: Johannes Ungemach, dpa | Die Anforderungen an OP-Säle steigen (hier ein Symbolbild), deshalb soll am Haßfurter Krankenhaus ein neuer Trakt her. 

Der Rattenschwanz, den eine fehlende Baugenehmigung nach sich zieht, erteilen muss sie das staatliche Bauamt, zeigt sich auch in Haßfurt. Ohne den Segen der entsprechende Behörden können Aufträge nicht vergeben werden. Die mehrstufigen Ausschreibungen der einzelnen Gewerke schieben den Startschuss für die Arbeiten ohnehin weiter hinaus. Rund drei Monate dauere es erfahrungsgemäß von der Veröffentlichung bis zur Auftragsvergabe, heißt es aus dem Landratsamt. Konkret bedeutet das: Liegt die Genehmigung für das Gesamtprojekt vor, könne mit einem Baubeginn erst "innerhalb von 4 bis 6 Monaten gerechnet werden". Immerhin: Bei der nötigen Trafostation, für die es eine separate Genehmigung nötig ist, könnte es deutlich schneller gehen. Allerdings sei hier mit längeren Lieferzeiten bei der Technik zu rechnen.

2022 deutliche Preissteigerungen im Baugewerbe

Klar ist: Jede weitere Verzögerung des Projekts dürfte auch die Kosten für den OP-Neubau in die Höhe treiben. Noch im Frühjahr 2021 war von rund 25 Millionen Euro die Rede. Doch seither ist viel passiert. Dass die galoppierende Inflation an dem Projekt nicht spurlos vorbeigehen wird, vermutet man auch im Landratsamt. "Aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen ist allgemein mit Kostensteigerungen zu rechnen", heißt es auf Nachfrage. Neue Zahlen lägen derzeit aber nicht vor.

Was drohen könnte, zeigt ein Blick auf die Entwicklung innerhalb der Branche. Nach Angaben des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB) hat der Preis für Bauleistungen des Bauhauptgewerbes allein im Jahr 2022 um durchschnittlich 16,7 Prozent zugelegt. Immerhin: Die seit Frühjahr andauernde Auftragsflaute könnte dem Trend womöglich etwas entgegenwirken. 

Entscheidung aus dem Jahr 2018 ist alternativlos

Trotz drohender Teuerungen: Die Entscheidung aus dem Jahr 2018 steht, sie ist alternativlos. Das betont das Landratsamt auf Nachfrage. Bei der Finanzierung des Vorhabens greift der Freistaat Bayern dem Landkreis Haßberge kräftig unter die Arme. Fördermittel in Höhe von knapp 16 Millionen Euro stehen für den Neubau des OP-Trakts bislang in Aussicht. Das Geld soll aus dem Jahreskrankenhausbauprogramm kommen, in welches das Vorhaben 2021 aufgenommen wurde. Das ist die eine gute Nachricht.

Die andere verkündet die Regierung von Unterfranken, zuständig für die Förderverfahren, auf Nachfrage dieser Redaktion. "Nach Abschluss der Maßnahme ist rückwirkend mit einer Erhöhung der Förderung aufgrund inflationsbedingter Preissteigerungen zu rechnen." Sprich: Der Landkreis, der bei den Haßberg-Kliniken in den vergangenen Jahren immer wieder finanzielle Löcher in Millionenhöhe stopfen musste, wird die Mehrkosten am Ende nicht alleine schultern müssen. 

Doch Gewissheit gibt es auch hier bislang keine. Noch sei über den vorliegenden Förderantrag nicht entschieden worden, teilt die Regierung von Unterfranken mit. Dieser befinde sich in der fachlichen Prüfung. Um einen Selbstläufer handle es sich bei diesem Prozess nicht. "Zuletzt wurde der Vorhabensträger aufgefordert, Unterlagen nachzureichen", heißt es aus Würzburg weiter. Und, hier schließt sich der Kreis: Ein Urteil könne erst fallen, wenn das Projekt die nötige Baugenehmigung vorweisen kann. 

 
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  • Mike Rösler-Fischer
    Die kreisstadt hat einfach falsche Leute am Ruder. Weder Landrat, Bürgermeister haben die richtige Qualifikation. Nur mit vitamin b an die Posten gekommen. Haßfurt ist eine Stadt die nichts zu bieten hat. Weder Kino, Hallenbad, kaum Gaststätten, kaputte Straßen und zuviel buntes Volk. Und im Gesundheitswesen fehlt es überall. Fachärzte, Physiotherapeuten kaum vorhanden. Krankenhaus kurz vor der pleite.
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