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Lendershausen
"Merkwürdiges Wasser": Dem Geheimnis des Sauerbrunnes bei Lendershausen auf der Spur
Einst gab es Trink- und Badekuren gegen Krankheiten. Jetzt erinnert ein 8,2 Kilometer langer Rundwanderweg an die einstige Bedeutung der Quellschüttungen.
Ein Rundwanderweg, damit das nicht in Vergessenheit gerät: Der Sauerbrunnen bei Lendershausen war eine anerkannte staatliche Heilquelle.
Foto: Martin Schweiger | Ein Rundwanderweg, damit das nicht in Vergessenheit gerät: Der Sauerbrunnen bei Lendershausen war eine anerkannte staatliche Heilquelle.
Martin Schweiger
 |  aktualisiert: 14.02.2024 16:36 Uhr

Mit einem Open-Air-Gottesdienst auf dem Kirchplatz wurde am Donnerstag, dem Feiertag Christi Himmelfahrt, der Sauerbrunnenweg eingeweiht. Der Sauerbrunnen befindet sich im Hofheimer Stadtwald zirka zwei Kilometer westlich von der Lendershäuser Ortsmitte dicht an der Grenze zur Kerbfelder Flur. Der Sauerbrunnen war aufgrund der Besonderheit seines Wassers in den Jahren 1928 bis 2020 eine staatlich anerkannte Heilquelle. Der Brunnen ist eine geologische Besonderheit. In der Literatur wird er als "merkwürdig" bezeichnet. Denn kohlensäurehaltige Mineralwasser sind in Franken außerhalb der Rhön selten.

Schon 1837 wurde das Wasser analysiert

Die älteste bekannte Wasseranalyse des Brunnenwassers stammt aus dem Jahr 1837. Bereits diese Analyse ergab einen "enormen" Wert freier Kohlensäure vergleichbar mit den Quellen der Staatsbäder in der Rhön oder Bad Staffelstein. Laut geologischen Fachblättern ist das Wasser des Sauerbrunnens daher als Einzelfall zu betrachten.

Die Brauerei Hiernickel versuchte einst, das 'merkwürdige Wasser' des Sauerbrunnes in Flaschen abzufüllen. Doch die Schüttung war zu gering.
Foto: Martin Schweiger | Die Brauerei Hiernickel versuchte einst, das "merkwürdige Wasser" des Sauerbrunnes in Flaschen abzufüllen. Doch die Schüttung war zu gering.

Der Sauerbrunnen und eine "Badeanstalt" in Lendershausen wurden bereits 1839 in den "Jahrbüchern für Deutschlands Heilquellen und Seebäder" erwähnt. Dort ist auch zu lesen, dass der Ort im Jahr 1837 immerhin 76 "Kurgäste" zu verzeichnen hatte. Das eisen- und kohlensäurehaltige Wasser wurde für Trink- und Badekuren genutzt, die unter anderem gegen die  "Skrofulose" helfen sollte. "Skrofulose" oder Halsdrüsengeschwulst sind die historischen Bezeichnungen einer Hauterkrankung, bei der es sich laut Wikipedia wohl meistens um Hauttuberkolose handelte.

1978 macht die Stadt den Brunnen wieder nutzbar

Nach der Eingemeindung Lendershausens im Jahr 1978 beschloss der Hofheimer Stadtrat, den inzwischen nicht mehr genutzten Sauerbrunnen wieder nutzbar zu machen. Im Jahr 1980 wurden Versuchsbohrungen durchgeführt und der bestehende Schacht auf 52 Meter vertieft. Der enorm hohe Kohlensäuregehalt rechtfertige weitere Maßnahmen zur wirtschaftlichen Erschließung. 1981 erfolgte daher ein sechstägiger Pumpversuch. Dabei wurden beachtliche Kohlensäurewerte von bis zu 3 Gramm pro Liter festgestellt. Zum Vergleich: Ein Medium-Mineralwasser erhält 4 bis 5,5 Gramm – zumeist zugesetzte - Kohlensäure pro Liter.

Brauerei Hiernickel unternimmt Versuch mit Mineralwasser

Es gab sogar Überlegungen, am Brunnen selbst eine Abfüllanlage zu installieren. Anfang der 1980-er Jahre wurde das Wasser testweise von der bis ins Jahr 2000 bestehenden Haßfurter Brauerei Hiernickel aus Haßfurt in 0,5-Liter-Flaschen abgefüllt und mit einem eigenen Etikett versehen. Da der Brunnen jedoch nur eine geringe Schüttung von 0,5 Liter pro Sekunde verzeichnete, bestand letztendlich keine Aussicht auf eine Wirtschaftlichkeit des Vorhabens und es wurde wieder verworfen.

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Der 8,2 Kilometer lange Sauerbrunnenweg führt vom Ortskern von Lendershausen vorbei an alten Streuobstbeständen durch die beiden Wasserschutzgebiete Hofheim und Lendershausen. Das Trinkwasserschutzgebiet Lendershausen ist mit 259 Hektar – entsprechend 363 Fußballfeldern – das größte Wasserschutzgebiet des nördlichen Landkreis Haßberge. An der Straße zwischen Lendershausen und Kerbfeld eröffnet sich auf 305 Metern Höhe ein herrliches Haßbergpanorama. Halbzeit ist am Lendershäuser Sauerholz am Sauerbrunnen, wo Bänke zum Rasten einladen. Durch Wald, Feld und Flur geht es weiter zur Hessenmühle und abermals entlang von Nassach und Streuobstbäumen zurück nach Lendershausen. Entlang des Weges finden sich interessante Informationen zu den Themen Wasser und Wasserversorgung, die im niederschlagsarmen Unterfranken besondere Bedeutung haben.

Der Sauerbrunnen war eine anerkannte staatliche Heilquelle.
Foto: Martin Schweiger | Der Sauerbrunnen war eine anerkannte staatliche Heilquelle.

Die Hessenmühle ist eine von einst 17 Wassermühlen, die einst entlang der Nassach zwischen ihrer Quelle bei Nassach und der Mainmündung in Betrieb waren. Sie ist eine der ältesten Mühlen im Landkreis. Ihr Name könnte auf den Begriff "Häselinstaude" (Haselbusch) zurückgehen. Wahrscheinlicher ist, dass ein früherer Besitzer den Namen "Hess" trug. Im Jahr 1298 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt, als die Mühle in den Besitz des Klosters Mariaburghausen überging. Im Jahr 1961 wurde in der Hessenmühle zum letzten Mal Brot gebacken. Heute ist die Mühle ein Wohn- und Ferienhaus.

Der Sauerbrunnen liegt am Westrand der Heldburger Gangschar, einem tertiären Vulkansystem. Die Kernzone erstreckt sich von Hildburghausen in Thüringen bis an den Rand des Steigerwalds nach Gerolzhofen. Seine bekanntesten erloschenen Vulkankegel sind die Gleichberge, der Zeilberg bei Maroldsweisach und der Bramberg. Der Sauerbrunnen hat seine besonderen Wassereigenschaften dieses Lage im ehemaligen Vulkanfeld zu verdanken.

Das Projekt wurde gefördert durch das Regionalbudget des Freistaats Bayern. Ehemalige Badestege des Goßmannsdorfer Sees fungieren nun als Brücken über den Bach im Sauerholz.

 
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