Zur Kulmbacher Brauerei-Gruppe gehören unter anderem die vier großen Brauereien EKU, Reichelbräu, Mönchshof und Sandler, berichtete gestern auf Anfrage Gert Langer, langjähriger Vorstandsvorsitzender der Kulmbacher Brauerei und zur Zeit zuständig für "Sonderaufgaben". Der jährliche Bierausstoss beträgt rund zwei Millionen Hektoliter, weiter werden 700 000 Hektoliter alkoholfreie Getränke abgesetzt. Hiernickel mit seinen 180 Gaststätten hatte zuletzt einen Bierausstoss von 18 000 Hektoliter, 36 000 Hektoliter alkoholfreie Getränke wurden auf den Markt gebracht.
Trotz aller Wehmut sieht Georg Hiernickel jr. in der Situation allerdings auch das Positive: Man habe mit den Kulmbachern einen "starken Partner" gefunden und es sei damit vor allen Dingen gelungen, "dass wir nicht aufhören mussten". Denn die Auslieferung der Biere und alkoholfreien Getränke wird weiter von Haßfurt aus geschehen, durch die Fahrer der Firma Hiernickel. Georg Hiernickel jr. bleibt dem Unternehmen erhalten und wird seine Kunden als Gebietsverkaufsleiter betreuen.
Von den 17 Betriebsangehörigen, so Gert Langer von der Kulmbacher Brauerei, würden fünf abgebaut, davon gingen zwei Personen in den Vorruhestand, drei Kündigungen seien geplant.
Als Gründe dafür, sich einen Partner zu suchen nannte Georg Hiernickel jr. den immer härter werdenden Wettbewerb. Im technischen Bereich der Brauerei wären erhebliche Investitionen notwendig geworden, "im zweistelligen Millionenbereich", und diese seien für das Familienunternehmen nicht zu verantworten gewesen.
Auf der Suche nach einem starken Partner sei man dann auf das Kulmbacher Unternehmen gekommen, das zudem eine "fränkische Mentalität" aufweise, was für Hiernickel mitentscheidend gewesen sei. Dass es überhaupt zur Verbindung gekommen sei, ist der Tatsache zu verdanken, dass Hiernickel gut in das Konzept der Kulmbacher gepasst habe, berichtete Gert Langer. Denn im Vergleich zu früher gebe es zur Zeit viele kleine Brauereien, die sich den großen anschließen wollen. Als "gastronomisch orientierte Brauerei" habe Hiernickel in das Kulmbacher Konzept gepasst.
Was wird sich nun ändern? Für die anstehende Feste wird noch einmal in Haßfurt gebraut, nach einer Übergangszeit werden die Kunden dann mit Fassbier der Kulmbacher Brauerei bedient, berichtet Georg Hiernickel jr. Es wird auch weiterhin Bier der Marke Hiernickel geben, nach dem Rezept aus Haßfurt, gebraut in Kulmbach, berichtet Gert Langer. Augenscheinlich ändern wird sich die "Verpackung": Das Bier wird dann nämlich in Flaschen mit Bügelverschluss abgefüllt.
Pläne gibt es unterdessen offenbar auch schon für das Brauerei-Gelände in der Unteren Hauptstraße. So ist geplant, den Betrieb innerhalb der Kreisstadt umzusiedeln: Und zwar auf ein der Familie gehörendes Grundstück an der Augsfelder Straße. Dort könnte dann ab 2001 der Getränkevertrieb der Firma Hiernickel etabliert werden. Und die Firma Hiernickel bemüht sich offenbar auch bereits um eine neue Nutzung des bisherigen Brauerei-Geländes: Angedacht ist ein Seniorenwohnheim für stationäre und betreute Pflege durch einen privaten Träger. Etwa 40 neue Arbeitsplätze könnten so geschaffen werden. Dafür müssten allerdings alle zur Brauerei gehörenden Gebäude abgerissen werden.