Wer die Preise kennt, fordert acht Prozent." Das war eine der Botschaften, die Vertreter der IG Metall (IGM) an die Arbeitgeber richteten. Bei einem Warnstreik am Dienstagvormittag, zeigten Beschäftige der Firma Valeo in Ebern, aber auch Angestellte der Firma Weiss Spindeltechnologie aus Maroldsweisach, dass sie hinter dieser Forderung stehen. Etwa 500 Teilnehmende unterstützten lautstark die Forderung nach mehr Lohn.
Bereits vergangene Woche gingen die Beschäftigten von Valeo vor dem Werkstor auf die Straße. Diesmal waren es sogar rund 200 Personen mehr, als beim ersten Warnstreik. Die Menschenkette, die sich vom Haupttor der Firma Valeo zum Parkplatz am Rückgrabenweg, gegenüber des Friedhofs bewegte, war für die Kleinstadt Ebern beeindruckend.
Aufbruchstimmung in Ebern
"Friedhofsstimmung" herrschte jedoch nicht, eher eine Aufbruchstimmung, die lautstark zu den Reden der Gewerkschaftsvertreter zu hören war. Diesmal war auch der 1. Bevollmächtigte der IGM Bamberg, Martin Feder gekommen, um den Forderungen, zusammen mit der 2. Bevollmächtigten, Andrea Sicker, Nachdruck zu verleihen.
Feder fand es ein tolles solidarisches Zeichen, dass 58 Beschäftige der Firma Weiss aus Maroldsweisach zur Unterstützung gekommen waren, ebenso wie Vertreter des Valeo Standortes in Fischbach. "Wir sind heute hier für acht Prozent", sagte Feder, was sofort lautstark mit Rufen und Pfeifen quittiert wurde. Der 1. Bevollmächtigte kreidete den Arbeitgebern an, dass sie es in vier Runden nicht schafften, ein beziffertes Angebot zu machen.
Menschenkette setze ein Zeichen
"Das ist eine Frechheit", so Feder. Auf dem Tisch würden bisher einmalig 3000 Euro liegen und wenn man das so abschließe, bekämen die Arbeitnehmer bis März 2025 nichts mehr, was laut Feder ein Skandal wäre. Das mache die IGM nicht mit, skandierte er nachdrücklich und wies auf die steigenden Preise hin.
Die Menschenkette habe laut Andrea Sicker, 2. Bevollmächtigte der IGM Bamberg, ein Zeichen gesetzt. Sie brachte ihre Freude zum Ausdruck, dass nach dem gelungenen Auftakt vor einer Woche wieder so viele Angestellte zum Warnstreik gekommen waren. Denn die Angebote der Arbeitgeber seien bisher völlig inakzeptabel. "Wer nach vier Verhandlungstagen so wie die Arbeitgeber vorgehen, ist offensichtlich zum Konflikt bereit und ich sage klar, wir sind es im Zweifel auch."
Acht Prozent mehr Lohn und Ausbildungsvergütung hätten sich die Beschäftigten durch ihren Einsatz verdient. Seit 2020 habe man sich solidarisch gegenüber den Unternehmen verhalten. "Jetzt sind die Arbeitgeber dran und die Forderung ist wirtschaftlich geboten", sagte Sicker.
Das Angebot einer Einmalzahlung sei eine große Frechheit und das Schweigen zur Hauptforderung der IGM nach acht Prozent mehr Lohn sei gegenüber den 100.000 Warnstreikenden in Bayern ignorant und rücksichtslos. Damit würden die Arbeitgeber weitere Eskalationen des Tarifkonfliktes riskieren.
Auf die Autoindustrie eingehend sagte Sicker, dass diese weiterhin sehr gut verdiene. Gerade in Ebern seien außerdem Produktideen nötig, um den Standort zu sichern und in so einem Fall könne man auf die IGM zählen. Nötig sei ein ernstzunehmendes Angebot. Erstmals auf der Bühne stand am Dienstag Pascal Ramer, neuer Jugend- und Ausbildungsvertreter. Er freute sich, dass die Azubis "richtig Dampf" gemacht hätten. Das zeigt, dass auch die Azubis hinter der acht Prozent Forderung nach mehr Lohn stehen, so Ramer.
Auch Betriebsratsvorsitzende Sonja Meister unterstützte nachhaltig die Forderungen ihrer Vorredner. Valeo ginge es insgesamt gut, das Unternehmen müsse nur die Arbeit auf die Standorte gerecht verteilen und sie nicht gegeneinander ausspielen. Jens Holze, stellvertretender Vorsitzender des Vertrauenskörpers, wies danach darauf hin, dass bisher 500.000 Personen, in Bayern allein 100.000, auf der Straße waren. "Wir in Ebern gehören dazu, um der Forderung nach acht Prozent Nachdruck zu verleihen", so Holze.