
Nico Kaspers Auftritt vor dem Kreistag Haßberge strotzte vor Selbstbewusstsein. Er gehört zum Vorstand der auf Krankenhäuser spezialisierten Unternehmensberatung ZEQ und wollte keinen Zweifel daran lassen: Was sein Unternehmen anpackt, wird gut! Dementsprechend hoch war auch seine Zielvorgabe für die Haßberg-Kliniken: Bis zum Jahr 2030 sollen sie zum besten Gesundheitsversorger in ganz Franken werden.
"Ein Ziel muss groß sein", sagte Kasper im Kreistag. Und damit hat er grundsätzlich recht. Aber um wirklich anspornen zu können, muss ein Ziel noch eine weitere Voraussetzung erfüllen: Es muss erreichbar sein.
Ein Krankenhaus voller Baustellen
Ein Blick auf die Krankenhäuser in Haßfurt und Ebern zeigt doch einige große Baustellen. Da wäre das Finanzdefizit. Wenn man es schon als erfolgreiches Jahr feiern kann, wenn das jährliche Minus wenigstens mal nicht weiter gewachsen ist, klingt das insgesamt nicht nach einem Betrieb auf Spitzenkurs.
Dann wäre da die Geburtshilfe – immerhin die einzige Station mit dem Potenzial, in größerem Umfang Patientinnen aus Nachbarlandkreisen anzuziehen. Ausgerechnet dort haben in den letzten Jahren ständig die Chefärzte gewechselt.
Und nicht nur die Geburtshilfe wird aktuell wieder von einer Interimschefin geleitet. Auch Klinik-Vorständin Regina Steenbeek-Schacht selbst ist eine Besetzung auf Zeit, denn sie ist Mitarbeiterin von Medcura – einer Firma, die darauf spezialisiert ist, Führungspersonal zu stellen, wo die Kliniken selbst niemanden finden. Egal, wie gut die beiden Übergangschefinnen ihren Job machen: Die Situation vermittelt keinen Eindruck von Beständigkeit.
Kein revolutionäres Konzept in Sicht
Ist es mit diesen Voraussetzungen wirklich realistisch, innerhalb von nur einem halben Jahrzehnt zur besten Klinik in ganz Franken zu werden? Um das zu erreichen, müsste schon ein revolutionäres Konzept her, das mehr beinhaltet als die aktuelle Strategie der Haßberg-Kliniken, die sich ja letztlich zusammenfassen lässt mit dem Satz: "Wir wollen das, was wir jetzt schon machen, in Zukunft noch besser machen." Das mag reichen, um die Lauterbach'sche Krankenhausreform zu überstehen und die Gesundheitsversorgung auf dem Land zu sichern, aber nicht, um von einem Spitzenplatz zu träumen.