
Mit der sogenannten "Pisa-Offensive" hat Bayerns Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) auf das schlechte Abschneiden beim Pisa-Test reagiert. An Grundschulen im Freistaat wird seit diesem Schuljahr an den Jahrgangsstufen eins bis vier jeweils eine Stunde mehr Deutsch unterrichtet. In der ersten und dritten Klasse gibt es eine Stunde mehr Mathematik. Allerdings: Die gesamte Stundenzahl über die vier Grundschuljahre steigt dabei nicht.
Gelingen soll dies vor allem mit einer flexiblen Stundentafel: Die musisch-kreativen Fächer wie Musik, Kunst sowie Werken und Gestalten sollen von den Grundschulen in einem "Fächerverbund" über die vier Grundschuljahre "flexibilisiert" unterrichtet werden. Auch den Englisch-Unterricht können Schulen kürzen.
Wie Grundschulen in Unterfranken die Neuerungen umsetzen, erklären ein Rektor und vier Rektorinnen.
1. Johann-Peter-Wagner-Grundschule in Theres: "Wir wünschen uns noch mehr Flexibilität"
"Dass wir als Schule flexibel unterrichten können, ist ein großer Vorteil für uns", sagt Ulrike Binder-Vondran, Rektorin der Johann-Peter-Wagner-Grundschule in Theres (Lkr. Haßberge). Der Fachkräftemangel sei auch an den Schulen zu spüren. Deshalb sei es umso besser, wenn mehr im Team vor Ort entschieden und an die Bedingungen angepasst werden könne.
An der Grundschule in Theres entscheiden die jeweiligen Klassenleiterinnen und Klassenleiter, in welchem Fach Schwerpunkte gesetzt werden. Zum neuen Stundenplan sagt die Rektorin: "Wir wünschen uns noch mehr Flexibilität."
2. Goethe-Kepler-Grundschule in Würzburg: Eine Stunde mehr in 4. Klasse wäre toll
"Ein Vorteil ist, dass individuelle Schwerpunkte klarer angepasst werden können", sagt Gabriele Brohm-Schlosser, Leiterin der Goethe-Kepler-Grundschule in Würzburg. Dafür gebe es erfahrene Lehrkräfte, die auf den Leistungsstand und die Bedürfnisse der Kinder eingehen würden.
In den Klassenstufen drei und vier reichten die Stunden allerdings nicht aus, erklärt die Rektorin. Deshalb werde in der dritten Klasse eine Stunde Musik gekürzt, dafür würden zwei Stunden Englisch beibehalten. In der vierten Klasse gebe es dann zwei Stunden Musik und nur eine in Englisch. "Eine zusätzliche Stunde in der vierten Klasse wäre schön", sagt Brohm-Schlosser.
3. Grundschule Frammersbach: Fächer gestrichen, "die den Kindern Spaß machen"
Die Bemühungen des Kultusministeriums, die Lücken in Mathe und Deutsch zu schließen, sind laut Christoph Rüttiger, schulpolitischer Sprecher des Bezirksverbands Unterfranken des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (ULLV), begrüßenswert. Der Stundenplan hätte aber um die zusätzlichen Stunden erweitert werden können, meint der Rektor der Grundschule in Frammersbach (Lkr. Main-Spessart).
"Es wurden die Fächer gestrichen, die den Kindern Spaß machen, die Feinmotorik fördern, der Kreativität und der Rhythmisierung des Schulalltags dienen", sagt Rüttiger. An der Frammersbacher Schule hätten Stunden in Musik, Englisch und Werken und Gestalten gestrichen werden müssen. Und, sagt Rüttiger: "Die rote Linie, den Religionsunterricht nicht zu streichen, ist für mich nicht nachvollziehbar."

4. Grundschule Herschfeld: Lehrerinnen und Lehrer verbinden Fächer
"Die musischen Fächer dürfen nicht zu kurz kommen", sagt Bettina Schindler. Deshalb würden die Lehrkräfte an ihrer Schule in Herschfeld (Lkr. Rhön-Grabfeld) Fächer verbinden. "Die musischen Fächer unterstützen auch sprachliche und mathematische Kompetenzen", sagt die Rektorin. "Gestalterische und kreative Fähigkeiten sind für eine gute Leistung in Deutsch und Mathe wichtig und sorgen für Ausgleich."
An der Herschfelder Grundschule werde deshalb in der dritten Klasse zusätzlich Musik und in der vierten Klasse zusätzlich Englisch unterrichtet. Schindlers Wunsch: "Mehr Stunden für Deutsch als Zweitsprache, um die internationalen Kinder optimal fördern zu können."
5. Grundschule Schöllkrippen: Klassenleitung übernimmt eine Religionsstunde
"Wir unterrichten mehr Deutsch und Mathe, aber insgesamt ändert sich die Stundenanzahl nicht. Dadurch fallen Musik und Kunst hinten runter", sagt Julia Schuck, stellvertretende Vorsitzende des ULLV und Rektorin der Grundschule Schöllkrippen (Lkr. Aschaffenburg). Dabei seien die musischen Fächer gerade in der heutigen Zeit wichtig. "Dort haben wir Zeit für soziales Lernen und können den Kindern Erfahrungen ermöglichen, die in ihrem Alltag immer weniger selbstverständlich sind." Fehle diese Basis, würden sich die Kinder auch in Deutsch und Mathe schwerer tun, meint Schuck.
"Wir brauchen insgesamt mehr Zeit für und mit den Kindern, weil die gesellschaftlichen Bedingungen schwieriger geworden sind und das geht nur ohne Zeitdruck", sagt die stellvertretende Vorsitzende des ULLV. An ihrer Schule übernehme die Klassenleitung in der dritten und vierten Klasse eine von drei Religionsstunden, weil es nicht genügend Religionslehrer und -lehrerinnen gebe. In dieser Stunde stehe dann das soziale Miteinander im Fokus.
wie es kommt, dass die Ergebnisse bei den diversen Studien immer schlechter werden, obwohl - vielleicht ein wenig überspitzt ausgedrückt - die Kinder heutzutage auch nachmittags in der Schule sind und immer mehr Lehrmaterial gebraucht wird, das die Eltern teuer bezahlen müssen... kann es sein, dass man die Kinder mit dem ganzen Bohei überfordert statt ihnen "etwas Vernünftiges" beizubringen?
Wolfgang Aull
In anderen Ländern ist dieser Quatsch schon verboten.
Azubis, die weder lesen noch schreiben können und an jedem Dreisatz scheitern, gibt es wahrlich genug. Und Studenten, die zu keiner Hausarbeit oder einem Referat imstande waren, gab's schon zu meiner Zeit zu viele. Aber den Lehrplan aufs unmittelbar in der Wertschöpfung Verwendbare zu reduzieren und dann auch noch den Erwerb der ersten Fremdsprache zu dezimieren, scheint mir kein zukunftsträchtiger Weg.
Schade um den ersten Teil Ihres Kommentars. Da stimme ich Ihnen nämlich vollkommen zu.
Den Rahmen hierzu könnten alltags- u. praxisbezogene Ethik-Stunden für alle bieten, anstelle verkopfter Lehre.
Die christlichen Werte überzeugen nicht in der Theorie, sondern im Tun.
Das ist, was unseren Nichtmehrkanzlerkandidaten und seine Gurkentruppe bewegt. Zumindest, solange sie glauben, dass ihre Bierzeltgefolgschaft derlei auf dem nächsten Wahlzettel brav honoriert.
Ist m. E. eine Art Zwangs Gehirnwäsche und bringt null und nichts im späteren Berufsleben.
Mit freundlichen Grüssen
Johannes Bullmann - MPA
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Bullmann, MPA
Wir reißen seit Jahrzehnten die “Deiche” in Deutschland ab. Wir werden ernten, was wir damit säen.
in hohem Grade ist allerdings das, was wir heutzutage serviert bekommen (sollen) und was den Kirchen zunehmend weniger Menschen (in ihrer täglichen Ernüchterung) abnehmen wollen.
Das Christentum war tatsächlich zu Beginn ein Zufluchtsort für Unterdrückte und Verfolgte - bis es von der "Elite" selbst umfunktioniert wurde zu einem Ort der Unterdrückung und Bangemache, um den Regierenden das Regieren und die Ausbeutung einfacher zu machen.
Insbesondere in der katholischen Kirche mag man sich (natürlich) vom einst Erreichten nicht wirklich trennen, versucht den Mitgliedern nach besten Kräften (menschengemachtes) "Dummetüch" zu verabreichen und wundert sich gar sehr, dass immer mehr der sich veralbert Vorkommenden ihren Abschied einreichen.
MMn muss eine radikale Neu-/ Wiederorientierung stattfinden, um die Kirchen bei den Menschen zu halten, sonst werden sie sich zu unbedeutenden Vereinen von Zeitgenossen mit merkwürdigen Vorstellungen entwickeln.