
Am 3. Juni dieses Jahres hat der Gemeinderat der Marktgemeinde Maroldsweisach die Aufstellungsbeschlüsse für die Errichtung einer Freiflächenphotovoltaikanlage nördlich von Gückelhirn abgesegnet. Auf einem 18 Hektar großen Areal soll ein 16,4 Hektar großer Solarpark entstehen. Doch das Projekt steht auf wackeligen Füßen, es trifft auf Widerstand in der Bevölkerung: Am Dienstag übergab Initiator Ingo Förster Bürgermeister Wolfram Thein und VG-Leiter Armin Bogendörfer im Rathaus eine Mappe mit 314 Unterschriften. Die Bürgerinnen und Bürger der Marktgemeinde, die unterzeichnet haben, lehnen das Projekt ab und fordern die Durchführung eines Bürgerentscheids.
Kritiker befürchten nachhaltige Störung des Landschaftsbildes
Nach Ansicht der Projektgegner wird das Landschaftsbild durch den Bau der Solaranlage nachhaltig gestört. Im Gemeindegebiet seien bereits ausreichend Solaranlagen errichtet worden, nämlich Wasmuthhausen I und II, Hafenpreppach, Saarhof, Maroldsweisach, Marbach, Birkach und künftig Gresselgrund. Die Gegner sind der Meinung, dass die Marktgemeinde bereits einen ausreichenden Beitrag zur Energiewende leistet. Die Einreichung eines Bürgerbegehrens und eines anschließenden Bürgerentscheids solle den Raubbau an Natur und Ackerflächen beenden. Ein geplanter Solarpark bei Allertshausen wurde bereits durch einen Bürgerentscheid verhindert.
Nach Recherchen von Ingo Förster liegt die Stromerzeugung durch erneuerbare Energien im Gemeindegebiet seit dem Jahresende 2022 bereits über dem Verbrauch. Dabei seien die seitdem entstandenen Anlagen Saarhof, Hafenpreppach, Gresselgrund und Wasmuthhausen II noch nicht mit eingerechnet. Um den Solarpark bei Gückelhirn errichten zu können, hat die Marktgemeinde einen Antrag beim Landratsamt gestellt, um Flächen des Naturparks zu tauschen. Das Verfahren für den Flächentausch sei bereits gestartet worden.
Bei Nachbarn Ermershausen entsteht 50-Hektar-Solarpark
Bei den Flächen handele es sich laut der Regierung von Unterfranken um eine Landschaftseinheit mit "sehr hoher landschaftlicher Eigenart" und "hoher Erholungswirksamkeit", sowie um eine bedeutsame Kulturlandschaft, erklärt Förster. Auch vor dem Hintergrund, dass die Nachbargemeinde Ermershausen das Bauleitverfahren zur Errichtung einer 50 Hektar großen Solaranlage bereits beschlossen hat, sei es nicht mehr nötig, das Landschaftsbild der Marktgemeinde Maroldsweisach weiterhin zu zerstören, ist der Initiator der Unterschriftenliste überzeugt.
Bürgermeister Wolfram Thein und VG-Leiter Armin Bogendörfer äußerten sich gegenüber der Redaktion per E-Mail zu dem geplanten Solarpark. Aus dem Schreiben geht hervor, dass die Gemeinde die ursprünglich für die Energieerzeugung vorgesehene Fläche mit dem jetzigen Standort getauscht habe und zwar wegen der Sichtbeeinträchtigung für den Ort Altenstein. Hiermit sei die Herausnahme der einen und die Hereinnahme der anderen Fläche in das Landschaftsschutzgebiet verbunden. "Diese Vorgehensweise und der Tausch wurde im Vorfeld mit der unteren Naturschutzbehörde abgestimmt und wurde beim Landratsamt Hassberge beantragt", schreiben Bürgermeister und VG-Leiter.
Der Marktgemeinderat Maroldsweisach habe sich in den Jahren 2020/21 untensiv damit auseinandergesetzt, wie viel Fläche man für die Ansiedelung von PV-Anlagen ausweisen wolle. Damals habe der Gemeinderat beschlossen, maximal fünf Prozent der landwirtschaftlichen Ackerfläche für Photovoltaik zu nutzen, außerdem maximal 15 Prozent je Gemarkung.
Es verbleiben 106 Hektar für den weiteren Solar-Ausbau
Laut Thein und Bogenhöfer sind das im Gemeindegebiet Maroldsweisach maximal 142 Hektar landwirtschaftlich genutzte Ackerfläche, ohne Dorfgebiet, Wald, Straßen, Wiesen. Die bis dahin schon entstandenen PV-Anlagen in Hafenpreppach, Dürrenried und Maroldsweisach sind laut Bürgermeister davon abzuziehen; sie bestanden schon vor dem Grundsatzbeschluss von 2022. Nach dem nachfolgenden Bau der oben genannten Solarparks verbleibe Maroldsweisach so ein rechnerischer Zubau von 106 Hektar.

Ob eine Zulässigkeit der Anlage im Gebiet der Kulisse der "Bedeutsamen Kulturlandschaften" im Bereich Haßberge 8-B "Kulturlandschaft um Altenstein" gegeben ist, obliege der Stellungnahme der Regierung von Unterfranken, dem Planungsverband Main-Rhön und der unteren Naturschutzbehörde, heißt es aus dem Rathaus. Diese Stellungnahmen flössen in das Bauleitplanverfahren ein und entschieden über eine Zulässigkeit.
"Nach dem Einreichen des Antrages und der Unterschriftenlisten durch den Initiator des Bürgerbegehrens wird die Zulässigkeit geprüft und in der nächsten Gemeinderatssitzung im Oktober behandelt werden", teilt die Gemeinde mit. Im Falle der Zulässigkeit werde dann innerhalb einer Frist von drei Monaten ein Bürgerentscheid stattfinden, bei dem alle wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger der Marktgemeinde Maroldsweisach aufgerufen sind, ihre Stimme abzugeben.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung dieses Beitrags hatten wir unter der in der Gemeinde Maroldsweisach bereits errichteten Freiflächenphotovoltaik den Solarpark Birkenfeld erwähnt. Korrekt muss es aber heißen: Solarpark Birkach. Die Redaktion bedauert den Irrtum.