
Eine Prognose traute sich vorab keine der beteiligten Personen zu. Zu Ungewiss war Ausgang des Bürgerentscheids über den umstrittenen Solarpark bei Allertshausen, Maroldsweisach. Doch zum erwarteten Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Gegnern und Befürwortern kam es nicht. Denn das Votum gegen das Projekt fiel eindeutig aus. Alle Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Ausgang des Entscheids in der Marktgemeinde:
Wie haben die Wählerinnen und Wähler abgestimmt?
Die Überraschung am Sonntagabend war groß: Mehr als zwei Drittel der Maroldsweisacher Wählerinnen und Wähler – genauer: 68,7 Prozent – stimmten laut vorläufigem Endergebnis für das Bürgerbegehren, das Initiator Ingo Förster im Herbst 2022 ins Leben gerufen hatte. Unter dem Titel "Für den Erhalt der Kulturlandschaft um den Zeilberg" sammelte Förster damals die nötigen Unterschriften für einen Bürgerentscheid, der nun den Ratsbeschluss erfolgreich kippen konnte. Nur 34,6 Prozent sprachen sich am Sonntag für den Bau der Solaranlage im Naturpark aus.

Großer Andrang herrschte an den Urnen allerdings nicht: Von 2641 Wahlberechtigten beteiligten sich nach Angaben der Verwaltung lediglich 43,7 Prozent an der Abstimmung. Der Großteil von ihnen – nämlich 652 Menschen – nutzte die Möglichkeit zur Briefwahl, 502 entschieden sich für den Gang an die Urne. Sowohl das Rats- wie auch das Bürgerbegehren erreichten bei der Wahlbeteiligung das nötige Quorum von mindestens 20 Prozent. Eine Stichabstimmung war damit hinfällig.
Wie wurde in den einzelnen Stimmbezirken gewählt?
Ein Blick in die vier Wahlbezirke zeigt überraschenderweise: Die größte Zustimmung erhielt das Ratsbegehren, also der Vorschlag aus dem Rathaus mit dem Titel "Für die regionale Energieerzeugung", dort, wo die Betroffenheit am größten war. Im Stimmkreis, der die Ortschaften Allertshausen, Maroldsweisach, Voccawind und Wüstenbirkach vereinte, sprachen sich knapp 44 Prozent der Urnengänger und Briefwählerinnen für das Solarprojekt aus. Die geringste Zustimmung hingegen – rund 20 Prozent – kam aus dem Bezirk Pfaffendorf, Altenstein, Geroldswind, Gückelhirn, Saarhof und Todtenweisach. Diese Ortsteile liegen im Süd-Osten des Zeilbergs.
Was sagt der Initiator des Bürgerbegehrens zum Ergebnis?
Ingo Förster war am Tag nach dem erfolgreichen Entscheid erleichtert und erfreut zugleich. "Ich kam mir ein kleines bisschen vor wie David, der gegen Goliath kämpft", so der 48-Jährige gegenüber dieser Redaktion. Auf der einen Seite er, der die Broschüren und den Info-Stand aus der eigenen Tasche gezahlt habe – immerhin knapp 600 Euro, schätzt Förster. Auf der anderen die Marktgemeinde und die BayWa als großer Solaranlagenentwickler aus München, beide mit deutlich mehr Möglichkeiten und Ressourcen als der Initiator.

Förster teilt nach dem unerwartet eindeutigen Ergebnis vom Sonntag auch gegen die politische Führung in der Marktgemeinde aus. So müsse man "hinterfragen, ob Bürgermeister Wolfram Thein und der Gemeinderat noch das richtige Gespür für die Stimmung in der Gemeinde" hätten. Die geringe Wahlbeteiligung führt Förster auf den Umstand zurück, das Maroldsweisach eine Flächengemeinde sei. "Da ist es deutlich schwerer, die Menschen zum Gang an die Urne zu bewegen."
"Ich bin nicht grundsätzlich gegen Solarparks", sagt Förster. "Doch um Maroldsweisach herum sprießen die Anlagen nur so aus dem Boden." In den Gemeinden, in denen das noch nicht der Fall sei, solle künftig mehr passieren. Doch in Maroldsweisach ist der Kampf für ihn nun beendet: "Das Leben geht weiter."
Was sagen Befürworter des Solarparks zur Niederlage?
Im Maroldsweisacher Rathaus hat sich einen Tag nach der Abstimmung Ernüchterung breit gemacht. "Das ist in unserem demokratischen System so vorgesehen und deshalb zu akzeptieren", erklärt Bürgermeister Wolfram Thein (SPD) auf Nachfrage. Es sei einfacher, Menschen an die Urne zu bringen, die gegen etwas sind, als andersherum, begründet er unter anderem die fehlende Zustimmung. "Letztlich haben nur 28 Prozent der Wahlberechtigten für die gesamte Gemeinde entschieden", schwingt am Ende auch eine Portion Enttäuschung mit.

Beim Münchner Projektentwickler "BayWa r.e. Solar Projects" scheint die Gemütslage ähnlich, wenngleich selbstkritischer. So zeige die Wahlbeteiligung, dass es den Befürworten nicht gelungen sei, "die 'schweigende Mehrheit' zu mobilisieren'", heißt es vonseiten der Pressestelle. "Für uns ist es besonders ernüchternd, dass diese Votum nach vielen positiven Entscheidungen im Gemeinderat in einem so fortgeschrittenen Planungsstadium kommt." Nach Angaben des Unternehmens handele es sich um das erste Bürgerbegehren gegen eines seiner Solarprojekte in ganz Deutschland. Von einer zunehmenden Ablehnung dieser Form der Energiegewinnung möchte man in München deshalb nicht sprechen.
Wie geht es nun weiter mit den Solarprojekten in Maroldsweisach?
In Maroldsweisach aber hat die Entscheidung vom Sonntag womöglich weitreichendere Folgen: "Die Bürger haben abgestimmt: Das Projekt in Allertshausen ist gestorben", sagt Wolfram Thein. Das ist die eine Konsequenz. Doch in der Gemeinde dürfte der Ausgang des Bürgerentscheids der Beginn einer neuerlichen Auseinandersetzung mit der Frage sein, ob weiterhin fünf Prozent der landwirtschaftlichen Flächen für Photovoltaik freigegeben werden sollten. Bislang, so Thein, liege man bei rund 3,7 Prozent – ohne den Solarpark Allertshausen. Wie es weitergehe, werde nun im Gemeinderat diskutiert.
"Dort beschäftigen wir uns schon lange mit der Frage, was zumutbar ist und was nicht", sagt Thein. Aber: "Irgendwoher muss der bezahlbare Strom auch kommen." Es sei ein Aushandlungsprozess, der mitunter intensive Diskussionen zur Folge habe. Mit Ingo Försters Kritik an seiner Person könne er umgehen. Was also bleibt nach dem Wahlsonntag? "Auf jeden Fall eine gewisse Unsicherheit", sagt das Marktgemeindeoberhaupt.
Neben Maroldsweisach ist auch Ebern ein klassisches Beispiel. Statt den riesigen Parkplatz am Freibad mit Photovoltaik zu überdachen, hat man die früher herrliche Aussicht vom Freibad derart mit Solarpaneelen aufs Gröbste verschandelt, dass es ein Graus ist! Für Touristen ist das Freibad Ebern längst kein Ausflugsziel mehr, die Badegäste sind nur noch Einheimische und ein paar Sportler. Die Verantwortlichen zeigen leider keinerlei Einsicht, schuld wären die Kritiker!
Weil in der Hinterhand des offensichtlich existierenden Mischgebiets PV-Anlagen installiert wurden? Das ist wahrlich eine Schande....
Ja, irgendwo muss der Strom her kommen, aber die Bevölkerung muss auch noch ausreichend Ressourcen haben um sich ernähren zu können.
Wenn im gleichen Tempo weiterhin alles zugepflastert wird, sehe ich da weitere Probleme auf uns zukommen.
Warum überdacht man nicht Flächen, die eh schon versiegelt sind?
– Dort war nicht die Betroffenheit am größten, sondern die Parteigläubigkeit.