Bezahlbarer Wohnraum ist im Landkreis Haßberge inzwischen Mangelware. Die kommunale Allianz Lebensregion plus berichtet mit Blick auf die fehlenden Wohnungen zu vertretbaren Preisen von einer "akuten Notlage". Der Zusammenschluss aus Städten und Gemeinden – darunter etwa Eltmann, Knetzgau, Sand und Zeil – sieht dringenden Handlungsbedarf in Sachen Wohnraum.
Daher hat man sich in einem Schreiben an Landrat Wilhelm Schneider gewandt. "Wir waren der einhelligen Meinung, dass wir angesichts der akuten Notlage als Städte und Gemeinden nicht untätig bleiben können, dass wir aber in der Umsetzung alleine völlig überfordert sind", heißt es in dem Brief.
Große Nachfrage nach Wohnungen in Knetzgau
Ein Beispiel aus dem Landkreis verdeutlicht den großen Bedarf: Die Gemeinde Knetzgau startete 2019 im Rahmen eines Förderprogramms den Bau von zehn Wohnungen, die in erster Linie für Menschen vorgesehen sind, die sich ein eigenes Einfamilienhaus oder eine Eigentumswohnung nicht leisten können, wie Bürgermeister Stefan Paulus erklärt. "Es sind keine klassischen Sozialwohnungen, allerdings ist eine Einkommensgrenze zu beachten."
Die Nachfrage nach diesen Wohnungen war "zu unserer Überraschung enorm", berichtete er bereits 2021. Die Bewerberinnen und Bewerber seien aus dem ganzen Landkreis gekommen. "Das gesamte Bewerbungsverfahren hat mir aufgezeigt, welch dramatische Wohnsituation wir im Landkreis haben", fasst Paulus zusammen.
Besonders betroffen seien etwa Menschen, die eine Behinderung haben oder betreut werden. "Auch viele Rentner und Rentnerinnen berichteten mir von unzumutbaren Bedingungen, unter denen sie leben und Miete zahlen."
Zu wenig Wohnraum für Alleinerziehende und Singles
Erstaunt habe ihn auch die hohe Anzahl Alleinerziehender, die Probleme hätten, eine passende Wohnung zu finden, ergänzt Paulus. Ulla Schmidt, ILE-Managerin der Lebensregion plus, erklärt ebenfalls, dass es für Alleinerziehende aber auch für Single-Haushalte schwer sei, passenden Wohnraum zu finden. Es fehle vor allem an kleinen Einheiten.
Die andauernde Wohnungsproblematik könne nur landkreisweit erfolgreich gelöst werden, heißt es im Schreiben der Lebensregion plus. Gefordert wird, eine Wohnbaukonferenz einzuberufen, "um mit Behörden, Betroffenen, Bauträgern und weiteren externen Fachleuten die Situation im Landkreis zu beraten und gemeinsam nach Lösungswegen zu suchen".
Außerdem bringt die Allianz die Gründung einer landkreisweiten Wohnbaugesellschaft ins Spiel. "Alle Kommunen im Landkreis stehen vor demselben Problem, daher bietet es sich an, dass der Landkreis tätig wird", erklärt Lebensregion plus-Managerin Schmidt auf Anfrage zu der Idee.
Leerer Wohnungsmarkt und gestiegene Mieten
Das Thema bezahlbarer Wohnraum sei wie in vielen Landkreisen auch im Landkreis Haßberge ein wichtiges Thema und mit vielen Herausforderungen verbunden, erklärt Landrat Schneider auf Anfrage. "Die Verknappung von Angeboten auf dem Wohnungsmarkt und die deutliche Steigerung von Kaufpreisen beziehungsweise Mieten stellen uns vor Schwierigkeiten."
Ein Bedarf an sozialen Wohnungen sei vorhanden, vor allem in den Kommunen im Maintal. Insbesondere kleinere Mietwohnungen würden nachgefragt, berichtet auch der Landrat. "Aber", schränkt er ein, "Bedarf besteht nicht überall gleichermaßen."
Zur Deckung der lokalen Nachfrage gebe es zudem unterschiedliche Wege – auch alternativ zum öffentlichen Wohnungsbau. Als Stichworte nennt er hier das Management vorhandener Leerstände sowie die Anregung und Unterstützung privater Initiativen beim sozialen Wohnungsbau.
Rechtliche Voraussetzungen in Sachen Wohnungsbau
"Der soziale Wohnungsbau ist kein originäres Aufgabengebiet des Landkreises", erklärt Schneider. Grob gefasst stellen sich die Regelungen folgendermaßen dar: Der Wohnungsbau zählt zu den Aufgaben der Gemeinden. Auf Antrag kann der Landkreis übernehmen, wenn und solange die Aufgabe das Leistungsvermögen der beteiligten Gemeinden übersteigt.
Vorrangig ist jedoch die Möglichkeit der kommunalen Zusammenarbeit in Anspruch zu nehmen, wie Schneider mit Verweis auf die Gemeindeordnung ausführt. Eine Unterstützung sei immer möglich. Der Landkreis könne in Sachen sozialer Wohnungsbau prinzipiell koordinierend tätig werden. Eine aktive Beteiligung als Gesellschafter an einer Wohnungsbaugesellschaft hänge jedoch vom Vorliegen der dargestellten rechtlichen Voraussetzungen ab.
Forderung nach einer Diskussion im Kreistag
Es sei klar, dass die Kommunen in der Pflicht sind, erklärt Paulus. "Aber das Thema muss auch im Kreistag diskutiert werden." Alles andere sei auf lange Sicht zu kurz gegriffen. Bereits im vergangenen Jahr beantragte er, das Thema dort zu behandeln. Dem schließen sich die Bürgermeister der Lebensregion plus an. Die bisherigen Gespräche in der Bürgermeisterrunde und auch im Landratsamt hätten keinen konkreten Fortschritt gebracht.
Schneider verweist darauf, dass Vorarbeiten getätigt worden seien und bereits verschiedene Besprechungen stattgefunden hätten, so etwa im Juli 2021 ein Arbeitstreffen mit Bürgermeistern, Sozialamt und Caritas. Nachdem zwischenzeitlich das Thema Corona für eine Verschiebung gesorgt habe, stehe der Wohnraumbedarf nun Anfang Mai auf der Tagesordnung der nächsten Bürgermeisterdienstbesprechung.
Der Großteil meiner Bekannten aus ganz Deutschland wäre froh über Mietpreise wie sie im ländlichen, dünn besiedelten, abseits gelegenen Lkr. Haßberge der Fall sind.
Kürzlich konnte man erst über die schrumpfende Bevölkerung im ländlich geprägten Landesteilen lesen u.a. im Lkr. Haßberge; sprich es lohnt kaum hier Immobilien als Investitionsobjekte zu bauen. Die Rendite wäre anderswo höher, auch wenn die Grundstückskosten hier niedrig sind.
Natürlich gibt es Menschen die es finanziell schwer haben, allerdings sollte man die Kirche doch im Dorf lassen!