Priesendorf gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern gestalten und fit für die Zukunft machen – das haben sich Bürgermeister Matthias Krapp und sein Gemeinderatsgremium auf die Fahnen geschrieben. Um auf diesem Weg Unterstützung zu bekommen, schloss sich das oberfränkische Priesendorf jetzt der unterfränkischen ILE-Region "Lebensregion Plus" an. Damit erweitert sich erstmals eine bestehende interkommunale Allianz über die Bezirksgrenze von Unter- nach Oberfranken.
Keine Grenzen für die ländliche Entwicklung
Dass die Ränder der Bezirke keine Grenzen für die ländliche Entwicklung sein müssen, zeigte schon die Baunach-Allianz, die von Beginn an bezirksübergreifend angelegt war. Und auch im bislang unterfränkischen Abt-Degen-Weintal engagieren sich seit einigen Jahren oberfränkische Winzer.
Aus den Kontakten mit den Nachbarkommunen Oberaurach und Eltmann wuchs in Priesendorf das Interesse an der Zusammenarbeit in einer interkommunalen Allianz, die auch durch das Amt für ländliche Entwicklung (ALE) gefördert wird. "Mit den Förderinstruimentarien des ALE geht so viel mehr als es eine kleine Gemeinde wie Priesendorf je stemmen könnte", so Bürgermeister Matthias Krapp, der sich kurz vor Jahresende zur offiziellen Aufnahme seiner Gemeinde mit dem Sprecher der ILE, Rauhenebrachs Bürgermeister Matthias Bäuerlein und ILE-Managerin Ulla Schmidt im Rathaus in Untersteinbach traf.
Vom ALE Bamberg sehr positiv begleitet
Das Ansinnen, sich nach Unterfranken anzuschließen, sei vom ALE Bamberg sehr positiv begleitet worden, berichtete Matthias Krapp. Er wird nun je nach Vorhaben vom unter- oder oberfränkischen Amt betreut, immer aber von Ulla Schmidt. Die ging auch schon die ersten Schritte mit. Voraussetzung für die Integrierte Ländliche Entwicklung ist das Interesse der Bevölkerung, sich aktiv an der Gestaltung des eigenen Umfeldes beteiligen zu wollen. Wegen der Pandemie-Auflagen dauerte es etwas länger, bis ein entsprechender Workshop stattfinden konnte, doch der übertraf alle Erwartungen. Das Interesse war groß und die Teilnehmer ließen sich auch nicht von umfangreichen Fragebögen abschrecken, die auszufüllen waren.
Während es in Oberfranken bisher erst acht Interkommunale Zusammenschlüsse und Allianzen gibt, gibt es in Unterfranken schon 34. "Wir sind fast flächendeckend aufgestellt", erklärt Ulla Schmidt. Die "Lebensregion Plus" entstand 2007 aus der ältesten interkommunalen Zusammenarbeit im Landkreis Haßberge, den 5-Sterne-Gemeinden (Stadt Eltmann, Gemeinden Sand, Knetzgau, Oberaurach und Rauhenebrach), die schon seit den 90er Jahren ihre Kräfte in zahlreichen Projekten bündelten. Zusammen mit der VG Ebelsbach sowie der Stadt Zeil wurden die 5 Sterne zur Lebensregion Plus.
Paten-Projekte und gemeinsame Ausschreibungen
Sie erarbeiteten sich seitdem Entwicklungskonzepte und realisierten Projekte wie Bewegungsparcours, den Pfad der Artenvielfalt oder das Trekking-Erlebnis. Monatlich tauschen sich die Bürgermeister aus, denn vor allem auch auf Verwaltungs-Ebene ist die Zusammenarbeit intensiv. Da gibt es gemeinsame Ausschreibungen oder auch Schulungen von Bauhofpersonal, Gewerbe- und Baulandflächen werden gemeinsam vermarktet, das Leerstandsmanagement koordiniert.
"Es muss ja nicht jeder das Rad neu erfinden. In der ILE gibt es kein Kirchturmdenken", erklärt Matthias Bäuerlein beim Treffen in Rauhenebrach. Jeder Bürgermeister habe mindestens ein bestimmtes "Paten-Projekt", um das er sich schwerpunktmäßig für die gesamte ILE kümmert.
Interviews, Workshops und eine Masterarbeit sind in Planung
Bürgermeister Matthias Krapp hat sich mit dem Bürgermeister-Kreis bereits einige Male getroffen und für den Start in Priesendorf weitere Unterstützung beigezogen: Daten für das Innenentwicklungskonzept wird eine Projektstudie der Universität Bamberg liefern. Die Geographie-Studierenden von Prof. Dr. Marc Redepennig werden die Priesendorfer Bevölkerung interviewen und einen weiteren Workshop wird es im Sommer geben. Auch auf eine Masterarbeit zum Thema angepasste Wohnformen, Leerstände und Innenentwicklungspotentiale warten die Bürgermeister der ILE gespannt.
Matthias Krapp ist froh, dass der bezirksübergreifende Beitritt gelang, denn Pläne und Ideen hat man in Priesendorf genug. Zwar weist die Gemeinde aktuell ein neues Baugebiet aus, doch höchste Priorität hat die innerörtliche Entwicklung. Der Dorfkern soll lebendig und belebt bleiben, die Verkehrssituation entschärft werden.
Bürgerinnen und Bürger beschäftigen sich mit ihrem Dorf
In allen ILE-Gemeinden wurde aber durch die Erarbeitung des Innerörtlichen Entwicklungskonzepts vor allem eines erreicht: die Bürgerinnen und Bürger beschäftigen sich intensiv mit ihrem Dorf, mit der Identität, den Stärken und Schwächen. Davon profitiert nach Meinung der Beteiligten die gesamte Dorfgemeinschaft, die Vereine und die Lebensqualität. Denn eines will Priesendorf auf keinen Fall werden: Schlafgemeinde im Speckgürtel Bambergs.