Ein Montagabend Anfang August in Eichelsdorf: Im örtlichen Gasthaus "Zu den Haßbergen" haben sich rund 20 Frauen und Männer eingefunden. An der Stirnseite des Raums warten auf sie an einem Büfett mehrere Ladungen Eis. Die Hofheimer SPD hat ihre Mitglieder eingeladen, als Dank für deren Bereitschaft, sich bei der zurückliegenden Kommunalwahl auf die Liste setzen zu lassen. Die gemeinsame Feier, die aufgrund der Corona-Pandemie einige Zeit warten musste, lenkt gleichsam den Blick auf die im Oktober anstehende Landtagswahl. Und so liegen in einem Korb neben dem Eis-Büfett unter anderem Stifte, Blöcke und rote Bade-Entchen mit SPD-Aufdruck.
Mitgebracht hat diese die Parteivorsitzende der SPD im Landkreis Haßberge: Johanna Bamberg-Reinwand. Sie ist zugleich Landtagskandidatin ihrer Partei im Stimmkreis 604, der den Landkreis Haßberge und einen Teil des Landkreises Rhön-Grabfeld umfasst. "Ich bin das, was man als 'normal' bezeichnen würde", stellt sie sich selbst eingangs eines kurzen Vortrags der Runde vor. 41 Jahre alt, evangelisch, verheiratet, zwei Kinder, Hund, Teilzeitstelle an der Universität Bamberg.
SPD-Kandidatin wünscht sich einen vielfältigeren Landtag
Ändern würde sich das, wenn Bamberg-Reinwand der Einzug in den Landtag gelänge. Dort wäre sie nämlich eher eine Ausnahme, denn der Großteil der Mitglieder: "Älter, männlich, katholisch", wie sie stichpunktartig zusammenfasst. "Der Landtag ist nicht vielfältig. Ich will, dass der Landtag die Bevölkerung in Bayern repräsentiert", betont Bamberg-Reinwand. Es werde dort Politik gemacht, die auf das Leben der Menschen Einfluss habe, viele seien dabei aber gar nicht vertreten. "Das macht mich fuchsig."
Sie habe einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, sagt die Politikerin. Ihr Idealbild: Eine Gesellschaft, in der alle ihre Stärken einbringen können, und eine Politik, die die Besonderheiten jedes Menschen anerkennt und ihm Chancen bietet. "Mir tut das weh, man geht in die Kinderkrippe oder in den Kindergarten, guckt in die Gruppe und kann eigentlich jedem Kind den Lebensweg ungefähr vorzeichnen", gibt die studierte Soziologin im Gespräch mit der Redaktion ein Beispiel und fügt an: "Das ist etwas, was Sozialdemokraten schwer aushalten können."
Bamberg-Reinwand ist seit 20 Jahren in der SPD aktiv
Solche Ungerechtigkeiten und Strukturen, die diese bedingen, will Bamberg-Reinwand abbauen. "Ich bin in die Politik gegangen, um etwas zu verändern", sagt sie. 2003 – zu Beginn ihres Studiums – trat Bamberg-Reinwand in die SPD ein. Die von der Partei verfolgten Lösungsansätze hätten am ehesten denen entsprochen, die auch sie für wichtig erachtet habe, erinnert sich die Politikerin. Seit 20 Jahren ist sie nun als Mitglied aktiv. Richtig Fahrt aufgenommen habe ihr politisches Engagement Ende 2010 mit ihrem Umzug nach Zeil, heißt es auf ihrer Website. 2013 übernahm die Wahl-Zeilerin den Vorsitz des dortigen SPD-Ortsvereins, 2019 den der Kreis-SPD.
Bamberg-Reinwand sei engagiert, begeisterungsfähig und könne andere motivieren, beschreibt Staatssekretärin Sabine Dittmar auf Anfrage der Redaktion ihre Parteikollegin. Die 41-Jährige brenne für die SPD. Was sie dabei unter anderem besonders auszeichne: "Sie nimmt die Menschen so an, wie sie sind, und bringt jedem Respekt und Wertschätzung entgegen." Als aufgeschlossen und freundlich charakterisiert der Vorsitzende des Hofheimer SPD-Ortsvereins, Konrad Spiegel, bei dem Termin in Eichelsdorf die Landtagskandidatin seiner Partei. "Etwas ehrgeizig teilweise", sagt er dann noch mit einem Schmunzeln und fügt erklärend an: "Sie möchte halt für die SPD etwas rüberbringen."
Bildungschancen sind einer ihrer politischen Schwerpunkte
Bei der Landtagswahl steht Bamberg-Reinwand auf Listenplatz 6. Auch wenn ihre Chancen auf einen Einzug in den Landtag damit aller Voraussicht nach eher gering sind, ist das für die 41-Jährige kein Argument, keinen Wahlkampf zu machen. Dieser sei immer auch Teamsport, erklärt die SPDlerin. Insbesondere in der Bildungs-, der Hochschul- und der Gleichstellungspolitik setzt Bamberg-Reinwand dabei ihre Schwerpunkte.
Die Politikerin spricht sich in ihrem Wahlkampf unter anderem für "eine qualitativ hochwertige Bildung" aus, die für alle gleichermaßen zugänglich und lebenslang möglich sein soll. Sie fordert hierfür beispielsweise kostenfreie Kindertagesstätten und Lehrmittelfreiheit. "Bildungswege dürfen nicht mehr von Herkunft oder Geldbeutel der Eltern abhängen", unterstreicht Bamberg-Reinwand eines ihrer politischen Ziele, das ganz ihrem Gerechtigkeitssinn entspricht.