Noch immer steht die Hinweistafel an der Eichelsdorfer Straße: "Haßberg-Kliniken. Haus Hofheim". Die Pfeile darauf deuten Richtung "Haupteingang", "Notfälle" und "Liegendkranke". Sie führen in die Irre, denn das Hofheimer Krankenhaus gibt es nicht mehr, es wurde 2017 wegrationalisiert. Vielleicht wollten die Haßberg-Kliniken, ehe sie die Tafel entfernen, den allerletzten Schritt abwarten, der sich nun zum Jahreswechsel vollzieht. Grundstück und Gebäude fallen an den Landkreis zurück, der es dem Kommunalunternehmen bei dessen Gründung 2004 übereignet hatte.
"Von verdeckten Zuschüssen kann keine Rede sein"
Obwohl das damals kostenlos geschah, zahlt der Kreis nun knapp 600 000 Euro an die Haßberg-Kliniken, was zuletzt auch im Kreisausschuss des Landkreises für Verwunderung sorgte. Landrat Wilhelm Schneider hörte da die Frage, ob das nicht verdeckte Zuschüsse für das finanziell angeschlagene Krankenhaus-Unternehmen seien. Davon könne keine Rede sein, erklärte Schneider nun noch einmal auf Anfrage dieser Zeitung. Nach Abschreibung der von den Haßberg-Kliniken getätigten Investitionen sei ein Restbuchwert von 600 000 Euro geblieben. Diesen erstatte der Landkreis nun. "Das ist ein ganz normaler Vorgang", stellte der Landrat heraus.
In jedem Fall ist das Kapitel Krankenhaus Hofheim nun endgültig abgeschlossen. Schon 2004 hätte der Standort dem Rotstift zum Opfer fallen sollen, massiver Protest der Bevölkerung und ein eigens gegründeter Förderkreis zur Unterstützung des Hauses konnten die Klinik-Führung gerade noch davon abbringen. Auch 2017 beklagten Bürger, Hofheim werde beerdigt oder geschlachtet, doch die Protestwelle schlug nicht hoch. Kein großer Protest auch seitens Bürgermeister Wolfgang Borst, der die Entscheidung gegen "sein" Krankenhaus lediglich mit den Worten kommentierte, dies sei kein erfreulicher Tag für die Stadt.
Es hat keine Alternative gegeben
"Hätte es vor zwei Jahren eine Alternative gegeben, hätte unser Widerstand anders ausgesehen", machte Borst am Mittwoch im Gespräch mit der Redaktion sein Einverständnis mit der wirtschaftlichen Notwendigkeit deutlich. Aber nicht nur das: Der Kommunalpolitiker ist davon überzeugt, dass sein Hofheim, das immer noch einen Stachel im Fleisch hat, weil es den Status als Kreisstadt und in der Folge wichtige Einrichtungen wie die Polizeistation oder das Finanzamt verloren hat, fortan ohne Krankenhaus besser fährt. Und das auch in medizinischer Hinsicht.
Hofheim war in der jüngsten Vergangenheit ein Belegkrankenhaus, nämlich des Internistischen Zentrums der Ärztin Sabine Leucht. Zwar sind die Krankenhausbetten weg. Und die Spezialisten für Innere Medizin und Gastroenterologie ziehen selbst in Kürze aus dem alten Krankenhausgebäude aus. Aber nur, um sich im "Haus des Gastes" in einer größeren und nach modernsten Kriterien gestalteten Praxis niederzulassen. Als besonderen Erfolg wertet es Dr. Leucht dabei, dass sie den Allgemeinarzt-Sitz ihres in den Ruhestand tretenden Mannes aufrecht erhalten kann, weil sie mit ihrem Kollegen Alexander Cosma einen Nachfolger gefunden hat, der sich selbst als leidenschaftlichen Hausarzt bezeichnet. Die Baumaßnahmen laufen noch, der Umzug in die Johannisstraße 21 soll im ersten Quartal 2020 erfolgen.
Filialen des MVZ Haßfurt
Seit geraumer Zeit gibt es im Erdgeschoss des alten Hofheimer Krankenhauses eine Praxis für Innere Medizin/Cardiozentrum, im Mai 2018 ist eine orthopädisch-chirurgische Praxis hinzugekommen, beides sind Filialen des Medizinischen Versorgungszentrums Haßfurt (MVZ), eine hundertprozentige Tochter der Haßberg-Kliniken. "Außerdem ist hier eine MVZ-Filialpraxis für Frauenheilkunde vorgesehen. Daran arbeiten wir intensiv", stellte Landrat Schneider am Mittwoch heraus. Nach dem Aus der stationären Versorgung am Krankenhaus Hofheim habe der Landkreis hier den ambulanten fachärztlichen Bereich über das MVZ gestärkt. Das sei ein "wichtiger Baustein für eine umfassende und kompetente medizinische Versorgung der Bürger im nördlichen Landkreis."
Das Veterinäramt kommt
Auch Bürgermeister Borst lobt den gezielten Ausbau der ambulanten Versorgung in Hofheim. "Da haben wir jetzt ein deutlich breiteres Angebot als früher". Der Rathauschef schätzt sich aber auch in anderer Hinsicht glücklich. Das ausgediente Krankenhaus wird nicht nur zum Ärztehaus, es wird auch zum Behördenstandort. Medizin unten, im Erdgeschoss, Verwaltung oben, im ersten Stock. Das Veterinäramt zieht von Haßfurt hierher und bekommt das Büro des Naturparks Haßberge und die Kfz-Zulassungsstelle Hofheim (bisher in der Innenstadt) als Nachbarn. Damit sind die Räumlichkeiten dann ausgenutzt. "Wenn Ministerpräsident Söder für eine Behördenverlagerung im Freistaates sorgt, warum soll das nicht auch innerhalb des Landkreises funktionieren", meint Borst. Er freut sich über den "Bedeutungsgewinn" für sein einst so stark gebeuteltes Hofheim, und darüber, dass die Stadt und der Landkreis aus dem Aus für das Krankenhaus das Beste gemacht haben.