Seit 2002 hat Dr. Sabine Leucht als niedergelassene Ärztin ihre Praxis in Hofheim; genauer gesagt, im Hofheimer Krankenhaus, wo sie lange Belegärztin war. Daher konnte sie auch stationäre Behandlungen durchführen und dafür Betten im Krankenhaus nutzen – solange das Krankenhaus noch ein Krankenhaus war. Der Standort Hofheim der Haßberg-Kliniken wurde im Juni 2017 geschlossen. Sabine Leucht behielt allerdings ihre Praxis, aus dem Krankenhaus wurde eine Filiale des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Haßfurt. Stationäre Behandlungen kann sie seitdem nicht mehr anbieten, doch ihre Praxis für Innere Medizin läuft weiter. Dennoch: Seit dem Ende des Krankenhauses brodelt in Hofheim die Gerüchteküche und wie so oft in solchen Fällen gibt es einige Leute, die angeblich aus sicherer Quelle wissen, dass bald Schluss sei mit der Praxis Dr. Leucht - und damit auch mit der hausärztlichen Versorgung in Hofheim, die die Praxis ebenfalls anbietet. Dem widersprechen nun Dr. Leucht und Bürgermeister Wolfgang Borst – und präsentieren die Pläne, wie es in den nächsten Jahren weitergehen soll.
"Es war viel Arbeit, aber es hat auch viel Spaß gemacht", sagt Sabine Leucht über die Zeit als Belegärztin im Krankenhaus. Und noch immer habe das Gebäude den "Charme des alten Krankenhauses", doch um dort auf lange Sicht weiter eine Arztpraxis zu betreiben, wären einige Renovierungen nötig. Die wären in dem ehemaligen Krankenhaus, das dem Landkreis gehört, kaum umzusetzen, weshalb die Ärztin zu überlegen begann, wo sie neue Räume für ihre Praxis finden könnte. Darüber sprach sie auch mit dem Hofheimer Bürgermeister Wolfgang Borst - und der habe sofort eine Idee gehabt: Im "Haus des Gastes" soll die Praxis Dr. Leucht ihre neuen Räume finden – nach einer aufwendigen Renovierung und massiven Umbauarbeiten.
Räume vom Bauernverband
Den meisten Bürgern ist das Haus des Gastes vor allem als Veranstaltungssaal bekannt, doch in dem Gebäude gibt es auch Räume, die die Stadt vermietet. Lange war hier der Bayerische Bauernverband mit einem großen Bürotrakt untergebracht. Nachdem der Verband vor rund einem Jahr diese Räume aufgegeben hatte, hätte die Stadt auch die Möglichkeit gehabt, die Fläche aufzuteilen und mehreren Mietern kleinere Büroflächen zur Verfügung zu stellen. "Aber das war uns nicht so recht. Ich habe eher einen Partner gesucht, der die ganze Fläche nimmt", sagt Bürgermeister Borst.
Dazu kommt der ohnehin oft beklagte Ärztemangel in ländlichen Regionen: Viele Ärzte sind kurz vor dem Rentenalter, Nachfolger für die Praxen sind schwer zu finden, da die wenigsten jungen Ärzte die Städte verlassen wollen. Auch das ist ein Grund, warum es Wolfgang Borst wichtig war, eine Ärztin, die in Hofheim bleiben will, vonseiten der Stadt zu unterstützen. "Für uns in der Stadt und den Stadtrat war das kein Thema", freut sich der Bürgermeister über den Rückhalt in Verwaltung und Kommunalpolitik. Dabei investiert auch die Stadt einiges an Geld, um die Büroräume in eine moderne Arztpraxis zu verwandeln. Die 440 Quadratmeter, die im Haus des Gastes zur Verfügung stehen, bieten genug Raum für alle Behandlungen, die Leucht in ihrer Praxis anbieten will, doch der aktuelle Aufbau ist kaum für ärztliche Behandlungen geeignet.
Die nötigen Umbauten sind enorm. "So gut wie jede nicht tragende Wand wird verändert", berichtet Dr. Thomas Leucht, Ehemann und Kollege von Dr. Sabine Leucht. Er ist zeitweise aus dem Ruhestand zurückgekehrt, um in der Praxis die Stelle als Hausarzt zu übernehmen. Nun ist allerdings ein Nachfolger gefunden, der ab Oktober diese Stelle übernimmt. Damit seien die Gerüchte über eine Praxisschließung endgültig vom Tisch. "Das ist ein Statement: Es geht auf jeden Fall die nächsten 15 Jahre weiter."
Umzug schon zu Weihnachten?
Erstmal besichtigt hat das Ehepaar Leucht die neuen Praxisräume im Oktober 2018. Jetzt sind die Pläne so weit fortgeschritten, dass die Ärzte und der Bürgermeister damit an die Öffentlichkeit gehen. Wenn alles nach Plan läuft, sollen die Arbeiten am Gebäude bis Jahresende abgeschlossen sein. Dann könnte die Praxis in den Weihnachtsferien umziehen und zum Jahresbeginn in den neuen Räumen die Arbeit wieder aufnehmen.
Den Umbau im Haus des Gastes lässt sich die Stadt Hofheim rund 300 000 Euro kosten, eine Investition in die ärztliche Versorgung vor Ort. Nochmal so viel gibt die Praxis Dr. Leucht selbst aus für neue, moderne Geräte. Schließlich soll hier eine echte "Vorzeigepraxis" entstehen, wie der Bürgermeister sagt. "Manche Uni-Klinik würde vor Neid erblassen", sagt Sabine Leucht über die geplante Ausstattung, die auf dem aktuellsten Stand sein soll. Wichtig ist der Medizinerin vor allem eines: "Es soll keine Durchschiebe-Praxis sein." Sie will sich viel Zeit für die Patienten nehmen.
Der ideale Ort
Der Bürgermeister bringt seine Freude zum Ausdruck, dass es nun mit der Praxis weitergeht – und zwar langfristig. Der Ort sei zudem ideal, da die neue Praxis zwar noch in Hofheim, aber nicht mitten in einem Wohngebiet sei; mit vielen Parkplätzen direkt vor dem Gebäude und einem barrierefreien Zugang.
Ein bisschen Wehmut sei trotzdem dabei. Doch die Aussicht auf eine neue, hochmoderne Praxis sei ein Ansporn. Auch das alte Krankenhaus wird bald eine neue Aufgabe bekommen: Das Gebäude gehört dem Landratsamt, das einige Behörden dorthin verlagern möchte. So sollen bald das Veterinäramt, die Zulassungsstelle und der Naturpark Haßberge hier ein neues Zuhause finden.