
Der russische Angriff auf die Ukraine hat die Welt verändert. In Deutschland sind ein extremer Anstieg der Energiepreise und bislang unvorstellbare Versorgungsengpässe die Folge. Bundeskanzler Olaf Scholz hat in seiner Regierungserklärung von einer "Zeitenwende" gesprochen. Es droht eine Phase anhaltend hoher Inflation und sinkender Wirtschaftsentwicklung. Der Konflikt mit Russland geht weit über den energiewirtschaftlichen Bereich hinaus. Hier sind Lösungen gefragt.
Die Stromversorgung in Deutschland wird zwar jedes Jahr "grüner", so ist der Anteil der erneuerbaren Energien von sechs Prozent im Jahr 2000 auf 46 Prozent im Jahr 2020 gestiegen. Bis 2050 sollen 80 Prozent erreicht sein. Windenergie- und Solaranlagen speisen Ökostrom tageszeit- und witterungsbedingt, jedoch nicht ununterbrochen und gleichmäßig ins Netz ein. Stromspeicher sind für ein Verwirklichen der Energiewende deshalb unabdingbar.
Gewaltige Ausmaße in Sachen Größe, Inhalt und Speicherkapazität
Die Lösung, die Professor Matthias Popp von der Technischen Hochschule Nürnberg anbietet, erschlägt den unbedarften Betrachter beim ersten Betrachten. Die Zahlen sind gewaltig: 400 Meter Tiefe, 130 Meter Durchmesser, Wasserinhalt 6,5 Millionen Kubikmeter, Speicherfähigkeit 2,3 Gigawattstunden. Aber bei näherem Hinsehen entpuppt sich die Idee als genial. Frei nach dem Motto: Kommt der Prophet nicht zum Berg, so kommt der Berg zum Propheten.
Popp möchte "einfach" ein Pumpspeicherkraftwerk in der Erde vergraben, sodass man es kaum sieht. Würde man aber bei einem normalen Pumpkraftwerk den gleichen Effekt erzielen wollen wie bei einem "verbuddelten", wie es in Haßfurt gebaut werden könnte, müsste man hier neben einem Talsee zum Beispiel viermal das Zeiler Käppele aufeinandertürmen, um die gleiche nutzbare Höhe für den oberen Speichersee zu bekommen.
Gigantisch, aber machbar, sagen die Experten zu der Idee, und physikalisch möglich. Nicht zuletzt deshalb haben sich auch schon auf solche Baumonster spezialisierte Zementbaufirmen gemeldet, die bereits Betonmischer bei Fuß stehen und gerne versuchen wollen, das Unmögliche möglich zu machen. Das Unmögliche heißt Pilotprojekt und könnte in Haßfurt entstehen. Die Voraussetzungen wären durch eine bereits bestehende Infrastruktur bestens erfüllt.
Jetzt braucht es noch eine Menge an gutem Willen bei allen Entscheidern, Mut zum Risiko und entsprechende Fördergelder, dann könnte die Kreisstadt in der stotternden Maschinerie der weltweiten Energiewende vielleicht zu einem wichtigen Rädchen wachsen. Bis dahin ist es noch ein sehr weiter Weg. Aber bekanntlich beginnt ja ein solcher immer mit dem ersten Schritt.