
In eineinhalb Wochen ist Heiliger Abend. Traditionell beschenken viele Menschen zu Weihnachten ihre Liebsten. Aber auch in diesem Jahr? Wie sehen Weihnachtsfest und Bescherung angesichts von Inflation und Energiekrise aus? Stehen Preissteigerungen und die Sorge um Energieknappheit den Bürgerinnen und Bürgern bei einem unbeschwerten Einkauf von Weihnachtsgeschenken im Weg? Wir haben uns bei Menschen aus dem Landkreis Haßberge umgehört.
1. Siza Zaby (61) aus Eltmann: Weihnachten losgelöst von Energiekosten und Inflation

Siza Zaby bezeichnet Weihnachten als einen Höhepunkt des Jahres. Da werde viel ausgegeben und großzügig verschenkt, losgelöst von Energiekosten und Inflation. Präsente wähle sie mit viel Bedacht aus: Sowohl Kinder als auch Enkelkinder erhielten nur Dinge, von denen sie wisse, dass sie sich darüber aufrichtig freuen. Es gebe auch ein fulminantes gemeinsames Weihnachtsessen, selbst hergestellt, nur mit besten Zutaten, gekauft in der Region von Verkäufern ihres Vertrauens. Internetbestellungen seien für sie ein Tabu, sagt Zaby.
2. Birgit Seufert (59) aus Ebern: Gemeinsame Zeit als höchstes Gut

Birgit Seufert sieht keinen direkten Zusammenhang zwischen den Kosten eines Geschenks und der Freude, die dieses bereiten kann. "Ich bekam als Kind eine Puppe, ein paar Plätzchen, und war damit hochzufrieden." In diesem Sinne hätte sie auch ihre Kinder erzogen, und die Tradition setze sich nun bei den Enkelkindern fort. Ihrem Budget setze die Kostenentwicklung heftig zu, insbesondere die Rechnung für das Heizöl sei nicht leicht wegzustecken, berichtet Seufert. Doch das nehme keinen Einfluss auf die Weihnachtsfeier. Die Wohnung werde wie jedes Jahr weihnachtlich geschmückt. Und sie backe, gemeinsam mit dem Nachwuchs, Plätzchen. Hier zeige sich ihre Überzeugung, die sie als das höchste Gut bezeichnet: "Ich schenke Zeit."
3. Rainer Schmitt (53) aus Knetzgau: Pragmatische Geschenke für die Erwachsenen

Geschenkt werde innerhalb der Familie, sechs kleine Kinder würden von ihm Gaben erhalten, sagt Rainer Schmitt. Sparen an Weihnachtsgeschenken wegen des Inflationsgeschehens komme für ihn nicht in Betracht, er schenke nicht mehr und nicht weniger als früher. Wichtig sei für ihn, im Vorfeld des Festes zu erkunden, worüber sich die Kleinen tatsächlich freuen. Und was die Erwachsenen betrifft, seien die Präsente durchaus pragmatisch: Zum Beispiel würden Tankgutscheine unter dem Christbaum liegen. Was er zudem anbiete, sei ein Hecht für das Festmahl, erzählt der passionierte Angler.
4. Petra Stiller (52) aus Hofstetten: Gutscheine für gemeinsame Ausflüge als Geschenk

Petra Stiller ist stolze Großmutter von vier Enkelkindern. Sie spare, sagt sie, wo sie kann, auch bei den Weihnachtsgeschenken. Alles werde teurer, die zu erwartenden Steigerungen bei den Nebenkosten würden ihr durchaus Sorgen bereiten. Man wisse ja noch nicht, was auf einen zukomme. Bei den Geschenken setzt sie auf Gutscheine: Jedes Enkelkind erhalte einen, er umfasse jeweils einen Ausflug. Der Nachwuchs dürfe dann aussuchen, wohin dieser geht. So sei sie sich zumindest sicher, dass das Geschenk gut ankommt.
5. Tim Weingärtner (25) aus Untertheres: In der Familie wird traditionell gewichtelt

Die Familie sei ihm sehr wichtig, erklärt Tim Weingärtner. Sparen bei den Weihnachtsgeschenken wegen Inflation und Energiekosten? Das kommt für den Berufssoldaten nach eigener Aussage überhaupt nicht in Frage. Seitdem er sein eigenes Geld verdiene, könne er sich beim Verschenken auch eine gewisse Großzügigkeit leisten. Er schaue nicht auf den Preis, das Geschenk müsse passen. Innerhalb der Familie sei Wichteln angesagt, im Kreise von Vater, Mutter und Bruder. Das sei schon immer so gewesen und an dieser Tradition werde festgehalten.
6. Nadja Langguth (44) aus Eschenau: Mädelsausflüge statt Konsumwahn

Nadja Langguth kann nach eigener Aussage der Weihnachtszeit nicht gelassen entgegentreten. Zu sehr würden sie die politische Großwetterlage, die Preisentwicklung und die Sorge um die eigene Existenz belasten. Sie habe das Schenken zurückgefahren, konzentriere es auf die Familie und es würden ganz praktische Gaben: Die Eltern bekommen ein Zeitungsabonnement, die Nichten Gutscheine für Tagesausflüge. Für klassische Geschenke unter dem Weihnachtsbaum sieht sie keinen Raum, "die haben eh schon alles", das zehnte Buch bräuchten sie nicht wirklich. Daher sei es auch leicht, angesichts des Inflationsgeschehens, an Geschenken zu sparen. Jeden Tag genießen, sei ihre Devise. Mädelsausflüge seien zeitgemäßer als das Drehen an der Konsumschraube.
7. Wilhelm Wolpert (86) aus Haßfurt: Keine Überraschungsgeschenke

Er verhalte sich – nicht zuletzt wegen der aktuellen, aus seiner Sicht herbeigeredeten Preissteigerungen – beim Geschenkekauf sehr zurückhaltend, sagt Mundartdichter Wilhelm Wolpert und ergänzt: "Es ärgert mich, dass manche Leute auf den Zug aufspringen und ihre Produkte ohne Not teurer machen." Was die Enkel betrifft, spreche er sich mit den Eltern ab. Er halte nichts von Überraschungsgeschenken: Die Kinderzimmer seien randvoll und es sei nicht gut, "wenn die Kinder in den Spielsachen ersaufen". Zu Geschenken unter Erwachsenen befindet Wolpert: Ab 50 brauche man ohnehin nichts mehr. Wenn überhaupt, dann nur noch praktische Geschenke: etwa einen guten fränkischen Bocksbeutel. Oder einen gemeinsamen Ausflug, auch das sei ein wertvolles Geschenk.
8. Angelika Nass (55) aus Prappach: Geld ausgeben hat mit Glück nichts zu tun

"Ich schaue schon auf das Geld", sagt Angelika Nass, und das habe selbstverständlich Konsequenzen für den weihnachtlichen Gabenumfang. Früher sei der Einkaufswagen bei 100 Euro prall gefüllt gewesen, heute reiche das gerade noch für eine Einkaufstasche. Auch die versteckte Preiserhöhung, weniger Inhalt für gleiches Geld, sei ein beachtenswertes Ärgernis. Doch die Altenpflegerin sieht hierdurch die Weihnachtsromantik nicht getrübt: "Zeit, Liebe und Geborgenheit", sagt sie, würden das Weihnachtsfest ausmachen. "Das gibt es nicht bei Amazon." Geld ausgeben habe mit Glück nichts zu tun.
Im Moment gibt es wesentlich Wichtigeres als sich um Geschenke Gedanken zu machen.
Für die Kleinen mag es ok sein, das ein oder andere Geschenk zu bekommen, obwohl die meisten Kinderzimmer mit Spielsachen überfüllt sind. Aber für Erwachsene sollte das Geld sinnvoller angelegt werden als in Rasierwasser, Parfum oder Wollsocken.