Und wieder ist die Deutsche Bahn in aller Munde. Nicht - wie sonst üblich - aufgrund drohender Lokführerstreiks oder verspäteter Züge. Es geht um die Zukunft des Unternehmens: Grüne und FDP wollen den Konzern zerschlagen. Die SPD zögert. Von mehr Wettbewerb auf der Schiene ist die Rede. Den Grünen geht es vor allem darum, die Passagierzahlen deutlich zu erhöhen und so - weg vom Individualverkehr -die Klimapolitik voranzutreiben. Dass sich in dieser Sache dringend etwas ändern muss, zeigt ein Blick in den Haßbergkreis. Auch hier muss die Schiene Zukunft haben.
Nebenstreckensterben hat Teile der Region abgehängt
In der Vergangenheit war dieses Thema vor allem ein trauriges. Eines, das wenig Zuversicht erwarten lässt, dass es morgen wieder besser werden könnte: Das Nebenstreckensterben im vergangenen Jahrhundert hat viele Orte abgehängt. Da wäre etwa das Hofheimerle, das nun bereits seit 26 Jahren auf dem Abstellgleis steht. Oder der Bahnhof in Maroldsweisach, bei dem nur das historische Gebäude an die einstige Anbindung nach Ebern erinnert.
Das Beispiel Theres zeigt, wie es funktionieren könnte. Zwar ist man hier von einem Erfolg - der Reaktivierung des Bahnhalts - noch weit entfernt. Doch immerhin hat die Gemeinde das Glück, anders als Hofheim oder Maroldsweisach direkt an der Hauptverkehrsschiene im Maintal zu liegen. Ein Umstand, der die Hoffnung nährt. Auch bei CSU-Bürgermeister Matthias Schneider. Der beantragte im Sommer die Reaktivierung des 1977 stillgelegten Bahnhofs.
Die BEG - mehr Bremsklotz als Schnellzug
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft BEG als zuständige Behörde wiegelte ab. Ein zusätzlicher Halt sei nicht möglich, ohne den bestehenden Fahrplan aus dem Takt zu bringen, so die Begründung. Kritiker monierten, dass diese Entscheidung absehbar gewesen sei, die aufgebrachte Energie verschenkt. Wirklich sicher ist allerdings nur: Schicksalsergebenheit führt ganz gewiss nicht zum Erfolg. Und: Es braucht Durchhaltevermögen, um das Ziel zu erreichen.
Dass die BEG mehr Bremsklotz ist als Schnellzug - besonders bei der Entwicklung der Schiene im ländlichen Raum - kommt nicht von ungefähr. Der Ausbau ist auf Bundesebene vor allem durch das zuständige Verkehrsministerium - seit zwölf Jahren in CSU-Hand - durchweg vernachlässigt worden. Da verwundert es nicht, dass sogar ein CSU-Bürgermeister wie Schneider in der Bahn-Frage seine Hoffnung eher in eine Koalition aus SPD, FDP und Grünen setzt als in die eigene Partei. Hier kann und muss sich nun etwas ändern.
Mehr Angebote im ländlichen Raum, nicht nur in den Ballungszentren
Ein erstes Zeichen ist die nun losgetretene Debatte über mehr Wettbewerb auf der Schiene. Doch dieser Wettbewerb muss zur Folge haben, dass auch im ländlichen Raum mehr Angebote entstehen, nicht nur in den Ballungszentren. Die Fahrplantaktung zwischen großen Städten darf in Zukunft kein Argument mehr sein, wenn es darum geht, den Individualverkehr auch auf dem Land zu reduzieren. Dann kann nur der verstärkte Ausbau von Bahntrassen der richtige Schritt sein. Und zuletzt braucht es die Menschen, die sich nicht nur beschweren, sondern bestehende Angebote auch annehmen. Nur dann hat die Schiene im Haßbergkreis Zukunft.