zurück
Kreis Haßberge
Bürgermeister aus dem Norden: "Ohne eigenes Fahrzeug sehr eingeschränkt"
Die Kritik am Ist-Zustand des ÖPNV in Maroldsweisach, Ermershausen und Bundorf ist beim Haßberge-Check groß. Das Landratsamt verweist darauf, was bereits getan wurde.
Der ehemalige Bahnhof von Maroldsweisach: Sinnbild für den Niedergang des ÖPNV im Norden des Landkreises?
Foto: Lukas Reinhardt | Der ehemalige Bahnhof von Maroldsweisach: Sinnbild für den Niedergang des ÖPNV im Norden des Landkreises?
Lukas Reinhardt
 |  aktualisiert: 09.02.2024 04:23 Uhr

Die Menschen aus den Gemeinden im Norden des Landkreises haben abgestimmt: Beim Haßberge-Check wählten die Bürgerinnen und Bürger aus Maroldsweisach, Ermershausen und Bundorf ihre Orte auf den vorletzten Platz.

Besonders unzufrieden, das zeigt der genaue Blick auf die Ergebnisse, sind die Menschen mit dem öffentlichen Nahverkehr in den drei Orten. Hier erzielte der Norden im Bunde gerade einmal 2,4 von zehn möglichen Punkten. Sinnbild für Niedergang des Nahverkehrs im Nordens ist etwa die Stilllegung der Bahnlinie zwischen Maroldsweisach und Ebern im Jahr 1988. Dass diese Wunde noch immer tief ist, zeigen auch die Kommentare der Befragung.

Wird der Norden also grundsätzlich abgehängt vom Rest des Landkreises?

"Diese Kritik können wir so nicht teilen." Das schreiben die Bürgermeister der drei Gemeinden - Wolfram Thein, Günter Pfeiffer, Hübert Endres - in einer gemeinsamen Stellungnahme auf Nachfrage dieser Redaktion. Anders sieht die Bewertung hinsichtlich des öffentlichen Nahverkehrs in ihren Ortschaften aus. "Aus eigener Erfahrung können wir bestätigen, dass man ohne eigenes Fahrzeug in unserer Region sehr eingeschränkt ist", heißt es in dem Schreiben weiter. Sie verweisen darauf, dass dieses Thema auch viele andere Kommunen im ländlichen Raum beschäftigt. Und dass die Mobilitätsfrage stetig bearbeitet werde, "um eine Verbesserung der aktuellen Situation herbeizuführen".

Auch das Landratsamt widerspricht dem Vorwurf, der Norden würde außer Acht gelassen. "Die Landkreispolitik hat immer den gesamten Landkreis im Blick", heißt es aus Haßfurt.

Was muss sich künftig ändern, damit es im Norden beim ÖPNV besser läuft?

In dieser Frage verweist das Landratsamt auf das im März 2019 beschlossene Mobilitätskonzept. Auf dessen Grundlage sei im nördlichen Landkreis seit Mai 2021 zum einen die öffentliche Busverbindung mit dem Burgenwinkel-Express verbessert worden. Zum anderen sei mit dem "Coburger" eine Expressbuslinie etabliert worden, die Ermershausen und Maroldsweisach täglich – also auch an den Wochenenden – mit Coburg und Bad Neustadt bis Gersfeld in der Rhön verbindet.

Auch die drei Bürgermeister aus dem Norden erklären lieber, was in der Vergangenheit bereits getan wurde. Sie verweisen in ihrer Stellungnahme auf die Einführung der Bürgerbusse in Maroldsweisach und Bundorf.  In Ermershausen, das habe eine Umfrage ergeben, hatte es unter den Bürgerinnen und Bürgern offenbar keinen Bedarf gegeben. Auch die  Mitfahrerbänke, die in der Hofheimer Allianz flächendeckend eingeführt wurden, seien Teil des Mobilitätskonzepts für den ländlichen Raum.

Dass die bisher getroffenen Maßnahmen aber offenbar nicht ausreichen, wie die Ergebnisse des Haßberge-Checks auf Landkreis-Ebene beim Thema Mobilität ebenfalls zeigen, das sehen auch die Bürgermeister so. "Um eine tatsächliche Angleichung der Lebensverhältnisse zwischen Stadt und Land in diesem Bereich zu erreichen, ist eine erhebliche finanzielle Kraftanstrengung notwendig", heißt es weiter. Diese müssten vom Land oder vom Bund bereitgestellt werden. "Die Kommunen oder der Landkreis können dies nicht leisten."

Was können die Bürgerinnen und Bürger beitragen?

Ob diese Antworten die Bürgerinnen und Bürger im Norden zufriedenstellen, ist indes fraglich. Zu deutlich war angesichts der Ergebnisse deren Kritik am derzeitigen Ist-Zustand des ÖPNV.

Doch auch sie können offenbar einen Beitrag leisten, wenn es darum geht, bereits bestehende Angebote am Leben zu halten. Denn, das schreiben die Bürgermeister in ihrer Stellungnahme, es werde nach einiger Zeit geprüft, "ob diese Angebote auch angenommen werden". Dann entscheide sich, ob diese erweitert oder vielleicht auch wieder eingestellt werden. Das bedeutet: Der Ausbau des Nahverkehrs steht und fällt am Ende auch mit dessen Nutzung. 

Haßberge-Check: Wir haken nach

Der Haßberge-Check geht der Frage nach, wie es um die Lebensqualität in den Städten und Gemeinden im Landkreis steht. An der großen Online-Umfrage, die von August bis September lief, haben 1909 Menschen teilgenommen. Die Redaktion wertet die Ergebnisse aus den einzelnen Regionen seither aus. Zweimal in der Woche erscheint inzwischen eine Ausgabe der großen Serie über unsere Heimat.
Die Redaktion gibt sich damit allerdings nicht zufrieden. Denn fallen uns bei der Auswertung Besonderheiten ins Auge - ob positiv oder negativ -, haken wir bei den Verantwortlichen nach und berichten im Nachgang weiter darüber. 
lre
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Maroldsweisach
Ermershausen
Bundorf
Lukas Reinhardt
Bürger
Bürgermeister und Oberbürgermeister
Fahrzeuge und Verkehrsmittel
Günter Pfeiffer
Haßberge-Check
Kritik
Lebensqualität
Mobilität
Nahverkehr
Städte
Umfragen und Befragungen
Wolfram Thein
Öffentlicher Nahverkehr
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • G. W.
    @hubi62
    Klar, beleidigen ist wie immer ihr Ding!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. W.
    Abgesehen davon, dass diese Mitfahrbänke ein verkehrspolitischer Witz sind:
    Die Aussage, dass im Gebiet der Hofheimer Allianz Mitfahrbänke flächendeckend eingeführt wurden ist falsch.

    Für die Gemeinde Bundorf war selbst die Anschaffung einiger Bänke ein sinnloser Luxus, immerhin stehen im Gemeindegebiet Bundorf aber ein paar verwitterte Sitzgelegenheiten in Privatbesitz zur Verfügung.

    Immerhin !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. E.
    Sie als Einwohner von Bundorf sind es auch.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. W.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. W.
    Ihre Aussage, Hubi 62, ergibt, wie so viele Ihrer Aktionen, keinen Sinn !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • P. H.
    Für den Niedergang der Bahnstrecke Ebern-Maroldsweisach ist der ehem. Landrat Handwerker samt damaligem Kreistag maßgeblich mitverantwortlich! Sie haben auch das Hofheimerle mit auf dem Gewissen! Dass der Burgenexpress allen Ernstes als Argument für den Nahverkehr angeführt wird, zeigt, dass sich die Herrschaften allesamt von der Realität entkoppelt haben! Das Urübel liegt aber darin, dass überhaupt ein Landkreis Haßberge gegründet worden ist. In den leistungsfähigeren Landkreisen Coburg und Bamberg ist es wesentlich besser mit dem Nahverkehr bestellt! Über kurz oder lang sollte sich eine zweite Kreisgebietsreform abzeichnen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten