
Wassermangel, Hitzeperioden und Extremwetterereignisse sind Erscheinungen, die gerne mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht werden. Die Uni Würzburg schreibt, dass Mainfranken bereits jetzt eine klimatische Situation aufwiese, wie sie in 30 bis 50 Jahren für viele andere Regionen zu erwarten ist "und ermöglicht damit als Hotspot des Klimawandels einen einzigartigen Blick in die Zukunft".
Das Jahr 2023 passt allerdings bisher nicht in dieses Schema: kalt und nass war es laut Deutschem Wetterdienst in den Monaten März und April 2023. Wir haben nachgefragt, wie dies in Zeiten des Klimawandels einzuordnen ist.

Ellen Koller leitet das Revier Oberschwappach der Bayerischen Staatsforsten des Forstbetriebes Ebrach. Sie beobachtet und notiert Zusammenhänge zwischen Naturereignissen und Klimaveränderungen kontinuierlich und sprach Anfang Mai von einem ungewöhnlichen Frühjahr.
Vögel finden nur schwer Insekten
So wäre die Buche um diese Zeit in den letzten Jahren schon im April ausgetrieben. Und das habe Folgen für die Tierwelt. "Für die ankommenden Vögel war es sehr schwierig, Insekten zu finden", erklärt sie. "Nichtsdestotrotz schleppen sie schon Raupen in die Nester und fressen selbst zuhauf Efeufrüchte, die jetzt als einzige Frucht reif und bei nasskaltem Wetter eine willkommene Ersatznahrung für Mönchs-, Garten-, Klappergrasmücke, Drosseln und Amseln sind."
Heuer, schreibt sie, komme man sich vor wie vor Klimawandelzeiten. "Es war auch so kalt", hatte sie notiert, "dass der Wendehals, der hier schon mal gerufen hat, wieder davongezogen zu sein scheint." Kai Kutzner vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz im Landkreis Hassberge erklärt hierzu, dass manche Vögel ihren Zug bei Erreichen einer gewissen Temperatur starten würden, "die auch die Lebensgeister der Insekten weckten, von denen sie sich ernähren."
Pflanzen aus dem Mittelmeerraum kommen in die Region
Der ungewöhnlichen Wetterlage zu trotz macht der Biologe Otto Elsner, Mitarbeiter des Instituts für Vegetationskunde und Landschaftsökologie in Unterfranken, eine für ihn beachtenswerte Beobachtung, die er auf den langfristigen Klimawandel zurückführt. Das sehr wärmeliebende Ackerwildkraut namens Hundskerbel dringe immer tiefer in die Hassberge ein.

Diese Pflanze sei ursprünglich vom Mittelmeerraum nach Norden bis Mitteleuropa zu Hause gewesen und verbreite sich neuerdings auch in Unterfranken. "Doch dass er nun in die kühleren Regionen der Hassberge rund um Hofheim vordringt", meint Elsner, "sei neu".
Und es reihe sich ein in eine Beobachtung seines Kollegen Jürgen Thein, dass eine Grille mit dem Namen Weinhähnchen auch den Weg in die Hassberge gefunden habe. "Bis vor circa zehn Jahren gab es in Bayern nur ein einziges Vorkommen, bei Karlstadt." Dann sei die Ausbreitung ins gesamte Maintal bis Bamberg und auch in den Hassbergen erfolgt. Und was Elsner auch noch auffällt ist, dass sich gerade die wärmeliebenden Orchideen, vor allem die Bocksriemenzunge, massiv ausbreiten.
