"Von der Idee zur Umsetzung, das ist Handwerk", so bringt Johannes Kulla seine Berufsauffassung auf den Punkt. Der Schreiner und Innenarchitekt (FH) feiert in diesem Jahr das 60-jährige Bestehen seines Betriebs – und ganz nebenbei den Einstieg der dritten Generation in Person von Sohn Louis. Die eigentliche Feier wurde aber verschoben, denn derzeit läuft eine umfassende Modernisierung des Betriebs, um die Schreinerei zukunftssicher aufzustellen.
Viele Menschen der Region dürften schon an einem Tresen in einer Arztpraxis oder Kanzlei gestanden haben, die von der Schreinerei Kulla möbliert worden ist. Gewerbliche Einrichtungen waren bisher ein Schwerpunkt der Tätigkeit, immer aber auch private Einzelstücke, Küchen, Bad- oder Flurmöbel. Gerne stellt sich Johannes Kulla mit seinem Team Herausforderungen, berichtet er. Ob bei der Möblierung eines Baudenkmals, in dem es kaum einen rechten Winkel oder gerade Wand gibt, bei klaren, modernen Ideen – oder eben ganz ausgefallenen Projekten.
Ein farbenfroher Schriftzug
Das sichtbarste Projekt der vergangenen Jahre war sicherlich der Fotopoint am Maxplatz in Bamberg mit der inzwischen verstorbenen Künstlerin Barbara Bollerhoff. Tausende von Menschen haben dort Selfies geschossen, Hochzeitspaare ließen sich vor den Buchstaben fotografieren, aber kaum jemand weiß wohl, dass die Umsetzung des bunten Projekts der kleinen Schreinerei im Steigerwald zu verdanken ist.
Am Anfang war da die Idee von Florian Müller von Bamberger Kreisstelle des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), mit einem Fotopoint die Bamberger Innenstadt aufzuwerten. Ein übergroßer Bamberg-Schriftzug sollte mit Motiven der Künstlerin Barbara Bollerhoff versehen werden, die farbenfroh die Vielfalt Bambergs darstellen. Die Umsetzung allerdings sei "durchaus tricky"– also schwierig gewesen, so umschreiben es der Senior und sein Junior.
Machbar gewesen sei das Projekt nur durch die hochmodernen Maschinen, die mittlerweile in der neuen Werkstatt stehen. Hier werde nach wie vor handwerklich, aber mit massiver digitaler Unterstützung gearbeitet. Das entlaste die Mitarbeiter einerseits körperlich, andererseits sei nun auch die Herstellung von Kleinserien möglich.
Etliche Schreiner haben in Trossenfurt gelernt
Schon immer entstanden die Möbel bei Kulla aus einer Entwurfsskizze. "Wir setzen uns mit unseren Kunden zusammen, sammeln deren Ideen und Rahmenbedingungen und fertigen zwei oder drei Vorschläge", erklärt Johannes Kulla, der diese bislang von Hand zeichnete. Heute entstehe eine dreidimensionale Zeichnung am Computer. Das ist im Jahr 2024 zwar nun nichts mehr Ungewöhnliches, doch diese Zeichnung schickt jetzt auch die Fertigungsdaten an die Maschinen in der Werkstatt.
Damit das funktioniert, mussten nicht nur moderne Maschinen angeschafft werden, sondern auch die dazugehörige Software – und die ist richtig teuer. Gleichzeitig helfe sie aber auch, den Fachkräftemangel etwas abzumildern. Der Nachwuchs an Schreinerinnen und Schreinern ist dünn gesät, obwohl in Trossenfurt im Laufe der vergangenen sechs Jahrzehnte insgesamt 20 Azubis ihr Handwerk lernten.
Manfred Kulla, der 1964 neben dem Elternhaus seiner Frau die Schreinerei eröffnete, war überzeugter Ausbilder und auch Johannes Kulla hat schon einige junge Männer zur erfolgreichen Gesellenprüfung geführt. Erst kürzlich hatte er Besuch von einem "Ehemaligen", der mittlerweile seinen Meister und sich in Erfurt selbständig gemacht hat. Auch in der Region gibt es einige Schreinereien, deren Chefs in Trossenfurt gelernt haben, so die Kullas.
Die Kullas mögen besondere Herausforderungen
Schon Firmengründer Manfred Kulla stellte sich gerne besonderen Herausforderungen: So fertigte er etwa beim großen Kirchen-Erweiterungsbau in Trossenfurt in den 1979er Jahren die Holzdecke, die den historischen mit dem neuen Kirchenraum verbindet.
Die Liebe zum Holz und zum eigenen Betrieb gab er an Sohn Johannes weiter, der 1991 seinen Gesellenbrief erwarb und sich dann zu einem Studium der Innenarchitektur in Coburg entschloss. Für dessen Sohn Louis war es eigentlich auch früh klar, dass er in die Schreinerei einsteigen würde. Er hat die Lehre 2021 mit dem Gesellenbrief abgeschlossen. Die Meisterschule habe er schon im Visier, zunächst jedoch konzentriere er sich wie die ganze Familie auf die Modernisierung des Betriebs, verrät er.
Geheizt wird mit eigenen Holzabfällen
Die neuen Maschinen laufen, auch dem Gebäude selbst ist schon anzusehen, dass viel passiert ist. Die neue Fassade war der Abschluss der energetischen Sanierung. Drinnen ist die neue Heizung in Betrieb, die mit Hackschnitzeln und den Abfällen aus der Holzverarbeitung betrieben wird.
Auch das letzte Sägemehl wird zu Stücken gepresst, damit es anschließend sicher in der Heizung verbrannt werden kann. "Unsere Produktion ist sehr nachhaltig, da auch fast alle Reststoffe thermisch verwertet werden können", sagt Monika Kulla stolz. Ihr "Reich" ist das Büro, das noch auf seinen Umbau wartet.
Umsetzung dank regionaler Förderung möglich
Das gehört zum nächsten Bauabschnitt ebenso wie ein neuer Besprechungsraum für die drei Kullas und die beiden Mitarbeiter. Wesentlichen Anteil an der Umsetzbarkeit dieser Investition haben das Amt für ländliche Entwicklung mit der regionalen Förderung für die gewerbliche Wirtschaft, betont Johannes Kulla.