Ursprünglich fertigte ein "Schreiner" Kisten, Kästen, Koffer, Schränkchen und ähnliche Gebrauchsgegenstände, der "Tischler" war eher für Platten mit einem Gestell darunter zuständig. Die handwerklichen Fähigkeiten waren im Prinzip die gleichen.
Heute ist die Unterscheidung zwischen den beiden Berufsbezeichnungen rein lokal. Im Norden tischlert man eher, im Süden befindet sich die Meisterschule für das Schreinerhandwerk in Ebern. Und die ist gerade vierzig Jahre alt geworden. Ein Ehepaar würde zu diesem Anlass das Fest der Rubinhochzeit feiern.
Vom Korund zum Robin
Das Jubiläum wurde am Samstagabend mit geladenen Gästen gefeiert, am Sonntag war die Öffentlichkeit eingeladen, zusammen mit den 21 Schreinerinnen und Schreinern des Kursus 78, die Verleihung der Zeugnisse für den bestandenen Fachschulabschluss zu feiern und die Meisterstücke zu bewundern.
Der RAL-Farbton 3003 mit der Bezeichnung Rubinrot wird in der Meisterschule seit langem gerne verwendet und passte zu diesem besonderen Anlass extra gut. Schulleiter Oliver Dünisch verglich die bisher insgesamt 1599 Absolventinnen und Absolventen der Meisterschule mit dem Edelstein Rubin.
Chemisch gesehen ist ein Rubin eine Variante des farblosen Minerals Korund. Werden Anteile von Chrom eingelagert, entsteht ein roter Farbton, der aus Korund einen Schmuckstein macht. So geschieht es auch während der dreisemestrigen Ausbildung an der Meisterschule. Aus dem harten, belastbaren und abriebfesten Korund wird durch die Dotierung mit viel Wissen und Können ein funkelndes Meisterstück, ein Rubin.
Überzeugt, die richtige Wahl getroffen zu haben
Aus der Schmuckschatulle herausgegriffen: zwei Tischlerinnen und zwei Schreinerinnen, die im Februar 2023 von Norden und von Süden in die Nähe der geografischen Mitte Deutschlands gekommen sind, um ihre Berufsausbildung meisterlich werden zu lassen.
Magdalena Lehner kommt von "irgendwo aus Niederbayern", Franziska Wiele aus Sonthofen. Schreinerinnen. Ekaterina Klik aus Kiel und Brit Müller aus Wilhelmshaven. Tischlerinnen. Alle vier sind sich sicher, die richtige Wahl getroffen zu haben. Sie finden Handwerk "irgendwie geil" und wissen, dass sie mit ihrer Ausbildung "mit Kusshand" angestellt werden, zumal viele Chefs und Altgesellen derzeit in den Ruhestand wechseln. Mögliche Selbständigkeit ist für keine ausgeschlossen.
Am Ende lagen die Nerven blank
Das erste Semester in Ebern war für alle eher "chillig", berichten sie. Man fühlte sich gut aufgenommen und konnte sich in Ruhe mit den Inhalten auseinandersetzen. Doch "phasenweise" gab es viel Stress und spätestens Ende des zweiten, Anfang des dritten Semesters wurde es sehr stressig. Bei der Ausarbeitung der Pläne für das Meisterstück und bei der handwerklichen Umsetzung waren dann manchmal "die Nerven alle", wie sie verraten.
Herausgekommen ist ein Bauernschrank, von dem Franziska Wiele schon bei ihrer Gesellenausbildung in Garmisch klare Vorstellungen gehabt hat. Magdalena Lehner entschied sich für eine Kommode mit Spiegelschrank, die viel Platz für Schmuck bietet.
Ekaterina Kliks exklusive Büchervitrine war ihre Traumidee, und Brit Müller hat ihren Couchtisch mit verspieltem Innenleben mehrfach überarbeitet und neu gestaltet, bis daraus ein echtes Tischlein-deck-dich wurde.
Anstellung in einer Mürsbacher Schreinerei
Ende gut, alles gut. Brit Müller wurde bei der Entlassfeier für das zweitbeste Prüfungsergebnis (1,22) ausgezeichnet und erhielt den Sozialpreis für ganz besonderes Engagement für die Klasse, den Kursus 78.
Ihr Freund war mit ihr zusammen nach Bayern gezogen, arbeitet als Schreiner in Mürsbach und gab ihr während der Ausbildung mentale Unterstützung. Brit hat in derselben Schreinerei ihre erste Anstellung als Meisterin gefunden, das Paar wohnt jetzt in Coburg. Auch das spricht für die gute Arbeit der Meisterschule für das Schreinerhandwerk in Ebern.