Gerade mal 15 Kilometer Luftlinie trennen zwei Orte im Kreis Haßberge, die den gleichen Namen tragen: Junkersdorf und Junkersdorf. Während der eine Ort Teil der Stadt Königsberg in Bayern ist, zählt der zweite zur Gemeinde Pfarrweisach. Ein Umstand, der jede Menge Verwechslungsgefahr in sich birgt, wenn die Feuerwehr beispielsweise zum Einsatz ins falsche Junkersdorf ausrückt, wie bereits geschehen.
Doch, haben die beiden Dörfer mehr gemein als nur den Namen? Wie lebt es sich dort? Wir haben uns vor Ort umgesehen, die Bürgermeister gefragt und wagen nun den Vergleich – mit einem kleinen Augenzwinkern, versteht sich.
Wer war zuerst da?
Das heute Königsberger Junkersdorf fand erstmals im Jahr 1303 urkundliche Erwähnung. Das älteste Bauwerk des Ortes ist der Sockel des Turmes der St. Veitskirche, der aus dem 8. beziehungsweise 9. Jahrhundert stammen soll.
Die Anfänge des Pfarrweisacher Junkersdorf führen laut Dorfhistorie ebenfalls zurück bis in das 8. und 9. Jahrhundert. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort allerdings bereits 1232, also rund 70 Jahre früher als Junkersdorf bei Königsberg.
Beide Dörfer blicken somit zurück auf eine lange und bewegte Geschichte. Welcher Ort am Ende wirklich zuerst existierte, lässt sich mit allerletzter Gewissheit nicht sagen. Zieht man jedoch die urkundlichen Erwähnungen heran, dann heißt es: Vorsprung Junkersdorf an der Weisach: 1:0
Welcher Ort ist größer?
Betrachtet man die Fläche, so darf der der Blick auf den Maßstab „Fußballfelder“ nicht fehlen. Hier liegt das Königsberger Junkersdorf mit 762 Feldern, was 5,4 Quadratkilometern entspricht, weit vor dem Pfarrweisacher Junkersdorf. Dieses kommt mit 2,5 Quadratkilometern auf 347 Fußballfelder.
Bezogen auf die Einwohnerzahl fällt der Unterschied geringer aus. 227 Menschen leben Stand Juli 2021 in Junkersdorf an der Weisach, wie die Gemeindeverwaltung auf Anfrage verrät. In Junkersdorf bei Königsberg sind es laut Stadtverwaltung fünf Menschen mehr. Der Ort zählt 232 Einwohner.
Folglich kann in dieser Kategorie Junkersdorf bei Königsberg in Bayern punkten – und gleicht damit aus: 1:1
Wo pulsiert das Vereinsleben?
Ein Blick auf die Anzahl der Vereine kann viel aussagen über die Vitalität des sozialen Lebens eines Ortes. Menschen können hier nach ihren Vorstellungen Freizeit und Gesellschaft gestalten.
Und das tun die Bewohner beider Orte, die Junkersdorfer von Königsberg jedoch besonders ausgeprägt. Das zeigt die Anzahl der Vereine im Dorf. Zehn an der Zahl sind es laut Königsberger Stadtverwaltung: Es wird gesungen, geangelt, gebraut, gegärtnert, posaunt. Die Jugend trifft sich, die freiwillige Feuerwehr hilft, und eine Zweckgemeinschaft bündelt die Belange aller Vereine und pflegt zudem das Vereinsheim des Dorfes.
Im Pfarrweisacher Junkersdorf gestalten drei Vereine das Leben im Ort: ein Obst- und Gartenbauverein, die freiwillige Feuerwehr und ein Schützenverein. Und in der „Bude“ trifft sich die Jugend des Dorfes. Somit geht das Königsberger Junkersdorf in Führung. Zwischenstand: 2:1
Welcher Ort bietet die bessere Anbindung?
Beide Dörfer sind gut angebunden an die Region. Im Osten des Königsberger Junkersdorf führt eine Staatsstraße direkt am Ort vorbei. Sie verbindet den Teilort mit seinem Kernort - wie auch mit dem gesamten Kreis Haßberge.
Im Zentrum hält das Dorf für Bürger, die das Auto gerne auch einmal stehen lassen, eine andere Option bereit als den Bus: die Mitfahrbank. Wer hier Platz nimmt, möchte von Autofahrern mitgenommen werden. Und sportlichen Bürgern dient der „Haßberg-Highway“ – der Radweg, der Junkersdorf im Westen streift – als Verbindung zwischen Haßfurt und Hofheim.
Das Pfarrweisacher Junkersdorf liegt an einer Bundesstraße. Genauer gesagt führt die viel befahrene Straße direkt durch den Ort hindurch. Die Nähe zum Verkehrsknotenpunkt im Norden des Dorfes, an dem die Bundesstraßen 303 und 279 sich kreuzen, verbindet den Ort mit der Region und darüber hinaus mit Coburg, Bamberg und Schweinfurt. Und um diese Straßenanbindung in die weite Welt auch wirklich nutzen zu können, gibt es im Ort ein Autohaus. Hier können sich die Junkersdorfer mit den nötigen Fahrzeugen eindecken.
Ein klarer Sieger lässt sich in dieser Kategorie also nicht ermitteln. Punktgewinn für beide Parteien: 3:2
Wo ist Versorgungslage am besten?
Eine Gesundheitsversorgung ist in beiden Ortsteilen nicht existent, was angesichts der Größe nicht wirklich überrascht. Hier gibt es weder Apotheken noch Arztpraxen. Aber auch das Einkaufen gestaltet sich schwierig. Supermärkte oder Bekleidungsgeschäfte sucht man vergebens. Die Fahrt in einen der benachbarten Orte ist grundsätzlich unumgänglich – zumindest fast immer, denn beide Orte haben da durchaus ein Ass im Ärmel:
Im Pfarrweisacher Junkersdorf versorgt ein Hofladen mit einem Milchautomaten die Bewohner mit dem Nötigsten: neben frischer Milch auch mit Käse, Nudeln, Beeren oder Mehl. Und das rund um die Uhr. Und besonders durstigen Königsberger Junkersdorfern bietet ein Getränkeautomat inmitten des Ortes die Möglichkeit, sich zu jeder Zeit mit einem kühlen Erfrischungsgetränk einzudecken.
Grundsätzlich müssen sich die Bewohner beider Orte keine Sorgen um die Bier-Versorgung machen: In beiden Dörfern steht ein Kommunbrauhaus, in dem in denkmalgeschütztem Ambiente gebraut wird.
Während das Königsberger Junkersdorf noch mit einer unabhängigen Wärmeversorgung punktet – gewonnen aus einer Biogasanlage im Ort –, sammelt das Pfarrweisacher Junkersdorf Pluspunkte mit einer eigenständigen Wasserversorgung. Auch hier lässt sich damit nur ein Schluss ziehen: Punkt für beide: 4:3
Das Fazit: Wo also lebt es sich besser?
Auf diese Frage eine Antwort zu geben, das ist angesichts des knappen Ergebnisses nicht wirklich möglich. Bei allen Unterschieden haben die beiden Orte zudem vieles gemein. Beide Dörfer sind umgeben von der Natur, von Wiesen, Wäldern und Bergen. In ihren Ortskernen stehen malerische Fachwerkbauten, die Einwohner leben Traditionen, brauen ihr eigenes Bier und feiern Feste.
Das Fazit zu Versorgung und Anbindung fällt ähnlich aus, nur durch die größere Vielfalt im Vereinsleben gelangt das Königsberger Junkersdorf mit einem Fuß Vorsprung über die Ziellinie. In beiden Dörfern, so viel ist sicher, lässt es sich schön und gut leben. Trotz der großen Verwechslungsgefahr, die der Ortsname Junkersdorf mit sich bringt.
Herzliche Grüße
Lukas Reinhardt