Ob es die vielen erhitzten Gemüter ein wenig abkühlen wird? Dass die Fränkischen Rohrwerke (Königsberg) in einem Modellprojekt des Bayerischen Gesundheitsministeriums und des Verbandes der Bayerischen Wirtschaft seit Anfang Mai ihre Belegschaft impfen können und FTE-Valeo (Ebern) und Jopp in Bad Neustadt folgen werden, hat zu einem Aufschrei der Entrüstung geführt: Weil damit viel jüngere und gesündere Männer und Frauen ihre Impfung bekommen, als in jenem Personenkreis zu finden sind, der laut Priorisierungsliste aktuell an der Reihe ist.
Es war der CSU-Politiker Steffen Vogel, der es geschafft hat, mit den oben genannten gleich drei Unternehmen in seinem Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld zu Modellbetrieben zu machen. Dafür hat er sich Lob, aber auch harsche Kritik eingefangen - von wegen Impfungerechtigkeit. Vielleicht mag es die Kritiker ein wenig trösten, dass die Impfdosen, die die "Fränkische" nicht braucht, im Landkreis Haßberge verbleiben dürfen. Das steht jetzt fest.
Rund 300 Dosen für die Prioritätsliste
Sie gehen an die Impfzentren Hofheim und/oder Zeil . "Normalerweise hätten die nach München zurück gemusst", sagte Vogel gegenüber der Redaktion. Er selber aber habe bei Gesundheitsminister Klaus Holetschek dafür geworben, die übrig gebliebenen Rationen in der Heimat nutzen zu dürfen. Von den Fränkischen Rohrwerken will Vogel erfahren haben, dass es sich dabei um rund 300 Dosen handelt - die nun nach der Prioritätsliste verbraucht würden.
Freundliche Mitteilung "im Auftrag von Herrn Staatsminister"
Vogel legte zur Bestätigung eine E-Mail aus dem Gesundheitsministerium vor, die an eine Mitarbeiterin seines Abgeordnetenbüros adressiert war, von wo er seine Anfrage gestellt hatte. Hier heißt es unter dem Betreff "Impfdosen Landkreis Haßberge": "... im Auftrag von Herrn Staatsminister darf ich Ihnen mitteilen, dass Impfstoff, der zur Impfung im Rahmen des Modellprojektes ,Impfen in Betrieben' zugewiesen wurde, aber nicht vollständig in den teilnehmenden Betrieben verimpft wird, im zuständigen Impfzentrum verimpft werden kann."
Der Abgeordnete war sich am Mittwochnachmittag allerdings nicht ganz sicher, ob selbiges jetzt für alle Regionen gilt, in denen Vakzin bei einer Betriebsimpfung übrig bleibt. Er gehe aber davon aus, "denn bei einer Haltbarkeit von fünf Tagen macht es ja keinen Sinn, den Impfstoff dann wieder nach München zu fahren."
Auch ohne "Fränkische-Rest": Zahl der Impfdosen steigt offenbar deutlich an
Der 46-Jährige führte noch einmal die Größenordnung der Impfungen im Landkreis Haßberge vor Augen: Zuletzt seien hier in den Impfzentren pro Woche zwischen 1800 und 1900 Dosen angekommen. In der ersten Maiwoche seien Hofheim und Zeil sogar 2318 Einheiten zugeteilt worden, dazu die 1500 für die Rohrwerke. "Sie sehen, es ist inzwischen viel mehr", sagte Vogel und rechnete die Impfungen bei Hausärzten nicht mit ein. "Wir müssen den Menschen jetzt auch Hoffnung machen, dass es schnell vorwärts geht."
betrifft überschrift
meinen sie echt überflüssige dosen,
oder doch eher
überschüssige dosen ?
unter bezugnahme auf die feinheiten der deutschen sprache,
mfg
gwm
Aber ist tatsächlich "überzählig" der passende Begriff,
wenn ein allgemeiner Mangel herrscht ?
OK, zu Wahlkampfzwecken wurden Sonderkondingente bereitgestellt,
und bevor der Rest,
der in gewissen Firmen nicht benötigt wird, weggeschmissen wird,
wird's halt an andere verimpft.
Immerhin.
Aber "überzählig" ?
Vor Ort vorhandener Impfstoff wird verimpft.
So sollte das richtigerweise heißen !
Sorry, muss aber sein, denn ansonsten steht mein vorheriger Kommentar ziemlich unlogisch in der Presselandschaft rum.
Die intellektuell schlechter gestellten Mitbürger werden beklatschen. Jemand der rechnen kann und mitdenkt wird feststellen, dass am Ende statt 1500 Impfdosen nur 1200 Impfdosen dem, aufgrund der Priorisierung eigentlich berechtigten Personenkreis vorenthalten wurden.
Zitat Artikel: "Es war der CSU-Politiker Steffen Vogel, der es geschafft hat, mit den oben genannten gleich drei Unternehmen in seinem Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld zu Modellbetrieben zu machen."
Stammt das Zitat aus einer Pressemitteilung der CSU, von einem Readkteuer oder von Herrn Vogel?
Das stimmt so lt. Ausage von Herrn Vogel auf seiner Facebookseite nicht. Dort schreibt er nämlich wortwörtlich zum Thema:
"danke... aber die Priorisierung hat der VBW mit dem Gesundheitsministerium vorgenommen.... wir haben nur ein wenig gedrückt und auf unsere besondere Situation hingewiesen.... will mich da nicht mit fremden Federn schmücken...."
der oben zitierte Satz stammt nicht aus einer Pressemitteilung. Es ist die Beobachtung des Autors: Nachdem es dem Landkreis nicht gelungen war, als bundes- und bayernweiter Corona-Hotspot Impf-Sonderkontingente zu erhalten, hat sich Herr Vogel für die Impfaktion in Betrieben stark gemacht.
Und zwar so erfolgreich, dass in seinem Stimmkreis gleich drei Unternehmen für den Modellversuch ausgewählt wurden, während andere Stimmkreise leer ausgingen.
Das hat manch anderem Abgeordneten nicht gefallen, auch manchem Parteifreund nicht, wie wir aus CSU-Kreisen erfahren haben. Auch andere Regionen hätten gerne ihre(n) Modellbetrieb(e) gehabt.
Egal, wie man zu der Aktion steht, lässt sich also mE durchaus behaupten, dass das mit den drei Probebetrieben in Haßbergen/Rhön-Grabfeld auf das Engagement von MdL Vogel zurückgeht. Liebe Grüße, Martin Sage
Allerdings könnten die anderen Abgeordneten froh sein, dass sie keinen "Modellbetrieb" zugesprochen bekommen haben, außer von den jeweiligen Betriebsangehörigen und den üblichen Claqueuren der Partei dürfte es kaum Fürsprecher geben - schlimm allerdings, dass sie sich ebenfalls auf die moralisch fragwürdige und kritikwürdige Entscheidung eines Modellbetriebs eingelassen hätten.
Hatte wirklich niemand den Mumm und auf die Priorisierungsliste des Ethikrates hinzuweisen? Eine Frau Stamm fehlt der CSU bitter.