Als der Landkreis Haßberge Ende April landes- und bundesweit zum Corona-Hotspot wurde, forderte der Landtagsobgeordnete Steffen Vogel vergeblich Impfstoff-Sonderkontingente von der Staatsregierung. Vogel ließ nicht locker und erreichte es, dass in seinem Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld gleich drei Unternehmen Schauplatz für ein Modellprojekt des Gesundheitsministeriums und des Verbandes der Bayerischen Wirtschaft wurden: Bei den Fränkischen Rohrwerken (Königsberg) und FTE-Valeo (Ebern) im Haßbergkreis und Jopp in Bad Neustadt (Rhön-Grabfeld) wird die Belegschaft geimpft. Nach der Impfkampagne am Wochenende bei der "Fränkischen", bei der viel CSU-Prominenz zugegen war, durfte Vogel Lob einheimsen. Aber auch heftige Kritik nach dem Motto: Die CSU feiert sich selbst für Impfungerechtigkeiten, denn in der Region haben noch immer viele Menschen mit hoher Prioritätsstufe keinen Impftermin. Die Redaktion hat mit dem Abgeordneten gesprochen.
Steffen Vogel: Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen erhalten, von Leuten, die sich bei mir bedanken, dass ich mich bei der Beschaffung von mehr Impfstoff für den Landkreis Haßberge einsetze und die mich auffordern, nicht nachzulassen. Außerdem geht es nicht um Wahlwerbung und um eine Partei, sondern darum, dass möglichst viele Menschen aus dem Landkreis möglichst schnell geimpft werden. Für mich zählt das Ergebnis: 1500 Menschen aus dem Landkreis werden in dieser Woche zusätzlich geimpft. Bis zum 8. Mai werden so viele Menschen aus dem Landkreis geimpft werden, wie in keiner Woche zuvor. Ich schätze über 4000 und das ist gut so!
Vogel: Wir sollten froh sein, dass es noch familiengeführte Industriebetriebe wie die Fränkische gibt, mit einem Unternehmer wie Otto Kirchner, mit einer hohen sozialen Verantwortung für die Region und ihre Menschen, zum Beispiel beim Erhalt des Hallenbades in Königsberg. Woanders entscheiden Hedgefonds und deren Manager nur nach Zahlen, verlagern Arbeitsplätze oder schließen Werke. Dass dann die Fränkische für das Modellprojekt ausgewählt worden ist, freut mich sehr. Zumal das Unternehmen einer der größten Arbeitgeber im Landkreis ist und wir damit auch die meisten Impfdosen in den Landkreis zusätzlich holen konnten. Die große Wertschätzung für Otto Kirchner bei der Bevölkerung zeigt sich übrigens daran, dass er von Platz 58 auf der CSU-Liste auf Platz 9 nach vorne gewählt wurde.
Vogel: Ich verstehe den Frust voll. Ich selbst kenne viele, die auf einen Impftermin sehnlichst warten. Es wird noch drängender, wenn Geimpfte wieder Freiheiten zurückbekommen werden und andere kein Impfangebot erhalten. Ich bin ausdrücklich gegen die Aufhebung der Impfreihenfolge. Wir müssen erst die Prio-Stufe 3 komplett durchgeimpft haben, bevor wir die Priorisierung aufheben! Erst müssen alle über 60 und alle mit Vorerkrankungen geimpft werden. Erst dann kam man aufheben. Die Prioritäts-Stufe 1 ist übrigens längst durchgeimpft und Stufe 2 steht bevor. Es geht im Landkreis jetzt voran. Das werden die Menschen in den kommenden Wochen auch spüren.
Vogel: Die Impfdosen können überhaupt nicht vom Landkreis-Kontingent weggenommen worden sein, weil das viel zu viele sind. Die Impfdosen kommen aus einem Sonderkontingent aus München. Wenn die Fränkische nicht ausgewählt worden wäre, wären die 1500 Dosen irgendwo anders in Bayern gelandet. Insoweit freue ich mich, dass wir die 1500 Dosen in den Landkreis holen konnten. Ich freue mich auch, dass wir Ende Mai nochmals so viele bekommen und dann die Mitarbeiter von FTE/Valeo geimpft werden. Vielleicht profitiert sogar das Impfzentrum von der Zuteilung. Wenn die Fränkische nicht alle 1500 Impfdosen benötigt, bin ich absolut dafür, dass die Dosen dann nicht mehr nach München zurück gehen, sondern im Kreis verimpft werden. Dafür setze ich mich bei der Staatsregierung mit Nachdruck ein.
Ab Juni soll in allen Betrieben geimpft werden können. Um überhaupt einmal zu sehen, was ein Betrieb alles organisieren muss und wie die Abläufe zu gestalten sind, will man Erfahrungswerte von Modellbetrieben wie der Fränkischen haben. Es waren bereits Mitarbeiter von VALEO aus Ebern in Königsberg, um sich anzuschauen, was sie tun müssen, wenn es Ende Mai in Ebern los geht. So lernt einer vom anderen zum Wohle aller. Nach Ihrer Fragestellung hätte man dann überhaupt keine Modellbetriebe in Bayern auswählen dürfen, weil immer ein Betrieb „bevorzugt“ wird. Wenn nun zwei Betriebe aus den Haßbergen mit 3000 zusätzlichen Impfdosen bevorzugt werden, freut mich das, bevor der Impfstoff woanders in Bayern gelandet wäre.
Der Bund hat dem Freistaat Bayern 100 000 Impfdosen als Sonderkontingent, zweckgebunden für die Grenzlandkreise, zur Verfügung gestellt, weil diese besonders betroffen waren. Wir sind kein Grenzlandkreis und bei Zuteilung waren unsere Zahlen auch niedrig. In der letzten Woche hatten wir nur 1500 Impfdosen für die Impfzentren erhalten. In dieser Woche sind es schon 2218 und damit 718 mehr. Ich tue alles in meiner Kraft stehende, damit wir mehr Impfstoff in den Landkreis bekommen, um beim Impfen unserer Bürgerinnen und Bürger schneller voranzukommen.
Vogel: Ich bin davon überzeugt, dass die 3. Welle gebrochen ist und dass es nun zu erheblichen Lockerungen kommen wird. Auch die Menschen, die beim Impfen noch nicht dran waren, müssen Lockerungen genießen können. Sonst zerreißt es unsere Gesellschaft! Ich bin mir sicher: Bald können wir wieder im Biergarten sitzen und uns mit Freunden treffen oder unsere Angehörigen mit Familien besuchen. Ich danke den Menschen für die große Geduld in Zeiten der Pandemie. Es war nicht leicht und wir müssen noch etwas durchhalten. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass wir das Schlimmste hinter uns haben. Jetzt muss es mit dem Impfen richtig vorangehen, dann werden wir Schritt für Schritt wieder zur Normalität finden. Das wünsche ich uns allen!
Durch die massenhaften und äußerst strengen Schulschließungen in Bayern züchtet sich die CSU ja ihr zukünftiges Stimmvolk heran. Aber der Wind dreht sich auch in Bayern, die Zeiten in denen in Bayern absoluter Bildungsnotstand herrschte sind lange vorbei und diejenigen die darunter noch zu leiden hatten sterben langsam weg. Und das waren größtenteils CSU-Wähler. Die Zukunft wird es richten.
Im übrigen hat keine Partei ein Patentrezept. Der Wahlkampf ist in vollem Gange!
Ich bin froh, dass wir nur diese Pandemie bewältigen müssen. Stellen sie sich vor, es wäre eine richtige Katastrophe!!!!!!!!
"Von einem unnötigen Projekt darf aber wirklich nicht gesprochen werden. Jeder, der nicht durch Verordnung priorisiert ist, wird in seinem Recht auf Impfung beschnitten. (Gleichheitsgrundsatz!)."
Respekt, da ist was dran - allerdings gebe ich zu bedeken, dass die größtenteils vom Ethikrat ausgearbeitete und von den Regierungsparteien beschlossene Liste größtenteils gesellschaftlich akzeptiert wurde.
Auch ich als unfreiwillig bisher Ungeimpfter konnte mich damit anfreuden, kaum jemand steht gerne in der Priorisierungsgruppe 1 da dies in den meisten Fällen schwerste Erkrankungen bedeutet.
Wenn man jetzt aber sieht wie die Priorisierung ohne Not aufgeweicht wird macht das wütend! Wütend und v.a. auch unsicher? Unsicher weil man dieser Regierung nicht mehr trauen kann - was kommt als nächstes? Viele Politiker haben in der Vergangenheit Hoffnungen geschürt die nicht eingetreten sind. Die Maßnahmen zum "Fest der Familie" gelten z.B. heute immer noch.
"Von einem unnötigen Projekt darf aber wirklich nicht gesprochen werden. Jeder, der nicht durch Verordnung priorisiert ist, wird in seinem Recht auf Impfung beschnitten. (Gleichheitsgrundsatz!)."
Respekt, da ist was dran - allerdings gebe ich zu bedeken, dass die größtenteils vom Ethikrat ausgearbeitete und von den Regierungsparteien beschlossene Liste größtenteils gesellschaftlich akzeptiert wurde.
Auch ich als unfreiwillig bisher Ungeimpfter konnte mich damit anfreuden, kaum jemand steht gerne in der Priorisierungsgruppe 1 da dies in den meisten Fällen schwerste Erkrankungen bedeutet.
Wenn man jetzt aber sieht wie die Priorisierung ohne Not aufgeweicht wird macht das wütend! Wütend und v.a. auch unsicher? Unsicher weil man dieser Regierung nicht mehr trauen kann - was kommt als nächstes? Viele Politiker haben in der Vergangenheit Hoffnungen geschürt die nicht eingetreten sind. Die Maßnahmen zum "Fest der Familie" gelten z.B. heute immer noch.
https://www.zdf.de/comedy/die-anstalt/die-anstalt-vom-4-mai-2021-100.html
Als Landtagsabgeordneter hätte Herr Vogel darauf drängen können, dass sozial und wie mantraartig ständig vorgebetet ausschließlich nach Priorisierung geimpft wird - hat er aber nicht. Das ist sein Vergehen!
Der für dieses unnötige Projekt verwendete Impfstoff wurde dem bayerischen Kontinggent entnommen und fehlt somit landesweit berechtigten Personen der Priorisierungsgruppen 1, 2 und 3. Diese müssen nun unweigerlich länger warten und stecken sich in der Zwischenzeit möglicherweise mit Covid-19 an! Was das für einen Schwerkranken bedeuten kann weiß jeder.
Die CSU setzt durch diese Aktion indirekt Menschenleben aufs Spiel! Das ist so unglaublich, dass es mir als langjähriger CSU-Stammwähler die Sprache verschlägt. Ich schäme mich mittlerweile für jede einzelne Stimme der vergangenen Jahre die ich dieser Partei geschenkt hab. Entschuldigen muss ich mich wohl bei einigen Personen, denen gegenüber ich die CSU in der Vergangenheit verteidigt hatte. Ich schäme mich!
manchmal wählt man eben eine Partei aus Gewohnheit, ohne groß zu hinterfragen, welche politischen Ziele man damit unterstützt.
Ich kann mir gut vorstellen, wie es ist, wenn man sich von jahre-oder jahrzehntelangen Überzeugungen verabschieden muß (ich z.B. war sehr lange und gerne katholisch ), weil das Gewissen nicht mehr länger mitmacht.
Aber ich kann Sie nur beglückwünschen zu Ihrer Entscheidung, sich von Amigos und Konsorten abzuwenden und versichere Ihnen:
Besser spät als nie !
Allerdings darf man nicht Herrn Vogel die Schuld anlasten - er ist nur der hiesige Vertreter einer Partei die sich christlich und sozial nennt aber äußerst asozial handelt und sich wie ein Fähnchen im Wind dreht.
Vor Wochen noch über angebliche "Vordrängler" gewettert und nun hat die CSU selbst "Vordrängler" geschaffen (die selbst nichts für ihre glückliche Situation können). Lügenpartei CSU!
Ach, egal, wenn's gegen die CSU geht bin ich immer dabei! 🤜🦷💣 hähähäää
Eck muss weg! 🤪
Bayern hat 100.000 Dosen zum "Versuchstest" an 10 Betriebe verteilt, 1500 MA, vielleicht auch Familienangehörige konnten so zusätzlich geimpft werden. Das sind rund 3% der Impfberechtigten des Landkreises.
Weshalb allso meckern statt sich freuen.
Auch in Würzburg oder MSP gibt es unzufriedene Ü70Bürger und zahlreiche Betriebe wie die Fränkischen. Keiner hat was zusätzlich erhalten.
Ihre Aussage: "Keiner hat was zusätzlich erhalten." möchte ich entschiedenwiedersprechen oder meinen sie etwa dieser Impfstoff wurde exklusiv für die beteiligten Firmen von Biontech hergestellt? Nein dieser Imfstoff wurde abgezweigt. Nicht von dem Kontinggent was dem Lkr. HAS allein zur Verfügung steht sondern vom Kontingent welches Bayern zur Vefügung steht. Leztlich fehlt es aber dann über ganz Bayern verteilt den noch wartenden Personen der berechtigten Impfgruppen 1,2 und 3.
Um diese Wahrheit hat sich Herr Vogel gewunden wie eine Schlange.
Ich wüsste nicht wie ich mich als "24-jähriger, topfitter Firmenmitarbeiter ohne Priorisierung" vor meinem krebskranken Großvater rechtfertigen sollte der sich nicht mehr aus dem Haus traut und seit Monaten auf einen Termin wartet? Natürlich muss sich der 24-jährige nicht rechtfertigen da ihm ja die Impfung und der verfrühte Impftermin mehr oder weniger durch moralisch fragwürdige, unsoziale Entscheidungen aufgezwungen wurde.
Schlimm wenn sich eine Partei wie die CSU über die gemeinsam mit dem Ethikrat ausgearbeitete Priorisierung stellt (die zudem gesellschaftliche Akzeptanz gefunden hatte) und stattdessen mit dem der VBW (Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft) und dem CSU geführten Gesundheitsministerium die moralisch falsche Verteilung der Impfdosen beschließt.
Siehe zum Thema das wortwörtliche Zitat von Herrn Vogel von seiner Facebookseite:
"danke... aber die Priorisierung hat der VBW mit dem Gesundheitsministerium vorgenommen.... wir haben nur ein wenig gedrückt"
- es freut mich wirklich wenn die "Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft" mitbestimmen darf wer in Bayern seine Grundrechte erhält und wem sie weiter entzogen werden. Es freut mich auch, dass die VBW (offenbar im Gegensatz zum Ethikrat) mit der Kompetenz ausgestattet ist zu erkennen wer die Impfung am meisten benötigt. --> Ironie aus!